Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mollet ist Ravensburgs siebte Partnerstadt
Zwölfköpfige Delegation ist zur offiziellen Besiegelung der langjährigen Freundschaft nach Spanien geflogen
RAVENSBURG/MOLLET - Es sei ein bisschen, wie wenn man nach langem Zusammensein heiratet, sagt Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp: Nun wurde die jahrelange Freundschaft der Städte Ravensburg und Mollet del Vallès nämlich mit einer offiziellen Partnerschaft besiegelt. Dafür ist am Wochenende eine 18-köpfige Delegation aus Oberschwaben nach Spanien geflogen.
Nachdem insbesondere die Erzieherinnen-Europaklasse des Instituts für soziale Berufe seit 15 Jahren einen regen Austausch mit der katalanischen 51 000-Einwohner-Stadt pflegt, stand man 2007 schon mal knapp vor der Unterzeichnung einer offiziellen Partnerschaft, erinnert sich Kerstin Wippich, in der Stadtverwaltung zuständig für Städte- und Schulpartnerschaften. Damals sei die Finanzkrise dazwischengekommen, da habe es dann Wichtigeres gegeben. Nun wurde doch noch ein Knopf drangemacht, und so ist Mollet del Vallès nach Montélimar, Rivoli, Varazdin, Rhondda Cynon Taff und Coswig Ravensburgs sechste Partnerstadt; über den Gemeindeverband Mittleres Schussental ist man zudem mit Brest „verpartnert“.
Ökologisches Vorzeigeprojekt Nicht nur den OB hat die viertägige Reise begeistert: „Wir wurden sehr herzlich empfangen. Es gab schöne Begegnungen, und wir können viel voneinander lernen.“So ist Mollet etwa vorne dran in Sachen Nachhaltigkeit und Ökologie. Unter anderem haben die Ravensburger sich das Modellprojekt Gallecs angeschaut: Nicht zuletzt, um der Arbeitslosigkeit etwas entgegenzusetzen, können Bürger dort kostenlos ihr eigenes Gemüse anbauen; darüber hinaus werden die städtischen Kantinen an Schulen, Kitas oder Altersheimen mit den Erträgen versorgt, wie Wippich erzählt. Obendrein fungiert Gallecs als Naherholungsgebiet, auf dem alte Getreidesorten ohne Pestizide hochgepäppelt werden.
Rapp war auch von der Kompaktheit der Stadt angetan: In jedem Quartier fänden sich ein Platz und ein Gebäude als öffentliche Treffpunkte, zudem stimme die soziale Durchmischung. „Da hat man auch baulich mitgedacht.“
Nur 18 Kilometer bis Barcelona Der öffentliche Nahverkehr könne sich ebenfalls sehen lassen: Alle 20 Minuten fahren S-Bahn und Bus ins 18 Kilometer entfernte Barcelona. Dennoch sei Mollet mitnichten eine Trabantenstadt: In der fast 1000 Jahre alten Kommune „gibt es im Stadtkern schöne historische Gebäude“, weiß Rapp zu berichten.
Selbstredend haben die zwölf Stadträte, die vom Vorstand des Partnerschaftsvereins „Die Brückenbauer“, Vertretern der Stadtverwaltung und Musikschuldirektor Harald Heppner begleitet wurden, auch einen Ausflug nach Barcelona gemacht. Einen Eindruck der katalanischen Lebensart vermittelte zudem der Festtag Sant Jordi, an dem Rosen und Bücher verschenkt werden und die Stadt brummt: „Das war ein bisschen wie am Rutenfest“, findet Wippich, „da kommen ganze Familien zusammen, und in der Stadt ist die Hölle los.“
Die Besiegelung der Partnerschaft soll nun der Auftakt zu einer weiteren Intensivierung der Beziehungen zwischen den beiden Städten sein – und zwar in den Bereichen Soziales, Musik, Sport und Wirtschaft.
Gegenbesuch an Ostern 2018 So kommen beispielsweise im Oktober wieder junge Spanier nach Ravensburg zur Jugendkonferenz, beim Klassik-Camp wird gemeinsam musiziert, und ein regelmäßiger Schüleraustausch soll auf die Beine gestellt werden. Sind doch, wie Wippich ausführt, nicht nur „die Kommunen die tragenden Säulen, um europäische Partnerschaft mit Leben zu erfüllen“, sondern auch Jugendliche, wie der OB betont. Er kann sich auch dadurch eine spannende gegenseitige Unterstützung vorstellen, dass noch mehr arbeitslose junge Katalanen in Ravensburger Firmen unterkommen: „Schließlich fehlen uns hier Fachkräfte.“Um Ostern 2017 steht der Gegenbesuch der Verwaltungsspitze aus Mollet an, und die junge offizielle Partnerschaft wird in Ravensburg nochmals bekräftigt. Das ist dann ein bisschen wie das Feiern des ersten Hochzeitstags.