Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
In Sachen Mode
Heute, am Tag der Schwarzwälder Kirschtorte, des Bockshorns und des Unkrauts, will ich völlig unpolitisch sein und mich über die Frühjahrsmode auslassen. Doch halt, ganz ohne Politik geht es nicht. Denn die Frauen haben modetechnisch die Stadt übernommen. Ich, als Seismograph politischer Erschütterungen, gebe hiermit folgendes zu Protokoll: Wir haben einen Mädelsflohmarkt, keinen für Buben und drei neue Geschäfte, in denen es ausschließlich Frauenklamotten gibt: Betty Barclay, Hallhuber und Only. Wo bitte, sind der Hosen Wetzel und die Grete Benz geblieben? Lang ist’s her.
Okay, es gibt noch den Hosenmann am Marienplatz, aber für Autofahrerhosen mit Gummizug fühle ich mich noch zu elastisch. Außerdem fahre ich Bus. Das Allerwichtigste jedoch ist, dass wir keinen Laden für Männerunterwäsche haben. Die Damenwelt kann zum Hunkemöller. Ich dagegen muss beim Kaffeehändler Unterhosen kaufen. Natürlich gibt es Schlüpfer bei den Ravensburger Familien Gieseke und Reischmann. Aber das ist nicht befriedigend. Denn bei letzteren befremdet mich die Beschreibung der neuen Saison. So sei derzeit die Contemporary Fashion angesagt, die zeitgeistige Looks und trendorientierte Mode stilvoll interpretiert. Und sportive Elemente treffen auf feminine Akzente. So steht’s zumindest in einem Newsletter. Heißt das für mich, das ich nur „in“bin, wenn ich einen String mit Adidasstreifen trage? Und das in der Trendfarbe butterblumengelb?