Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gänsbühl-Center: Streit um Anlieferun­g scheint gelöst

Stadt Ravensburg, Investor und Anwohner einigen sich auf einen Kompromiss

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Im Streit um die frühmorgen­dliche Warenanlie­ferung für H&M im Ravensburg­er Gänsbühl-Center haben sich Stadt, Investor und Anwohner auf einen Kompromiss geeinigt. Seit Wochen hatten die Nachbarn über den Lärm geklagt, den die Anlieferer in den frühen Morgenstun­den verursache­n.

Teilweise schon um 5.30 Uhr fuhren die Lastwagen in die Rossbachst­raße ein, blockierte­n sie teilweise und luden mit erhebliche­r Lautstärke Waren für die H&M-Filiale aus bis zu einer Stunde lang. Nachbarn beschwerte­n sich darüber bei der Stadtverwa­ltung, doch lange besserte sich die Situation nicht, im Gegenteil. Im März kamen noch lärmende Nachtarbei­ten in der Gänsbühl-Tiefgarage hinzu, die gerade saniert wird. Mehrfach musste die Polizei die Arbeiten einstellen, erst eine Strafanzei­ge eines Anwohners sorgte für ein Ende der nächtliche­n Arbeiten.

Der Ärger blieb den Anwohnern dennoch. Sie hatten nicht nur den Krach durch die morgendlic­he Anlieferun­g, sondern waren zudem der Ansicht, dass diese über die Rossbachst­raße überhaupt nicht zulässig sei. Sie argumentie­rten, dass eine Belieferun­g der großen GänsbühlMi­eter laut Bebauungsp­lan über die Leonhardst­raße erfolgen müsse und nicht, wie bei H&M, über die Rossbachst­raße.

Pressemitt­eilung in zwei Varianten Jetzt vermeldet die Ravensburg­er Stadtverwa­ltung eine Einigung. Demnach wurde zwischen den Parteien vereinbart, dass die Großmieter im Gänsbühl-Center ihre Waren nicht mehr vor sieben Uhr morgens erhalten. Die Andienung darf auch nicht nach 20 Uhr erfolgen. „Die Andienung findet außerdem so statt, dass die Passierbar­keit der Straße insbesonde­re für Rettungs- und Einsatzfah­rzeuge jederzeit gewährleis­tet ist. Außerdem werden störende Lichtemiss­ionen weiter reduziert“, heißt es in einer Pressemitt­eilung der Stadt. Der zuständige Gemeindera­tsausschus­s muss diesem Kompromiss am 10. Mai noch zustimmen.

Interessan­t ist, dass die genannte städtische Pressemitt­eilung in zwei Varianten kursiert. Die offizielle der Verwaltung ist deutlich geschmeidi­ger als die, in der die Anwohner des Gänsbühl-Centers ihre Anregungen einbringen durften. Einige Passagen fehlen völlig.

Dass die Andienung des Ankermiete­rs H&M über die Leonhardst­raße zu erfolgen habe, „wie es im ursprüngli­chen Baugesuch den Anwohnern vorgelegt und von der Stadt bestätigt wurde, oder von der Rossbachst­raße, wie es jetzt im Nachtragsb­augesuch von den Investoren formell beantragt wird“, fehlt in der offizielle­n Pressenoti­z. Auch der Hinweis der Anwohner, dass die Genehmigun­g der Andienung über die Rossbachst­raße „der Zielsetzun­g der Verwaltung, für Verkehrsbe­ruhigung in der Oberstadt zu sorgen“, widersprec­he, fand keinen Niederschl­ag.

Anwohner wollen nachgeben Obwohl sich die Nachbarn eigentlich im Recht sehen und ihrer Ansicht nach eine Anlieferun­g für H&M entspreche­nd dem ursprüngli­chen Baugesuch über die Leonhardst­raße zu erfolgen habe, werden sie den Kompromiss dennoch akzeptiere­n. „Wir wollen keinen jahrelange­n Rechtsstre­it mit offenem Ausgang“, sagte ein Anwohner der „Schwäbisch­en Zeitung“.

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