Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Klopf- und Bohrtest bringt Klarheit
Auch in 100-jährigen Altbauten kann man auf Leichtbauwände stoßen – Gipskartonplatten zur Stabilisierung
BERLIN (dpa) - Bevor Heimwerker Wandschränke oder Bücherregale anbringen, sollten sie die Wand auf ihre Tragfähigkeit prüfen. Das gilt nicht nur für Neubauten, in denen Zwischenwände oft aus Gipskartonplatten bestehen. „Auch vor 100 Jahren gab es bereits Leichtbauwände“, erklärt Peter Birkholz, Ratgeberautor bei der Stiftung Warentest in Berlin. „So findet man in vermeintlich soliden, noch aus Ziegelsteinen gemauerten Häusern der Gründerzeit sogenannte Rabitzwände.“
Sie sind benannt nach ihrem Erfinder Carl Rabitz, „die aus nichts anderem bestehen als aus einem Drahtgeflecht und Putzmörtel“, erläutert der Heimwerker-Experte. „Auch dünne Wände aus Hochofenschlacke und Zement kommen in Altbauten recht häufig vor. Der Grund für die leichte Bauweise, damals wie heute, ist die Kostenersparnis.“
Weißes Bohrmehl deutet auf eine Rabitzwand hin Wie findet der Heimwerker heraus, wie belastbar seine Wände sind? „Ein Klopftest bringt erste Erkenntnisse: Klingt die Wand hohl und schwingt gar ein wenig, so ist sie wahrscheinlich eine Leichtbauwand“, sagt Birkholz. „Eine Bohrprobe gibt näheren Aufschluss: Bei nur geringem Widerstand und weißem Bohrmehl handelt es sich wahrscheinlich um eine Rabitzwand.“Ist das Bohrmehl dagegen schwarz, sollte es sich um eine Leichtbauwand aus Schlacke handeln.
Wie geht man nun vor? Zunächst muss der Heimwerker sehr umsichtig bohren. „Leichtbauwände sind dünn, und bis zum Nebenraum oder dem Nachbarn sind es nur circa zehn Zentimeter.“Birkholz warnt hier ausdrücklich: „Deshalb auf keinen Fall zu tief bohren, nur circa sechs Zentimeter – und zur Kontrolle den Tiefenanschlag der Bohrmaschine benutzen.“
Dann folgt der Dübel. „Herkömmliche Spreizdübel halten in den Leichtbauwänden erfahrungsgemäß schlecht“, führt Birkholz aus. Er rät zu speziellen Befestigungssystemen, die auch für kritische Baustoffe geeignet sind, etwa ein Injektionsverfahren, bei dem ein synthetischer Zement aus zwei Komponenten zum Einsatz kommt.
Diese dünnen, nicht sonderlich tragfähigen Konstruktionen könne man bei Bedarf aber auch mit einer Vorsatzwand aus Gipskartonplatten stabilisieren, erläutert der Heimwerker-Experte. Dabei lässt sich nebenbei auch noch die Schalldämmung verbessern.
„Hierzu werden die Platten mit reichlich Ansetzbinder auf die Wand gebracht, das ist ein schnell abbindender Gipsmörtel“, erläutert Birkholz. „Natürlich müssen Tapeten oder lose Anstriche vorher entfernt worden sein.“
Die befestigte Wand kann mittelschwere Regale tragen Wenn die Platten fest sitzen und dann noch die Fugen verspachtelt sind, können diese Wände sogar mittelschwere Regale tragen. „Um die Lasten besser auf die Wand zu verteilen, sollten zweckmäßigerweise die meist mit den Wandschränken mitgelieferten Befestigungsschienen aus Blech verwendet werden“, betont Birkholz.
„Da die Wand jetzt auch etwas dicker geworden ist, kann man ungefähr acht Zentimeter tief bohren und nicht zu kurze acht Millimeter-Dübel verwenden.“Bei Rabitz- oder Schlackewände ohne so einen Vorbau empfiehlt Birkholz nur circa sechs Zentimeter tiefe Bohrlöcher. Allerdings schränkt der Heimwerker-Experte auch ein: „Zum Aufhängen eines Warmwasserboilers, der 80 Kilogramm wiegen kann, sind Leichtbauwände jedoch keinesfalls stabil genug.“