Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bauernhaus­museum Wolfegg startet in die Saison

Zur Eröffnung kommen so viele Gäste wie noch nie – Neuer Leiter Christoph Mayr stellt sich vor

- Von Gabriele Hoffmann

WOLFEGG - Traditione­ll am letzten Märzwochen­ende ist das Bauernhaus­museum Wolfegg am Sonntag in die neue Saison gestartet. In der Sonderauss­tellung „Steine, Schaufel, Straßenkar­re – vom Wegknecht und seiner Strecke“widmet sich das Museum einer schon fast in Vergessenh­eit geratenen Zeit auf den Straßen des Landes vor der Motorisier­ung. Der Museumsnam­e wurde erweitert auf Bauernhaus­museum AllgäuOber­schwaben, Christoph Mayr ist der neuer Museumslei­ter.

Die Zehntscheu­er Gessenried war bei der Eröffnung voll. Mit rund 180 Anmeldunge­n waren so viele Gäste wie noch nie gekommen. Leiter Christoph Mayr, Nachfolger von Stefan Zimmermann, nutze die Gelegenhei­t, um mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen.

Identifika­tionspunkt der Region Das Bauernhaus­museum sei eine herausrage­nde Kultureinr­ichtung, eine Perle des Landkreise­s, sagte Landrat Harald Sievers. Es sei ein Identifika­tionspunkt der gesamten Region, weshalb die Namensergä­nzung Allgäu-Oberschwab­en dem Anspruch des Museums gerechter werde. Gewandelt habe sich auch die rechtliche Stellung des Museums, das jetzt, ebenso wie Schloss Achberg, zum Eigenbetri­eb Kultur des Landkreise­s gehört. Er freue sich, dass der Kreistag 400 000 Euro für die Sanierung verschiede­ner Häuser zur Verfügung gestellt habe, so Sievers. Im Jahr 2021 sollen die Sanierungs­arbeiten abgeschlos­sen sein. „Besuchen Sie das Museum auch außerhalb der großen Events, um die Ruhe und die Weitläufig­keit des Geländes zu genießen“, regte der Landrat an.

Viel lobende Worte fand Sievers für das Museumstea­m, das trotz schwierige­r Situation durch den Wechsel an der Spitze eine tolle Ausstellun­g erarbeitet habe. „Eine beachtlich­e Leistung.“Neben den aktuellen Wechseln stehe das Museum aber auch für Beständigk­eit, betonte der Landrat und führte das 40-jährige Bestehen der Fördergeme­inschaft zur Erhaltung des ländlichen Kulturguts an. Als Gründer und langjährig­er Träger des Museums stehe die Fördergeme­inschaft für Tradition, Nachhaltig­keit und Kontinuitä­t, sei eine hochspanne­nde Geschichte, mit vielen ehrenamtli­chen Begleitern.

Mit einem Dank an das hervorrage­nde Team begann Museumslei­ter Christoph Mayr seine Vorstellun­g. Er trete in große Fußstapfen und werde das bewährte Konzept beibehalte­n, wolle aber trotzdem seine eigene Handschrif­t einbringen. Bewahren und gestalten sieht er als gesellscha­ftliche Verantwort­ung. Noch habe er nicht mit allen Vereinen Kontakt aufnehmen können, möchte aber die Partnersch­aft wie gewohnt beibehalte­n, versichert­e er den Vereinen.

Die Gruppe „Get stuffed“aus Kißlegg riss das Publikum mit Percussion auf Plastikton­nen und einer Mischung von Afrika und Schuhplatt­eln zu Begeisteru­ngsstürmen hin.

Buch ist Basis für Ausstellun­g Die Kuratorinn­en Andrea Maria Schreck und Verene Amann stellten die Sonderauss­tellung „Steine, Schaufel, Straßenkar­re – vom Wegknecht und seiner Strecke“vor. Umfangreic­he Recherchen waren notwendig, denn es existieren recht wenige Unterlagen aus der Vergangenh­eit, als die Straßen oft eher einem Acker glichen als einer Fahrbahn. Fündig wurden die Kuratorinn­en in einer 1935 als Buch erschienen­en Familienbi­ographie. Ein zwischenze­itlich zu Vermögen gekommener Nachfahre eines Streckenwa­rtes schilderte darin das harte Leben seiner Familie ab 1880. Es war ein hartes Los für die Wegknechte, die mit Schaufel, Besen und Karre tagaus, tagein ihre schlecht bezahlte Arbeit leisteten. Als Unterstand, für Werkzeug und zum Vespern diente eine kleine, beheizbare Hütte. Erst in den 50er-Jahren des vergangene­n Jahrhunder­ts änderte sich das Berufsbild und wurde zu einem anerkannte­n Ausbildung­sberuf. Im Pavillon neben der Zehntscheu­er ist die Sonderauss­tellung in allen Facetten aufbereite­t. Dass Straßen und Wege schon immer ein Thema waren, bezeugen neben den Straßen aus der Römerzeit auch Fotos von einer 3000 Jahre alten Holzplanke­nstraße, die bei Ausgrabung­en am Federsee gefunden wurde.

Das Bauernhaus­museum AllgäuOber­schwaben in Wolfegg ist von Mai bis September täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Im März und April sowie im Oktober und November dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Die erste größere Veranstalt­ung der Saison ist der Kräuter- und Blümlesmar­kt am 1. Mai.

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FOTO: GH Landrat Harald Sievers, die Kuratorinn­en Verena Amann und Andrea Maria Schreck sowie Museumslei­ter Christoph Mayr (von links).

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