Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Weinbau als Heimatpflege
Ehrenamtliche Helfer kümmern sich um die Taldorfer Reben
- Von einem erfolgreichen Jahr für den Weinbau in Taldorf hat Ortsvorsteher Vinzenz Höss in der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrats berichtet. 3800 Flaschen MüllerThurgau wurden abgefüllt. Das Interesse der Taldorfer an der ehrenamtlichen Mitarbeit ist so groß, dass keine neuen Helfer angenommen werden können. Höss sprach von einem „wichtigen Beitrag zur Heimatpflege“.
Seit zwei Jahren betreibt die Ortschaft die Pflege des 36 Ar großen Weinbergs in kommunaler Regie. Rund zwei Dutzend Freiwillige zählt derzeit die Mannschaft der Hobbyweingärtner. Bis vor zwei Jahren hatte die Regie noch in den Händen professioneller Winzer gelegen. Von 2005 an zeichnete der Immenstaader Matthias Röhrenbach für den Weinbau verantwortlich; die acht Jahre zuvor der Meersburger Winzer Leo Maier. In den Jahren von 1963 (dem Beginn des Weinanbaus in Taldorf) bis 1997 hatte diese Aufgabe die Ravensburger Familie Knoblauch („Zum Muke“) wahrgenommen.
Die Übernahme des Taldorfer Weinbaus in kommunale Verantwortung war der Konsolidierung des städtischen Haushalts geschuldet. In Taldorf lag den Worten von Ortsvorsteher Höss zufolge das jährliche Defizit bei 15 000 bis 20 000 Euro. Anders als die Stadt Ravensburg behielt die Ortschaft Taldorf Bewirtschaftung und Pflege in den eigenen Händen: Rund 380 Arbeitsstunden investierten die freiwilligen Helfer im vergangenen Jahr, bis schließlich 3800 Flaschen MüllerThurgau abgefüllt waren.
Das vergangene Jahr war, so hieß es im Ortschaftsrat, „kein einfaches, aber am Ende ein sehr erfolgreiches“. Viel Regen zu Beginn des Jahres und Frostschäden an den jungen Trieben machten den Weinbergfreunden ebenso zu schaffen wie Rehe, die Gefallen gefunden hatten an den süßen Trauben. Mit Zäunen und später zusätzlich mit Wespenfallen konnten die Verluste jedoch in erträglichen Grenzen gehalten werden. Im September kam es allerdings noch zur Edelfäule durch Botrytisbefall (Grauschimmel). Dies machte eine Vorlese zwei Wochen vor der eigentlichen Lese notwendig, wodurch der Ernteertrag gerettet werden konnte. Zur Arbeit der Helfer gehörte im vergangenen Jahr auch der Ersatz von 60 abgestorbenen Rebstöcken. Jetzt hofft man, dass die neuen Stöcke im kommenden Jahr ihren ersten Ertrag liefern.
Höss: „Sensationelle Leistung“Als „sensationelle Leistung, die ihresgleichen sucht“bezeichnete Ortsvorsteher Höss das Engagement der freiwilligen Helfer, und Lob in den höchsten Tönen gab es für die Mannschaft auch seitens des Ortschaftsrats. „Wir sind stolz auf unseren Weinberg, auf unsere Bürgerinnen und Bürger und auf unseren Ortsbauhof“, fügte Höss hinzu.
Ihre Lehren gezogen haben die Weinbergfreunde aus dem Jahr 2016. Erstmals wurden für den Fall eines Spätfrostes Frostruten stehen gelassen. Und durch die Anschaffung eines neuen Elektrozaunes als Schutz gegen Wildtiere erhoffen sich die Hobbywinzer eine noch bessere Ausbeute im Herbst dieses Jahres.