Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Leserbriefe
Zum Bericht „Agendagruppe fordert Vorgehen gegen Parksuchverkehr und Kurzparker“(SZ vom 9. März):
„Was machen die Anwohner, wenn alle verbannt sind?“
Als Nichtanwohner der Ravensburger Innenstadt stellt sich für mich folgende Frage: Was machen denn die Anwohner der Innenstadt, vornehmlich der Oberstadt, wenn dann all die schlimmen Autos und Zweiräder samt Parkplätzen aus Ravensburg verbannt sind, wenn dann der Einzelhandel, die Cafés und Restaurants irgendwann deswegen nach und nach Kunden verlieren und schlimmstenfalls schließen werden? Müssen die geplagten Anwohner dann eventuell auch mit dem Auto irgendwo hinfahren und einen Parkplatz suchen, um einzukaufen? Wer in der Ravensburger Innenstadt wohnt, hat neben dem Vorteil, vieles zu Fuß erledigen zu können, eben auch Verkehr, Lärm und Abgase. Wem das nicht passt, dem empfehle ich, aufs Land oder wieder nach Weingarten zu ziehen (da ist es bekanntlich ganz ruhig in der Innenstadt). Ach so, aber da braucht man ja dann wieder ein Auto und einen Parkplatz, um mal in die Ravensburger Innenstadt zu fahren.
Christina Feil,
Torkenweiler
Zum Bericht „Kontaktladen: Entscheidung im Herbst“(SZ vom 17. März):
„Drogenassoziierte Probleme nehmen zu“
Mit Sorge verfolge ich als Leiter der Drogenentzugsstation am ZfP Weissenau die Entwicklungen um den Kontaktladen in der Ravensburger Innenstadt. Dieser war mehr als 20 Jahre lang die wichtigste Anlaufstelle für schwerstkranke Drogenabhängige, die von anderen Unterstützungsangeboten in der Region nicht mehr erreicht werden. Die aktuelle Inanspruchnahme ist angesichts drastisch reduzierter Öffnungszeiten von durchschnittlich nicht fünf, sondern 25 täglichen Besuchern im langjährigen Mittel nochmals gestiegen. Der enorme Bedarf kann durch das Interimsangebot mit fünf Stunden Öffnungszeit pro Woche, anstatt wie früher 20 Stunden, bei Weitem nicht gedeckt werden. Wie in dieser kurzen Zeit bis zu 35 Personen mit hohem Hilfebedarf von zwei Aushilfskräften trotz deren hohem und auf Dauer nicht zumutbarem persönlichem Einsatz versorgt werden sollen, ist mir persönlich ein Rätsel. Billig ist diese „Lösung“ohne Zweifel im Vergleich zu den realistischen Kosten für eine adäquate Versorgung. Diese lagen in der Vergangenheit bei rund 90 000 Euro (und nicht bei 150 000 Euro) pro Jahr. Auch früher schon war die Finanzierung durch die öffentliche Hand aber bei weitem nicht ausreichend und musste zu einem erheblichen Teil unter anderem über Spenden gesichert werden. Die politisch Verantwortlichen in Stadt und Landkreis Ravensburg sind nun dringend gefragt, die Finanzierung einer dauerhaften und vor allem tragfähigen Lösung zu klären. Andernfalls werden die negativen Folgen für die Betroffenen selbst, aber darüber hinaus auch für die hiesige Bevölkerung im Sinne einer Zunahme drogenassoziierter Probleme im öffentlichen Raum spürbar werden. Dr. Markus Leibfarth, Ravensburg