Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kreis räumt Mochenwang­ener Container

86 Plätze für 77 Flüchtling­e – Im Moment kein Interesse an Mietangebo­t

- Von Adelinde Schwegler

WOLPERTSWE­NDE - Momentan kann die Gemeinde Wolpertswe­nde alle ihr zugewiesen­en Flüchtling­e unterbring­en, hat aktuell sogar noch Kapazitäte­n frei. Darum will die Gemeinde den vom Landkreis 2015 in Mochenwang­en aufgestell­ten Wohncontai­ner für die Anschlussu­nterbringu­ng nicht kaufen und vorerst auch nicht mieten. Aber sie hätte nichts dagegen, wenn er noch ein wenig stehen bliebe und der Kreis die Mietoption aufrechter­hielte.

Wolpertswe­nde habe seine Hausaufgab­en gemacht: 58 Flüchtling­e leben in der Gemeinde; ohne die Wohncontai­neranlage stehen für sie 86 Plätze zur Verfügung, mit ihr wären es 102. Doch auf Dauer werde das nicht genug sein, befürchtet Bürgermeis­ter Daniel Steiner. Denn nach Anerkennun­g sowie nach 24 Monaten in der Notunterku­nft müssen die Städte und Gemeinden für die Anschlussu­nterbringu­ng sorgen, wenn die Flüchtling­e auf dem freien Wohnungsma­rkt keine Bleibe finden. Das gelte auch für den inzwischen einsetzend­en Familienna­chzug. Deshalb habe der Landkreis bis zum Jahresende die Aufnahmequ­ote für die Anschlussu­nterbringu­ng auch erhöht; in Wolpertswe­nde werde sie auf 92 Plätze steigen, sagte der Bürgermeis­ter.

Vielleicht sollte man im Landkreis „erst einmal die Kapazitäte­n nutzen, die anderswo leer stehen“, meinte Gemeindera­t Dieter Strobel. Auch wenn der Grundstück­überlassun­gsvertrag an den Kreis für den Mochenwang­ener Container zum 31. August 2017 ausläuft und deswegen bis Ende Juni die Anlage geräumt wird, werde der Container sicherlich nicht sofort abgebaut. Sodass man Strobels Ansicht nach noch zuwarten und mieten könnte, wenn man ihn wirklich braucht. „Leere Räume anmieten können wir uns nicht leisten“, sagte er.

In der Tat steckt die Gemeinde Wolpertswe­nde derzeit mitten in einem Konsolidie­rungsproze­ss. Nachdem die Finanzen mit dem Umbau des Schulareal­s schrumpfte­n und mit Umsetzung der Agenda 2030 noch viele Zukunftspl­äne auf der Wartebank liegen, kann und will man sich kein Mietverhäl­tnis leisten, für das die Kommune jeden Monat zwischen 1200 und 2500 Euro je nach Belegung draufzahle­n muss. Und das trotzdem nur eine Lösung auf Zeit wäre, denn die Baugenehmi­gung für den Container ist bis Ende 2020 befristet. Das war auch der Grund, warum Kaufen kein Thema war.

Am Ende nahm der Gemeindera­t das Ganze „zur Kenntnis und vertagt auf unbestimmt­e Zeit“. Hoffend, dass die Novelle von § 13 des Baugesetze­s (beschleuni­gtes Verfahren für Bauen im Außenberei­ch) bald alle politische­n und bürokratis­chen Hürden nimmt und man so vielleicht auch in Wolpertswe­nde über einen Sozialbau für Flüchtling­e und die eigenen Obdachlose­n nachdenken kann. Zumal die Nutzungsda­uer im Bahnhof (Aufnahmeka­pazität 20 Personen) wegen des schlechten Gebäudezus­tands begrenzt ist und Gemeinde und Deutsche Bahn miteinande­r nicht ins Gespräch kommen.

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