Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Lichtblicke für enttäuschte Lindauer Eltern
Kitas fast überall voll – Aber es gibt Ideen und am Schönbühl ab Herbst freie Räume
LINDAU - Seit die Stadt Lindau vor kurzem 65 Absagen an Eltern von Krippen- und Kindergartenkindern verschickt hat, steht so manches Kita-Telefon nicht mehr still. Auch die LZ hat mit zahlreichen Einrichtungen telefoniert. Fast immer heißt es: „Wir sind bis unters Dach voll.“Es gibt aber einzelne Lichtblicke für die Familien, die händeringend Kinderbetreuung suchen: So stehen nach dem Umzug des Tanner-Kinderhauses dessen derzeitige Räume am Schönbühl leer – und wären ideal für eine weitere Kindergartennutzung. In Oberreitnau gibt es die Idee „Zusammenzurücken“für eine eventuelle Übergangsgruppe.
Kopfschütteln fast überall: „Ab September sind wir voll.“Karin Witzigmann ist Leiterin der beiden evangelischen Kindergärten St. Verena und Christuskirche. Letzterer hat sich schon lange der Inklusion verschrieben: Acht Buben und Mädchen mit verschiedenen Defiziten besuchen den Kindergarten zusammen mit 36 weiteren Drei- bis Sechsjährigen. Natürlich haben die Inklusionskinder einen erhöhten Betreuungsbedarf. Dennoch nutze der Christuskirchen-Kindergarten die in der Betriebserlaubnis festgeschriebenen 44 Plätze voll aus, betont Witzigmann: Möglich sei das dank einiger Individualbetreuungen. Sowohl die Regierung von Schwaben als auch der Kita-Träger engagieren sich dabei, freut sich die Leiterin.
Dass ihr Kindergarten in Aeschach im Herbst nur sieben neue Kinder aufnehmen kann und eine lange Warteliste aufweist, sei nicht nur der großen Nachfrage geschuldet, sondern auch der Tatsache, dass die Krippenkinder aus dem Haus (dort gibt es zwölf belegte Plätze) Vorrang haben: „Das ist für die Kleinen ein sanfterer Übergang, wenn sie im gleichen Haus von der Krippe in den Kindergarten wechseln können. Damit ersparen wir ihnen zusätzliche Eingewöhnungszeit.“
Im Kindergarten auf der Steig ist unterdessen erst seit kurzem klar, dass der Betrieb im Herbst weiterläuft. „Deswegen ist St. Verena dieses Mal auch nicht im normalen Anmeldemodus gewesen“, schildert Witzigmann. Auf der Steig sei die Betriebserlaubnis für 50 Kindergartenkinder derzeit nicht ganz ausgereizt.
ANZEIGEN Wobei das Kita-Team aber abwarten will, ob und wie sich in den nächsten Monaten die Raumsituation für den Kindergarten verbessert.
„Komplett belegt“ist hingegen das evangelische Kinderhaus St.Stephan auf der Insel. 26 Drei- bis Sechsjährige und 24 Krippenkinder werden derzeit dort betreut, wie Diakonie-Geschäftsführerin Anke Franke der LZ schildert. Und um ihre Kita wirklich bis zum letzten genehmigten Platz auslasten zu können, habe die Diakonie sogar eine Wohnung im Haus aufgegeben, damit der Nachwuchs genügend Raum hat.
Zur Situation in den katholischen Kindertagesstätten in Lindau schreibt Bistumspressesprecherin Maria Steber, dass in St. Maria in Zech nur 45 von 47 genehmigten Plätzen belegt werden könnten, weil die Räume sehr klein sind. Zudem gebe es dort kein Zimmer fürs Mittagessen. Für die 50 Plätze des MariaWard-Kindergartens auf der Insel liegen 48 Anmeldungen vor. In Oberreitnau werden laut Steber 88 der 90 Plätze in Krippe und Kindergarten vergeben. Dennoch gelte das Haus als „voll belegt“, weil ein integratives Kind rechnerisch für drei Plätze gelte. Vom Kinderhaus St.Ludwig ist nur übers Landratsamt bekannt, dass diese katholische Kita 29 Krippenund 110 Kindergartenplätze hat. Wie viele davon nicht belegt sind und aus welchen Gründen, wollte Leiterin Carmen Beck-Grad auf Nachfrage der LZ nicht beantworten.
Warten auf Ok für Interimsgruppe In Oberreitnau machen sich unterdessen Kita-Team und Träger Gedanken, wie sie den von einer Absage betroffenen Familien helfen können: Es gibt dort die Idee, „ein wenig zusammenzurücken“, um so Platz für eine Zusatzgruppe fürs Kindergartenalter zu schaffen. Das Bistum sucht bereits Personal für diese Interimsgruppe. „Die Zustimmung der Stadt Lindau liegt vor“, schreibt die Bistumssprecherin. Nur die sicherheitstechnische Prüfung der Räume und die Betriebserlaubnis für die Erweiterung durchs Landratsamt stünden noch aus, um Anmeldungen für die neuen fünfzehn Plätze für Kinder ab zweieinhalb Jahren annehmen zu können.