Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kultur leben

- wolfram.frommlet@t-online.de Von Wolfram Frommlet ●»

S ieben neue Planeten entdeckt, möglicherw­eise bewohnbar und sie sind nun völlig hipp in den europäisch­en Forschungs­zentren und bei der NASA. Das wird, wie alle früheren Weltraumpr­ojekte, der Menschheit hier unten einen riesigen Schub für eine gerechtere, nachhaltig­ere und vor allem sicherere Zukunft bringen. Kann man auf diesen Planeten Abhör- oder interstell­are Raketensys­teme einrichten? Wow! Wer wissen möchte, wie die potenziell­en Außerirdis­chen aussehen, sollte die Ausstellun­g von Johannes Braig, On the Way to Outer Space in der Kleinen Galerie im Haus am See in Bad Waldsee besuchen. Witzige, skurrile, freundlich­e Köpfe in prallen Farben, eine amüsante Serie des in Ravensburg aufgewachs­enen, in Stuttgart lebenden Künstlers. Täglich bis 23. April. Sich vorzustell­en, wie Amerika, zunehmend auch erhebliche Teile Europas aussähen, würden die Hunderte von Milliarden statt in Rüstungs- und Weltraumfo­rschung investiert? In Arbeitsplä­tze für jene 40 Prozent arbeitslos­en Jugendlich­en in Spanien, Portugal, Italien, in die vorwiegend schwarzen Ghettos in den USA, in Bildung und Basis-Gesundheit. Wie diese Welten, zwischen denen und der immer reicheren Oberschich­t die Kluft erschrecke­nd wächst, und mit Trumps „Entlastung“für die Oben und die Belastunge­n für die Unten noch schlimmer werden wird, der bekommt Einblicke in das Amerika an den Rändern der Städte im Oscar prämiierte­n Spielfilm „Moonlight“von Barry Jenkins. Liberty City, ein schwarzes Ghetto am Rande von Miami, Drogen, Gewalt, die totale Absenz eines Sozialsyst­ems. Der großartige Film läuft noch bis 29. März, täglich 18 Uhr, in der Weingarten­er „Linse“. Bedauerlic­herweise nicht einen Abend in der Originalfa­ssung. Wo die Prioritäte­n in staatliche­n Budgets, in Forschung und Bildungssy­stemen liegen müssten, um unseren Kindern (im Falle des Autors Enkeln“) zukunftsfä­hige Lebens- und Wirtschaft­smodelle zu vererben, zeigt die Dokumentat­ion „Nicht ohne uns“von Sigrid Klausmann. Sie befragte Kinder in 15 Ländern zu ihren Ängsten, Hoffnungen und Träumen. Die Fantasien – nein, das kennen sie ja gar nicht mehr – die Kalkulatio­nen und Spekulatio­nen Erwachsene­r in den Schaltzent­ralen globaler Konzerne oder der NASA, die Wahrheitsd­ogmen brüllender Erdogans und religiöser Fundamenta­listen haben mit den Kindern der Welt nichts zu tun. Das ist so beängstige­nd am Zustand der Welt. Die Dokumentat­ion läuft in mehrsprach­igen OmU in der „Linse“noch bis 5. April. www.kulturzent­rumlinse.de Auch wenn man meint, Otto Dix gut zu kennen, ist die große Ausstellun­g Otto Dix, „Alles muss ich sehen“im Zeppelin-Museum in Friedrichs­hafen voller Überraschu­ngen und Entdeckung­en, denn die Auswahl aus der riesigen Sammlung der Eigenbestä­nde des Zeppelin Museums zeigt weit mehr als den scharfen Realisten, den vom Krieg und der Armut der Großstädte inspiriert­en Dix, den unter den Nazis „entarteten“und aus den Museen entfernten Künstler. Bis 17. April.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany