Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Feuerwehr soll Ausstellungen retten
Wie es nach den neuen Brandschutzauflagen mit der Kornhausgalerie weitergeht
WEINGARTEN - Gerade einmal ein Jahr ist es her, dass sich der Beirat der Kornhausgalerie verjüngt und ein neues Ausstellungskonzept vorgelegt hat. Der Plan: Mehr Kunstausstellungen sollte es in der Welfenstadt geben, und neue Zielgruppen sollen angesprochen werden. Doch plötzlich ist völlig offen, wie es mit der Kunst im Kornhaus überhaupt weitergehen kann. Weil es keinen zweiten Rettungsweg im 1621 als Kornspeicher erbauten Gebäude gibt, werden die Räume mittelfristig nicht mehr für Veranstaltungen mit mehr als 30 Personen zur Verfügung stehen (wir berichteten). „Es hat auch uns sehr überrascht, dass wir auf einmal nicht mehr ausstellen dürfen“, sagt Peter Hellmig, Leiter der Abteilung Kultur und Tourismus bei der Stadtverwaltung Weingarten.
Nicht minder überrascht ist Martin Oswald, der Vorsitzende des Galeriebeirats. Dass er von der Neuigkeit aus der „Schwäbischen Zeitung“erfahren habe, werfe zudem „ein ziemlich trauriges Licht auf den Umgang mit den in der Kultur ehrenamtlich Engagierten in Weingarten“, sagt er – und wünscht sich „im Hinblick auf die dringend notwendige Planungssicherheit“ein offizielles Gespräch mit der Stadtverwaltung. „Schließlich haben wir eine viel beachtete Ausstellungsreihe zum Thema ‚Positionen der Zeichnung‘ begründet, die stets einen großen zeitlichen Vorlauf hat.“
Wie geht es nun also weiter mit den Kunst-Ausstellungen im historischen Kornhaus? „Wir wissen es noch nicht“, sagt Hellmig. Er möchte „demnächst mit dem Baudezernat darüber sprechen, ob wir nicht übergangsmäßig wenigstens weiterhin Ausstellungen im Kornhaus ausrichten dürfen“. Immerhin gibt es auch für die bereits geplanten Veranstaltungen in diesem Jahr eine Ausnahmeregelung. Ein Feuerwehrmann Seit ihrer Gründung im Jahr 1976 wird die städtische Kornhausgalerie in Weingarten ehrenamtlich geführt. Den Vorsitz hat Martin Oswald, Kunstprofessor an der Pädagogischen Hochschule Weingarten, inne. Seit einem Jahr wird er von drei Galeriebeirätinnen unterstützt: Kirsten Helfrich, Leiterin der Kunstvermittlung am soll die Veranstaltungen begleiten und im Zweifel reagieren.
Doch auch für die Zeit nach 2017 hat Oswald konkrete Lösungsvorschläge parat: „Man erteilt für die insgesamt drei Vernissagen im Jahr – das sind die einzigen Galerieveranstaltungen Kunsthaus Bregenz, PH-Dozentin Katja Helpensteller und Anna-Lena Huber, Künstlerin und Lehrerin am Gymnasium Weingarten. In der städtischen Galerie werden Arbeiten professioneller Künstler gezeigt, die mitunter einen regionalen Bezug haben, jedoch auch überregional in der Kunstszene Beachtung finden. (juma) mit mehr als 30 Besuchern gleichzeitig – jeweils eine Sondergenehmigung oder stellt ein Feuerwehrauto mit Drehleiter davor.“Das, so sein Argument, wäre allemal günstiger als die Neueinrichtung räumlicher Alternativen. Für denkbar hält er zudem, dass sich „ein der Kunst gesonnenes Unternehmen mit einer Raumoption findet, die der Galerie andernorts eine Fortsetzung des niveauvollen und öffentlichkeitswirksamen Programms erlaubt“. Das wäre für den Vorsitzenden des Galeriebeirats „eine Winwin-Situation für beide Seiten“.
In wenigen Wochen beginnt in der Kornhausgalerie die Schau des 1975 in Ravensburg geborenen Künstlers Alexander Habisreutinger. Die nächste Ausstellung im Herbst ist die der renommierten Zeichnerin und Installationskünstlerin Verena Waffek. Sie setzt die von Oswald initiierte Ausstellungsreihe „Positionen der Zeichnung“fort.
„Wie es danach weitergeht“, sagt Oswald, „weiß ich nicht. Man müsste jetzt mit der Planung beginnen, es gibt auch schon erste Vorfestlegungen des Galeriebeirats.“Informationen, inwiefern eine Fortsetzung des Ausstellungsbetriebs möglich ist, habe Oswald nicht. So wird in der Kornhausgalerie zunächst nur eines zu sehen sein: die Kunst der Stunde.
Die nächste Ausstellung von Alexander Habisreutinger heißt „Fügungen“und zeigt Arbeiten mit Holz und Papier. Die Vernissage in der Kornhausgalerie Weingarten, Karlstraße 28, beginnt am Donnerstag, 29. Juni, um 19 Uhr. Bis zum 30. Juli ist die Ausstellung zu sehen.