Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Verurteilter
Der ehemalige deutsche U21-Nationalspieler Deniz Naki ist im südosttürkischen Diyarbakir wegen „Terrorpropaganda“zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr, sechs Monaten und 22 Tagen verurteilt worden. Die Bewährungszeit betrage fünf Jahre, sagte Soran Haldi Mizrak, der Anwalt des bei Amed SK in der Kurdenmetropole Diyarbakir spielenden Fußball-Profis.
„Ich bin sehr enttäuscht, denn bei der ersten Verhandlung bin ich noch freigesprochen worden. Mit so einem Urteil herauszukommen, macht mich sehr traurig“, sagte Naki der ARD. Er habe nur eine Friedensbotschaft weitergegeben und gesagt, „dass ich gegen den Krieg bin. Ich werde weiter den Mund aufmachen, wenn ich Menschen Not leiden sehe“.
Hintergrund des Verfahrens waren Twitter- und FacebookNachrichten des 27-Jährigen, in denen er unter anderem das Vorgehen des türkischen Militärs im kurdisch geprägten Südosten des Landes kritisierte. Nachdem Amed im Januar 2016 im Pokal gegen den Erstligisten Bursaspor gewonnen hatte, schrieb Naki unter anderem, der Sieg sei denen gewidmet, „die bei den Grausamkeiten, die seit über 50 Tagen auf unserem Boden stattfinden, getötet oder verletzt wurden“.
Vor Gericht war Naki am 8. November 2016 zunächst in erster Instanz vom Vorwurf der PKK-Propaganda freigesprochen worden. Im Februar ging die Staatsanwaltschaft jedoch in Revision. „Es ist schwer nachvollziehbar, wie der gleiche Richter in einer Revision nun zu einer anderen Entscheidung kommt“, sagte Oke Göttlich, der Club-Chef des FC St. Pauli. Beim Zweitligisten hatte Naki seine Profi-Karriere begonnen.
Derzeit kämpft der DeutschTürke mit seinem Club Amed SK um den Aufstieg in die zweite türkische Liga. Naki ist nicht nur der beste Spieler des Vereins, er ist auch dessen Gesicht und Aushängeschild – und der Kapitän. Mirjam Schmitt (dpa)