Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bauernhausmuseum Wolfegg startet in die Saison
Zur Eröffnung kommen so viele Gäste wie noch nie – Neuer Leiter Christoph Mayr stellt sich vor
WOLFEGG - Traditionell am letzten Märzwochenende ist das Bauernhausmuseum Wolfegg am Sonntag in die neue Saison gestartet. In der Sonderausstellung „Steine, Schaufel, Straßenkarre – vom Wegknecht und seiner Strecke“widmet sich das Museum einer schon fast in Vergessenheit geratenen Zeit auf den Straßen des Landes vor der Motorisierung. Der Museumsname wurde erweitert auf Bauernhausmuseum AllgäuOberschwaben, Christoph Mayr ist der neuer Museumsleiter.
Die Zehntscheuer Gessenried war bei der Eröffnung voll. Mit rund 180 Anmeldungen waren so viele Gäste wie noch nie gekommen. Leiter Christoph Mayr, Nachfolger von Stefan Zimmermann, nutze die Gelegenheit, um mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen.
Identifikationspunkt der Region Das Bauernhausmuseum sei eine herausragende Kultureinrichtung, eine Perle des Landkreises, sagte Landrat Harald Sievers. Es sei ein Identifikationspunkt der gesamten Region, weshalb die Namensergänzung Allgäu-Oberschwaben dem Anspruch des Museums gerechter werde. Gewandelt habe sich auch die rechtliche Stellung des Museums, das jetzt, ebenso wie Schloss Achberg, zum Eigenbetrieb Kultur des Landkreises gehört. Er freue sich, dass der Kreistag 400 000 Euro für die Sanierung verschiedener Häuser zur Verfügung gestellt habe, so Sievers. Im Jahr 2021 sollen die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sein. „Besuchen Sie das Museum auch außerhalb der großen Events, um die Ruhe und die Weitläufigkeit des Geländes zu genießen“, regte der Landrat an.
Viel lobende Worte fand Sievers für das Museumsteam, das trotz schwieriger Situation durch den Wechsel an der Spitze eine tolle Ausstellung erarbeitet habe. „Eine beachtliche Leistung.“Neben den aktuellen Wechseln stehe das Museum aber auch für Beständigkeit, betonte der Landrat und führte das 40-jährige Bestehen der Fördergemeinschaft zur Erhaltung des ländlichen Kulturguts an. Als Gründer und langjähriger Träger des Museums stehe die Fördergemeinschaft für Tradition, Nachhaltigkeit und Kontinuität, sei eine hochspannende Geschichte, mit vielen ehrenamtlichen Begleitern.
Mit einem Dank an das hervorragende Team begann Museumsleiter Christoph Mayr seine Vorstellung. Er trete in große Fußstapfen und werde das bewährte Konzept beibehalten, wolle aber trotzdem seine eigene Handschrift einbringen. Bewahren und gestalten sieht er als gesellschaftliche Verantwortung. Noch habe er nicht mit allen Vereinen Kontakt aufnehmen können, möchte aber die Partnerschaft wie gewohnt beibehalten, versicherte er den Vereinen.
Die Gruppe „Get stuffed“aus Kißlegg riss das Publikum mit Percussion auf Plastiktonnen und einer Mischung von Afrika und Schuhplatteln zu Begeisterungsstürmen hin.
Buch ist Basis für Ausstellung Die Kuratorinnen Andrea Maria Schreck und Verene Amann stellten die Sonderausstellung „Steine, Schaufel, Straßenkarre – vom Wegknecht und seiner Strecke“vor. Umfangreiche Recherchen waren notwendig, denn es existieren recht wenige Unterlagen aus der Vergangenheit, als die Straßen oft eher einem Acker glichen als einer Fahrbahn. Fündig wurden die Kuratorinnen in einer 1935 als Buch erschienenen Familienbiographie. Ein zwischenzeitlich zu Vermögen gekommener Nachfahre eines Streckenwartes schilderte darin das harte Leben seiner Familie ab 1880. Es war ein hartes Los für die Wegknechte, die mit Schaufel, Besen und Karre tagaus, tagein ihre schlecht bezahlte Arbeit leisteten. Als Unterstand, für Werkzeug und zum Vespern diente eine kleine, beheizbare Hütte. Erst in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts änderte sich das Berufsbild und wurde zu einem anerkannten Ausbildungsberuf. Im Pavillon neben der Zehntscheuer ist die Sonderausstellung in allen Facetten aufbereitet. Dass Straßen und Wege schon immer ein Thema waren, bezeugen neben den Straßen aus der Römerzeit auch Fotos von einer 3000 Jahre alten Holzplankenstraße, die bei Ausgrabungen am Federsee gefunden wurde.
Das Bauernhausmuseum AllgäuOberschwaben in Wolfegg ist von Mai bis September täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Im März und April sowie im Oktober und November dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Die erste größere Veranstaltung der Saison ist der Kräuter- und Blümlesmarkt am 1. Mai.