Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Beck räumt im Fall Amri Fehler der Behörden ein
Opferbeauftragter sieht „grobe Ungeschicklichkeiten“
BERLIN - Der Sonderbeauftragte der Bundesregierung für die Opfer des Anschlags auf den Berliner Weihnachtsmarkt, Ex-SPD-Chef Kurt Beck, hat Fehler und Versäumnisse von Rettungskräften und Behörden eingeräumt. „Es gab einige grobe Ungeschicklichkeiten“, sagte Beck am Dienstag im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
„So hat mir ein Betroffener geschildert, dass er einer sterbenden Frau helfen wollte, er aber von einem professionellen Helfer weggezerrt wurde.“Entsprechende Fälle „müssen wir aufarbeiten“, sagte der frühere Ministerpräsident von RheinlandPfalz. „Es gab auch Klagen über eine mangelnde Sensibilität der Behörden, darüber, bei der Antragstellung auf finanzielle Hilfe mit der Bürokratie alleingelassen worden zu sein. Ich habe das Gefühl, dass nach einigen Ungeschicklichkeiten am Anfang nun sehr viel Sensibilität vorhanden ist“, so Beck. Der Opferbeauftragte des Landes Berlin, Roland Weber, leiste eine „hervorragende“Arbeit. „Ich werde alle Hinweise auf mögliche Fehler oder Versäumnisse zusammenfassen, die Erfahrungen der Opfer und Betroffenen sammeln und im Herbst einen Bericht dazu verfassen, der auch den Innenministern der Länder vorgelegt werden soll“, kündigte der Opferbeauftragte an. Beck war vor drei Wochen von der Bundesregierung als Opferbeauftragter berufen worden.
Nach Ansicht von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hätte der Attentäter Anis Amri verhaftet werden können. Spätestens Ende Oktober, nachdem Tunesien Amris Identität bestätigt habe, hätte mit guten Gründen ein Antrag auf Sicherungshaft gestellt werden können, sagte der Minister am Dienstag als Zeuge im Untersuchungsausschuss des NRW-Landtags zu dem Terrorfall. „Es wurde aber nicht einmal versucht.“„Warum sollte eine Passersatzpapierbeschaffung bei geklärter Identität mehr als drei Monate dauern?“, fragte der Minister.