Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Ohne Auszeiten geht es auf Dauer nicht“
Präsidentin des Landfrauenverbands Württemberg-Hohenzollern über Belastungen von Unternehmerinnen
BAD SAULGAU - „Selbstständig und selbstbewusst – sich als Unternehmerin für die Zukunft aufstellen“– so lautet das Motto des zweiten Unternehmerinnentags des Landfrauenverbandes Württemberg-Hohenzollern in Kooperation mit dem Bildungsund Sozialwerk der Landfrauen, zu dem die Organisatorinnen am 8. April ins Stadtforum Bad Saulgau einladen. SZ-Mitarbeiterin Anita Metzler-Mikuteit hat sich im Vorfeld mit Juliane Vees, der Präsidentin des Verbands, unterhalten.
Richtet sich die Einladung an alle Unternehmerinnen? Also auch ohne landwirtschaftlichen Betrieb im Hintergrund? Ja, sie richtet sich an alle Unternehmerinnen, denn was sie alle eint, unabhängig von der Branche, ist oft die Tatsache, dass sie auch Partnerin, Frau, Mutter, Pflegende und vieles mehr sind, also Vielfachbelastungen ausgesetzt sind.
In Zeiten von Globalisierung und Umwälzungen in allen Bereichen verändern sich auch die Ansprüche an Menschen in Führungspositionen. Wo liegt aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung? Welche Führungsqualitäten sind besonders gefragt? Eine große Herausforderung ist, auch den menschlichen Anforderungen innerhalb des Führungsteams und gegenüber Mitarbeitern gerecht zu werden. Wie schaffe ich Vertrauen auf beiden Seiten? Wie entwickelt man ein tragfähiges und kompetentes Team? Zudem werden auch im Handwerk und in der Landwirtschaft die finanziellen Herausforderungen immer größer. Auch darauf legen wir bei unserem Seminartag einen besonderen Schwerpunkt.
Gerade auch der landwirtschaftliche Bereich ist von diesen Umwälzungen massiv betroffen. Landwirte und deren Familien sind auch weiterhin konfrontiert mit enormen Unsicherheiten. Wie positio- niert sich hier der Landfrauenverband mit Blick auf die politischen Entscheidungsträger? Als Berufsvertretung sind wir Sprachrohr und Fürsprecherinnen für unsere Frauen auf den Höfen. Die Unwägbarkeiten durch sich stark verändernde Märkte werden genauso an die Politik herangetragen wie auch die konkreten Forderungen nach Hilfe, wenn ganze Betriebsfor- men ins Trudeln geraten – wie zuletzt bei der Milchkrise. Als Verband liegt uns auch die Bildung der Frauen auf den Höfen sehr am Herzen. Unsere Programme schneiden wir gezielt auf die Bedürfnisse des heutigen modernen landwirtschaftlichen Betriebs zu.
Unternehmerinnen sehen sich in aller Regel Mehrfachbelastungen ausgesetzt. Beruf, Kinder und Haushalt müssen täglich koordiniert und bewältigt werden. Werden nicht irgendwann die Belastungsgrenzen erreicht? Genau darum geht es bei unserem Unternehmerinnentag. Wie gehe ich mit dieser Mehrfachbelastung um? Wir wollen den Teilnehmerinnen Denkanstöße geben, wie sie ihre Belastung verringern, was sie anders machen können, um den Anforderungen gewachsen zu sein.
Bräuchten nicht gerade Menschen in Führungspositionen Auszeiten, um neue Ideen zu spinnen, andere Lösungsansätze oder die Kreativität wieder zu entdecken? Ohne Auszeiten geht es auf Dauer nicht. Aber wie diese gestaltet sein müssen, das muss jede für sich selbst herausfinden. Wir Landfrauen bieten regelmäßig Coachings und Seminare zu diesen Themen, denn wir wollen Frauen zum Engagement motivieren. Aber eben nicht zum Preis eines Burn-outs. Wir möchten Handwerkszeug an die Hand geben, mit dessen Hilfe man seine Balance findet und sich so organisiert, dass man zwischen all den Aufgaben nicht zerrieben wird.
Die Entwicklung auf den Weltmärkten ist auch zukünftig vermutlich eine der größten Herausforderungen, nicht nur für Bäuerinnen und deren Familien. Wie sehen Ihre Prognosen aus? Hier heißt es, gerade in schwierigen Zeiten das Machbare im Blick zu haben, den Mut nicht zu verlieren und immer wieder innovativ nach seinem ganz persönlichen Weg zu suchen. Für die wachsende Gesellschaft werden wir immer mehr Lebensmittel benötigen, und ohne Erneuerbare Energien ist die Zukunft nicht zu leisten. Von daher hat man als landwirtschaftlicher Betrieb ein großes Potenzial, das man mit Know-how und Mut angehen sollte. Dafür wollen wir das nötige Rüstzeug bieten.
Der Unternehmerinnen tag findet am 8. April um 9.30 Uhr im Stadtforum Bad Saulgau statt. In Fachvorträgen und einer Talkrunde geht es etwa um die Zusammenarbeit mit Bankinstituten vor Ort, um Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten, die Entwicklung einer eigenen Unternehmerinnen persönlichkeit oder das Findender Balance zwischen Be- und Entlastung. Informationen gibt es unter www.landfrauenverbandwh.de und unter der Telefonnummer 0751/36 07 61.