Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bei Rot stehen
Wegen der Verkehrssicherheit: Einige Ampeln in Weingarten sind ganze Nacht in Betrieb
WEINGARTEN - Sie sind für die Sicherheit des Verkehrs unabdingbar und gleichzeitig doch so unbeliebt: Ampeln. Besonders wenn sie rot aufleuchten, sorgen sie für leichte Missstimmung und Kopfschütteln. Doch des Nachts, wenn kaum ein anderer Verkehrsteilnehmer unterwegs ist und man mitten im Nirgendwo zum Anhalten gezwungen wird, wächst die Frustration noch weiter an. Gute Orte für Wutausbrüche und Schimpftiraden gibt es auch in Weingarten. Alle Ampeln entlang der Ravensburger und Waldseer Straße, wie auch der Schussenstraße, sind rund um die Uhr in Betrieb. Die Stadtverwaltung begründet das mit Verkehrssicherheit.
„Gerade auf der breiten NordSüd-Achse der Waldseer und Ravensburger Straße lassen sich Autofahrer in den Nachtstunden gerne zu überhöhter Geschwindigkeit verleiten“, sagt Rainer Beck von der Stadt. „Die zentral gesteuerten Ampelschaltungen sorgen dafür, dass nur bei Einhaltung der Richtgeschwindigkeit ein flüssiges Vorankommen gewährleistet ist und auch die sichere Einfahrt aus Nebenstraßen möglich bleibt.“Diese Entscheidung sei schon vor geraumer Zeit vom Gemeinderat in Abstimmung mit der Polizei und den zuständigen Straßenbaulastträgern (Stadt, Landkreis und Land) getroffen worden. Seitdem kontrolliere man die Notwendigkeit regelmäßig. „Einmal im Jahr steht das auf der Tagesordnung“, sagt Beck. „Die Polizei ist dabei ein wichtiger Partner.“
23 Ampelanlagen insgsamt Ein Großteil der insgesamt 23 Ampelanlagen im Stadtgebiet sind dagegen nachts und teilweise auch am Wochenende auf Blinksignale geschaltet. Allerdings gibt es dabei keine einheitlichen Schaltzeiten, da auch hier die Verkehrssicherheit im Vordergrund steht und im Einzelfall bewertet wird. In der Regel blinken die Ampeln aber von 20 bis 6 Uhr. Das spart der Stadt sogar bares Geld, da so Strom gespart werden kann. Jede Ampelanlage verbraucht im Jahr Strom für rund 300 Euro. Die Gesamtkosten pro Ampelanlage für Wartung und Unterhalt liegen bei circa 3000 Euro.
Damit jede einzelne Ampelanlage eigens gesteuert werden kann, gibt es vor Ort ein Steuergerät, das über verschiedene Signalprogramme abhängig von Verkehrsaufkommen und Tageszeiten verfügt. Damit die Ampeln in Weingarten auch untereinander optimal abgestimmt sind, gibt es einen zentralen Verkehrsrechner, der in der Jakob-Reiner-Straße im Untergeschoss der Talschule steht und die Größe von zwei Kühlschränken hat. Der Rechner übernimmt die Koordination zwischen den verschiedenen Ampeln, um bestmöglich eine grüne Welle herzustellen. Je nach Verkehrsaufkommen werden größere Datenmengen zwischen den Ampeln und dem Verkehrsrechner ausgetauscht.
Veralteter Verkehrsrechner Allerdings stammt er aus dem Jahr 1995 und ist veraltet. Daher soll er im April oder Mai dieses Jahres ausgetauscht werden. Da es in Ravensburg ähnlich aussieht, sollen beide Verkehrsrechner zeitgleich ausgewechselt werden. Die Kosten von rund 155 000 Euro für den Rechner in Weingarten werden zwischen den verschiedenen Straßenbaulastträgern aufgeteilt. Weingarten muss für ein Viertel der Kosten aufkommen. Den Rest übernehmen das Land Baden-Württemberg und der Landkreis Ravensburg.