Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Aulendorfer Nachbarschaft ohne gemeinsame Wellenlänge
Ein Funkamateur sorgt mit seinem Hobby für Ängste bei den Anwohnern
AULENDORF - Ein Funkamateur sorgt für Ärger bei seinen Nachbarn in einem Teilort von Aulendorf. Durch sein Hobby sehen sich die Anwohner einer Gesundheitsgefahr ausgesetzt. Ob mögliche Beschwerden aber tatsächlich mit der Strahlenbelastung durch das Funken zu tun haben, ist schwer nachweisbar.
Gute Nachbarschaft war den Familien dem Aulendorfer Ortsteil immer wichtig. „Das klappte super“, erinnert sich Nicole S.. Das Zusammenleben verlief harmonisch, bis sich in einem der Häuser ein neuer Nachbar einmietete. Der Neuankömmling hat ein Hobby, das seit dem letzten Herbst für Zwist und Sorgen führt. Er ist Amateurfunker und brachte deshalb nach und nach mehrere Antennen auf dem Dach seines Hauses an.
„Als wir alle unsere Bedenken wegen der Strahlung bei ihm kundgetan haben, wies er sie weit von sich“, sagt Nicole S.. Doch dann bekamen gleich mehrere Bewohner gesundheitliche Probleme. „Gliederschmerzen, Kopfweh, Einschlafprobleme“, zählt sie auf. Die Symptome traten meist abends auf, wenn der neue Nachbar seinem Hobby nachging. „Es ging los mit Gleichgewichtsstörungen und Schwindel“, berichtet ein anderer Nachbar. Das nährte den Verdacht eines Zusammenhangs zwischen der Belastung mit Funkwellen und den Beeinträchtigungen.Eine Nachfrage ANZEIGEN bei der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz BadenWürttemberg (lubw), ob diese Vermutungen zutreffen könnten, ergab jedoch: Die Behörde hält dies für wenig wahrscheinlich. „Das Betreiben einer Sendeanlage ist an Auflagen und Nachweispflichten in Bezug auf elektromagnetische Verträglichkeit gebunden“, erklärt das lubw. Die Grenzwerte würden vor gesundheitlichen Risiken schützen. Vergleichbare Fälle sind den Experten nicht bekannt.
In Einzelfällen kann das bulw allerdings tätig werden und Funkanlagen überprüfen. Das übernimmt die dafür zuständige Bundesnetzagentur. Diese sagte eine Überprüfung der Funkanlagen des Nachbarn zu. Die Fachleute der Behörde erschienen in dem Aulendorfer Ortsteil und überprüften die Strahlenbelastung. Die Belastung durch elektromagnetische Felder besorgt trotz entwarnender wissenschaftlichen Studien viele Bürger. Dabei gibt es verschiedene Strahlenquellen. Die Palette reicht vom Mobilfunk, über das heimische WLAN, das Babyphon bis hin zum Kurzwellensender der Hobbyfunker. Selbst die Mikrowelle strahlt. Allein 65 000 Amateurfunker waren Ende des vergangenen Jahres bei der Bundesnetzagentur registriert. Starke „Im Rahmen der messtechnischen Überprüfung der Funkanlage wurde die Einhaltung der Grenzwerte zum Schutz von Personen in elektromagnetischen Feldern von Funkanlagen festgestellt. Anhaltspunkte für einen nicht ordnungsgemäßen Betrieb der Funkanlage haben sich im Rahmen der messtechnischen Überprüfung nicht ergeben“, teilte die Behörde nun auf Anfrage mit. Die Kontrolleure hatten dem Funker ihre Messung vorher angekündigt.
Die Mehrheit der wissenschaftlichen Studien kommt zwar zu dem Ergebnis, dass die Wellen von Amateurfunkanlagen keine gesundheitlichen Effekte nach sich ziehen. Doch ausschließen mag dies auch niemand. „Kurzwellensender haben teilweise eine hohe Sendeleistung“, räumt ein lubw-Sprecher ein. Anlagen sind meldepflichtig. Mit der Anmeldung eines mehr als zehn Watt Leistung bringenden Geräts verpflichtet sich der Betreiber auch zur Einhaltung der dafür geltenden Vorschriften. Wenn es Hinweise darauf gibt, dass die Anforderungen nicht eingehalten werden, nimmt die Behörde Kontrollmessungen vor und kann Dokumentationen seitens des Funkers verlangen. Informationen gibt es unter www.bfs.de (wom)