Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wintereinbruch hält alle auf Trab
Landratsamt Sigmaringen warnt wegen Bruchgefahr vor Waldspaziergängen
KREIS SIGMARINGEN - Eine geschlossene Schneedecke, teils glatte Straßen und umgeknickte Bäume haben die Menschen im Kreisgebiet am Mittwoch kalt erwischt. Das Landratsamt warnt dringend davor, in den Wald zu gehen. Die Gefahr, dass Bäume oder Äste brechen, ist derzeit groß – das sagt Jörg Scham vom Fachbereich Forst des Landratsamts. „So ein Ast kann viel schneller und unerwarteter runterkommen als man denkt.“
Der Wintereinbruch brachte für Polizei und Feuerwehr jede Menge Einsätze mit sich; etliche Autofahrer dürften bedauert haben, bereits ihre Sommerreifen aufgezogen zu haben. Fritz Bezikofer, Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, berichtet von 80 Einsätzen mit Verkehrsbehinderungen im Bereich des gesamten Präsidiums bis zum späten Mittwochvormittag. Davon bezogen sich etwa 80 Prozent auf den Landkreis Sigmaringen – zum Beispiel auf der B 32 in Richtung Gewerbegebiet Schönenberg in Sigmaringen. Die Polizei war allerdings nicht bei allen Einsätzen gefragt: „Die Feuerwehr oder die Straßenmeisterei machen das zum Teil auch ohne uns.“
Kreisbrandmeister Michael Hack legte dem Landratsamt am Mittwochmorgen eine Liste über die Feuerwehreinsätze im Landkreis vor, die am Morgen im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Schneebruch an Straßen gestanden hatten. In Gammertingen und Sigmaringen waren es Stand 8.50 Uhr je drei, in Bingen fünf und in Meßkirch vier. Insgesamt listete Hack in der Übersicht 50 Einsätze auf.
Im ganzen Landkreis bestand am Mittwoch die Gefahr, dass Bäume auf Straßen und Wege stürzen. „Wenn die Laubbäume schon Blätter haben, ist die Oberfläche im Vergleich zum Winter sehr groß“, sagt Jörg Scham vom Landratsamt. Die Gefahr, dass Bäume umfallen, bestehe vor allem an Straßen, da sich die Bäume am Straßenrand zum Licht und damit zur Straße hin orientieren. Das mache sie einseitig und damit anfällig. Im Wald entstehen durch die späten Schneefälle laut Scham keine großen Schäden. „Im Wald brauchen wir keine Blüten, denn wir ernten ja nicht jedes Jahr die Früchte, sondern das Holz“, sagt der Förster. Anders sei das bei den Obstbäumen. Die Obstbauer im südlichen Kreisgebiet könne es unter Umständen hart erwischen. Für die Streuobstwiesen rund um Gammertingen, die Förster Scham für den Gammertinger Albverein pflegt, sieht er keine Gefahr. „Obstbäume haben eine gleichmäßig gewachsene Krone und können die Schneelast leichter tragen“, sagt er. Und die Nachtfröste der vergangenen Tage hätten ebenfalls kaum Schäden angerichtet, da die Apfelbäume auf einer Höhe von 800 Metern noch nicht blühen.
Stau gab es trotz der Verkehrsbehinderungen weniger: „Es waren vor allem Nebenstraßen betroffen“, sagt Polizeisprecher Bezikofer. Zehn Unfälle ereigneten sich aufgrund nicht an die Wetterlage angepasster Geschwindigkeit. Ob daran auch falsche Bereifung schuld war, konnte Bezikofer nicht sagen. „Bei uns gilt nicht die Faustregel von November bis April. Jeder Fahrzeugführer ist dafür verantwortlich, sein Auto dem Wetter angemessen zu bereifen. „Bei unter sechs Grad plus empfiehlt der ADAC noch Winterreifen“, sagt Bezikofer. Das gelte auch, wenn kein Schnee liegt. Wer trotzdem schon Sommerreifen montiert hat, sollte sein Auto derzeit stehen lassen und nicht damit fahren. Sonst ist mit einem Bußgeld in Höhe von 60 Euro und einem Punkt zu rechnen, bei einem Unfall droht ein Bußgeld in Höhe von 120 Euro. Der plötzliche Wintereinbruch verunsichert denn auch viele Autofahrer, die eigentlich in diesen Tagen ihre Reifen sagt Jörg Scham vom Fachbereich Forst des Landratsamts. wechseln wollten. Dies bestätigt Simone Laplace von „Reifen Stroppel“in Sigmaringen. „Wir haben Absagen in gravierender Höhe“, sagt sie. Bereits am frühen Mittwochmorgen hatten vier Kunden ihren Termin für Donnerstag abgesagt. Laplace schätzt, dass bereits zwei Drittel ihrer Kunden in den vergangenen Wochen auf Sommerreifen umgestiegen seien. Insbesondere unmittelbar vor Ostern gebe es alle Jahre wieder alle Hände voll zu tun: „Viele Menschen verfahren nach dem Prinzip: Von Ostern bis Oktober“, sagt sie. Diese Rechnung ging in diesem Jahr nicht auf. Bislang gebe es allerdings niemanden, der nervös geworden sei und einen Termin für das Wiederanbringen der Winterreifen gewünscht habe, sagt Laplace.
Vom Wintereinbruch betroffen sind auch die Fußballer der Region. Sowohl die Bezirksligapartien im württembergischen Bezirk Donau, FV Altheim - FC Laiz und TSG Rottenacker - FV Bad Saulgau, als auch das erste, für Mittwoch angesetzte Halbfinale zwischen dem SV Sigmaringen gegen die TSG Ehingen wurden abgesagt. Genauso wie vier Spiele der Bezirksliga Badischer Bodensee, unter anderem die Partie des FTeams des SC Pfullendorf gegen den Türkischen SV Konstanz. Die Schneefälle machten die Plätze unbespielbar – das dürfte wohl einmalig für Ende April sein.
Roland Roth von der Wetterwarte Süd gibt für die kommenden Tage Entwarnung. Zwar soll es am Donnerstag und Freitag noch zeitweise regnen oder schneien. Am Wochenende soll das Wetter aber deutlich besser und tagsüber wärmer werden. Nachts bestehe aber noch Frostgefahr, schreibt Roth.
„Obstbäume haben eine gleichmäßig gewachsene Krone und können die Schneelast leichter tragen“,