Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
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Mir persönlich ist der Marienplatz schon immer sympathisch gewesen. Er ist weiträumig und großzügig, bietet Weitblick und Durchblick und genügend Seitenstraßen und Gassen, Nischen und Ecken, in denen man, wenn es nötig wird, rasch verschwinden kann. Es finden sich auch Sitzgelegenheiten und lauschige Plätzchen, von denen aus man Beobachtungen anstellen und die eine oder andere Überraschung erleben kann. Manchmal trifft man auch Menschen, die Neuestes erzählen unter dem Siegel der Verschwiegenheit oder solche, die einem die Hand schütteln, sich gleichzeitig angeregt mit einem Zweiten unterhalten und dabei einem Dritten zuwinken.
Manchmal wird man auch von Touristen über die vielen schönen, alten Häuser und Fassaden, Brunnen und Türme befragt oder spricht mit ihnen über Stolpersteine. Und nicht vergessen werden soll die Vielfalt der Geschäfte und Gastronomie am Platz. Ich mochte den Marienplatz schon, als noch Durchgangsverkehr herrschte, fast überall oberirdisch geparkt werden durfte und samstags Viehmarkt war. Ziemlich zugig ist er halt. Von allen Seiten fallen Windstöße über Passanten her. Egal, in welcher Richtung man unterwegs ist, ob in die Ober- oder Unterstadt, Richtung Süden oder Weingarten zu, immer hat man Gegenwind, und stauben tut’s das ganze Jahr über, von wenigen Regentagen abgesehen.
Lästig sind auch die Pflastersteine, wenn man nicht mehr ganz so gut zu Fuß unterwegs ist oder im Rollstuhl sitzt. Die paar Busse, Taxis oder Kraftfahrzeuge mit fremden Kenn-zeichen kann ich verschmerzen, sind sie doch meist ungefährlicher als gewisse Radfahrer(innen). Übrigens gibt’s täglich kurz nach 15 Uhr auch ein schönes Gratis-Glockenkonzert von der Stadtkirche.