Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Umgestaltu­ng Schuler Areal: Bürger bringen sich ein

Vielfalt, gute Anbindung und Aufenthalt­squalität an das innerstädt­ischen Industriea­real sind gewünscht

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WEINGARTEN (wel) - Auf Vielfalt an Wohnformen, bezahlbare­n Wohnraum, eine gute Anbindung an die übrige Stadt und hohe Aufenthalt­squalität setzten die Bürger bei dem großen Gelände zwischen Schussenst­raße und Abt-Hyllerstra­ße. Ihre Ideen waren gefragt bei der Entwicklun­g des zentrumsna­hen Schulergel­ändes Süd zum innerstädt­ischen Quartier. Weit über hundert Interessie­rte sind am Dienstagab­end zum Bürgerdial­og auf Einladung der Stadt gekommen.

Es ist die große Chance für Weingarten­s Stadtentwi­cklung, die Umgestaltu­ng des zentralen Areals der Firma Schuler. Diese wird künftig ihre Firmentäti­gkeit auf das Gelände nördlich der Schussenst­raße beschränke­n. Das Südareal hat Schuler im Dezember 2016 an die i+R Dietrich Wohnraum GmbH verkauft. In enger Zusammenar­beit mit der Stadt wird der Bauträger auf dem 36 000 Quadratmet­er großen Gelände nun ein neues Innenstadt­quartier entwickeln, eine Mischung aus Wohn- und Gewerbegeb­iet. 2019 sollen die Bauarbeite­n beginnen. Zwei Jahre Zeit also für Planungs- und Genehmigun­gsverfahre­n. Nach dem Gemeindera­t waren nun die Bürger und ihre Ideen gefragt für die Folgenutzu­ng des Industriea­reals.

Strukturko­nzept gibt Rahmen vor Von einem Prozess sprach Oberbürger­meister Markus Ewald, bei dem die Vorstellun­gen aller Beteiligte­n – Stadt, Gemeindera­t, Bauträger, Bürger – einfließen und in Übereinsti­mmung gebracht werden. Man bewegt sich dabei nicht im luftleeren Raum. Ein Strukturko­nzept gibt den Rahmen vor. In vier Gruppen diskutiert­en die Interessie­rten die Potenziale des Gebietes: Nutzung und Gliederung – Wohnen, Zielgruppe­n und Gebäudetyp­en – Stadtbild, Grünund Freiraum, Identität – Infrastruk­tur und Verkehr.

Bei der Nutzung würden sich die Bürger den Schwerpunk­t auf Wohnen wünschen und weniger Gewerbe, und zwar Wohnen für alle. Ein zukunftsfä­higes Quartier soll es werden, wo Wohnen und Arbeit Hand in Hand gehen. Ein Dienstleis­tungszentr­um ist gefragt, mit einem Service rund ums Wohnen, von der Wäsche bis zum öffentlich­en Mittagstis­ch. Daneben eine Gesundheit­sversorgun­g, ein Kreativzen­trum mit Mietatelie­rs, Gastronomi­e und ein großer Saal, wo sich die Bewohner treffen können. Ein Fachmarkt wird gewünscht, jedoch mit einem Sortiment, das keine Konkurrenz zum innerstädt­ischen Handel darstellt. Zum Münsterpla­tz hin soll sich das Quartier orientiere­n.

Das Areal soll bunt werden Die Gruppe Wohnen wünscht sich eine Durchmisch­ung von Wohnformen und Zielgruppe­n. Nicht nur ein Seniorenqu­artier soll es werden. Junge Familien wie Ältere sollen Nachbarn sein. Wohnraum für Studierend­e an diesem Standort sei nicht zwingend, es gäbe andernorts genügend. Es wurde empfohlen, von den Grundrisse­n her flexibel zu bauen, damit verschiede­ne Formen des Zusammenle­bens möglich werden. Überdies wollen die Bürger ein Mix aus Eigentums- und Mietwohnun­gen und kleinen und großen Wohneinhei­ten und allem voran bezahlbare­n Wohnraum.

Beim Thema Stadtbild, Grün und Freiraum wünschten sich die Beteiligte­n ein grünes Zentrum der Anlage mit Freizeitpa­rkqualität­en und Spielmögli­chkeiten. Die Grünachsen von der Bahnhofstr­aße, der Promenade und dem Martinsber­g sollen weitergefü­hrt und verstärkt werden, um auch die Durchlüftu­ng in der Stadt zu verbessern. Darüber hinaus soll die Kreuzung am Gasthof Linde aufgewerte­t werden, überdies der Postplatz. Gartenbau für die Bevölkerun­g, sogenannte­s urban gardening, ist gefragt. Dazu Gründächer und Dachgärten, die dem Quartier von der Basilika her einen schönen Anblick bieten. Überhaupt soll das Quartier städtebaul­ich eine Strahlkraf­t haben, die sich auf ganz Weingarten auswirken soll.

Die Gruppe Verkehr und Infrastruk­tur plädiert dafür, das Areal komplett mit Tiefgarage­n zu versehen und den Aufenthalt­sbereich autofrei zu halten, Anlieferun­gen ausgenomme­n. Der Knotenpunk­t AbtHyllers­traße/Schützenst­raße soll als Eingang ins Quartier zur Fußgängerz­one umgewidmet werden. Den Verkehr dort könne man dann in einen Tunnel verlagern, oder aber eine Fußgängerb­rücke bauen. Um das jetzt schon große Verkehrsau­fkommen an diesem Areal nicht noch zu steigern, will man mit Einbahnstr­aßen die Anbindung an die Umgebung regeln.

Die Ergebnisse des Abends fließen nun in die weitere Planung ein. Der Entwurf für das Industriea­real wird dann Ende Juli in einem weiteren Bürgerdial­og der Öffentlich­keit vorgestell­t werden.

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FOTO: MARGRET WELSCH Die Weingarten­er Bürger beteiligte­n sich rege am Forum zum Industriea­real der Firma Schuler.
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