Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
TWS erhöhen Summe der Genussrechte
Geldanlage des kommunalen Energieversorgers ist sehr begehrt
RAVENSBURG - Wegen der starken Nachfrage erhöhen die Technischen Werke Schussental (TWS) die Anlagesumme ihrer Genussrechte von sechs auf zehn Millionen Euro. Damit will der kommunale Versorger weiter in erneuerbare Energien investieren – hauptsächlich in Windkraft.
Die nun schon einige Zeit andauernde Null-Zins-Phase treibt den TWS die Anleger in die Arme. Verlief der Verkauf für die erste Tranche von Genussrechten ab 2014 noch etwas schleppend – die Summe von sechs Millionen Euro war erst nach drei Jahren erreicht –, ist die zweite Tranche, die Ende April 2017 nach der Genehmigung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) aufgelegt worden war, schon beinahe ausverkauft. Nach knapp acht Wochen seien Genussrechte in Höhe von 5,2 Millionen Euro gezeichnet worden, sagte TWSGeschäftsführer Andreas ThielBöhm auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Daher habe er im Aufsichtsrat dafür geworben, dass die Summe auf zehn Millionen Euro erhöht wird, was dem Maximum der von der Bafin genehmigten Emission entspricht. „Der Aufsichtsrat war zuerst nicht ganz so begeistert, weil man derzeit bei der Bank deutlich günstigere Kredite für ein Prozent aufnehmen kann.“Letztendlich seien die Mitglieder aber überzeugt worden.
Rund 650 Bürger haben bislang Genussrechte gezeichnet. Außerdem sind drei Genossenschaftsbanken, drei Stiftungen sowie Mitarbeiter am Unternehmen beteiligt worden. Insgesamt betrage der Kapitalzufluss durch Genussrechte seit 2013 mehr als 25 Millionen Euro.
Wie erklärt sich Thiel-Böhm das große Interesse an der Bürgerbeteiligung, die im Gegensatz zu Aktien kein Mitspracherecht bei unternehmerischen Entscheidungen beinhaltet? „Die Hälfte der Anleger sind welche, die schon beim letzten Mal dabei waren und sowieso davon überzeugt sind, die andere Hälfte hat schlicht keine bessere Alternative.“ Damit spielt Thiel-Böhm auf mangelnde Alternativen der Geldanlage für kleine Sparer an: Banken und Sparkassen zahlen auf Tages- oder Festgeld praktisch keine Zinsen mehr, und erste Geldinstitute führen sogar schon Negativzinsen auf Guthaben ein.
Die Anlagesumme wird diesmal auf maximal 50 000 Euro beschränkt (in Stückelungen zu tausend Euro). In den ersten Jahren (bis 2020) verspricht das kommunale Unternehmen, das den Stadtwerken Ravensburg, Weingarten sowie der EnBW gehört, 2 Prozent Zinsen, danach 3 Prozent pro Jahr. Die Laufzeit geht bis 31. Dezember 2023 und verlängert sich dann jeweils um ein Jahr. Wer Strom bei den TWS bezieht, bekommt jeweils 0,2 Prozentpunkte Aufschlag, also 2,2 Prozent bis 2020 und anschließend 3,2 Prozent.
Versprechen bedeutet bei Genussrechten nicht garantieren um jeden Preis. Der Ertrag ist vom Unternehmenserfolg abhängig und kann reduziert oder gestrichen werden. Bislang haben die TWS immer Gewinne gemacht, in den vergangenen drei Geschäftsjahren zwischen 3,2 und 3,8 Millionen Euro. Da bei finanziellen Problemen der TWS die Städte Ravensburg und Weingarten in der Pflicht stehen, dürfte die Gefahr einer Insolvenz und eines Totalverlustes der in TWS-Genussrechten angelegten Gelder gering sein.
Informationen gibt es unter www.tws.de/buergerbeteiligung