Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Große Songs ohne Brimborium
Jake Isaacs Debütalbum zeugt von der herausragenden Musikalität des Briten
RAVENSBURG - Sie sind doch eher selten geworden: die Alben, die mit einem reduzierten Sound herausragende Songs hervorbringen. Die Alben, von denen man schon nach dem ersten Hören nicht mehr genug bekommen kann. „Our Lives“(Polydor), das Debütalbum von Jake Isaac, gehört definitiv in diese Kategorie.
Denn der Südlondoner mit den karibischen Wurzeln beherrscht sein Handwerk – ob Pop, Soul, Funk und Reggae, Isaac fühlt sich in allen Stilrichtungen zuhause und kombiniert diese fingerfertig und leicht. Doch vor allem liebt er das, was er tut, und das spürt man in jeder Note, in jedem Ton.
Am intensivsten in der wohl schönsten Ballade der vergangenen Jahre „Better This Way“, die wie alle Titel von seiner gefühlvollen Stimme leben. Gleichgültig, ob nun bluesiger Soul wie bei „Million Miles Away“, poppiger Funk wie bei „This War“oder bei „Lonely Are The Brave“, einem grandiosen Popsong mit rockigeren Einschlägen, stets steht seine Stimme im Vordergrund, die mal nur von einem Piano, mal nur von einer Gitarre begleitet wird. Einzig beim Chorus kommen die Instrumente zusammen, klingen Drumbeats durch und Background-Sänger verstärken das Bild.
Das klingt dann manchmal ein wenig nach der isländischen Band Of Monsters and Men, dann wieder nach Paul Simon und schließlich nach Ed Sheeran. Doch kaum glaubt man, dass man einen Track gerade irgendwie einordnen kann, überrascht Isaac mit Rhythmusbrüchen und Stilwechseln. Das macht „Our Lives“immer wieder aufs Neue spannend und hörenswert. Kaum zu glauben, dass der Brite seine ersten vier EPs ohne Plattenfirma nicht nur alleine eingespielt, sondern auch selbst veröffentlicht hatte. Erst nach seinem Auftritt beim legendären Glastonbury-Festival erhielt er ein Management und einen Deal mit Universal Music. Das lässt hoffen, dass man in den kommenden Jahren noch einiges von dem Multiinstrumentalisten Isaac hören wird – obwohl es nach diesem Debüt nur noch wenig Luft nach oben gibt.