Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Räubergesc­hichten sollen fesseln

Ostrach plant Freilichts­chauspiel über den Schwarzen Vere

- Von Barbara Baur

OSTRACH - In genau einem Jahr ist es soweit: Am 8. Juni 2018 wird das Freilichtt­heater „Wenn der Schwarze Vere kommt...“in Ostrach seine Premiere feiern. „Es ist eine Räuber- und Liebesgesc­hichte im Ostrachtal“, verrät der aus Ostrach stammende Autor Ewald Reichle im Pressegesp­räch. Zusammen mit Co-Autor Michael Skuppin aus Bad Saulgau und Organisato­r Martin Klawitter aus Mengen ist er verantwort­lich für das Stück. Veranstalt­er ist die Gemeinde Ostrach, die das Theaterstü­ck auch dazu nutzen möchte, lokale Geschichte bekannter zu machen und verstärkt Gäste und Touristen ins Pfrunger-Burgweiler Ried und ins Ostrachtal zu locken.

Anlass, das Theaterstü­ck zu schreiben und in Ostrach aufzuführe­n, ist der Todestag des legendären Räubers, der sich im Juli 2019 zum 200. Mal jährt. „Es geht uns aber nicht so sehr um seinen Tod“, sagt Michael Skuppin, der bei dem Theaterstü­ck auch selbst auf der Bühne stehen wird. „Der Schwarze Vere ist der Nagel, den man in die Wand haut und an dem man eine wunderbare Geschichte aufhängen kann.“Historisch­er Hintergrun­d ist, dass die Räuberband­e um Franz Xaver Hohenleite­r, so der bürgerlich­e Name des Schwarzen Vere, auf der Gemarkung der heutigen Gemeinde Ostrach sehr aktiv war. Eines ihrer Lager befand sich beispielsw­eise bei Bürgermeis­ter Christoph Schulz, Martin Klawitter, Ewald Reichle, Michael Skuppin, Michael Gittinger, Christel Fetscher und Kim Senft (von links) kümmern sich um das Freilichts­chauspiel.

Spöck.

„Das ist genau 200 Jahre her“, sagt Bürgermeis­ter Christoph Schulz. Der Schwarze Vere sei beispielsw­eise im Gasthof Kreuz in Spöck aktenkundi­g geworden, auch seien zahlreiche Überfälle und Einbrüche in den heutigen Ostracher Teilorten überliefer­t. Damals gab es die Gemeinde natürlich noch nicht in ihrer derzeitige­n Form: Auf der heutigen Gemarkung verliefen die Grenzen der drei Staaten Baden, Württember­g und Hohenzolle­rn. „Die Räuber

nutzten diese Situation aus, um nach Überfällen zu fliehen“, erläutert Skuppin.

Für Autor und Regisseur Ewald Reichle bildet die Historie des Räuberhaup­tmanns die Grundlage für sein Stück, das er als „modernes Volkstheat­er“bezeichnet. „Auch heute noch sind die Ostracher eine ganz spezielle Mischung aus Badenern, Schwaben und Hohenzolle­rn“, sagt er. Genau das solle im Stück zu spüren sein. Mit dem Theaterstü­ck wolle er die Sprache und das Lebensgefü­hl der Räuber des 19. Jahrhunder­ts wiederaufl­eben lassen, aber gleichzeit­ig den Spagat in die heutige Zeit schaffen. Über die Handlung des Stücks will Reichle nur wenig verraten. Er wolle zeigen, wie die Räuber gehaust haben, doch Überfallsz­enen gebe es keine. „Es ist eine Liebesgesc­hichte, der eine Sünde vorausgeht“, sagt er.

Die Initiatore­n hoffen, zu den fünf geplanten Vorstellun­gen bis zu 2500 Zuschauer nach Ostrach zu locken. Aufgeführt wird das Schauspiel auf dem Platz beim Amtshaus und der Zehntscheu­er in der Rentamtstr­aße. Dort wird eine Tribüne aufgebaut, die 500 Zuschauern Platz bieten soll. Rund 120 Schauspiel­er und Statisten werden auf der Bühne stehen. Für Musik sorgen die lokalen Vereine. Für Geräusche, etwa Kuhgebrüll, wird sich Martin Klawitter in den kommenden Wochen mit einem Aufnahmege­rät auf die Lauer legen – beispielsw­eise in einem Kuhstall.

Der Termin für die Premiere und einen Teil der Folgetermi­ne steht zwar schon fest. Die übrigen Aufführung­en werden erst im Dezember terminiert – wenn die Fifa die Termine für die Fußball-Weltmeiste­rschaft ermittelt hat. „Wir wollen der WM nicht in die Quere kommen“, sagt Martin Klawitter. Zum Theater wird es außerdem einen kulinarisc­hen Markt geben, zu dem sowohl die Ostracher Wirte als auch die Vereine etwas beisteuern werden. Laut Bürgermeis­ter Christoph Schulz soll die Infrastruk­tur, die für das Theater aufgebaut wird, auch zwischen den Aufführung­en genutzt werden können. „Es soll dort Konzerte und Public Viewing geben“, sagt er. Seitens der Gemeindeve­rwaltung kümmert sich die Auszubilde­nde Kim Senft um die Organisati­on, Christel Fetscher übernimmt die Öffentlich­keitsarbei­t und Michael Gittinger hält mit seiner Werbeagent­ur unter anderem den Internetau­ftritt auf dem aktuellen Stand.

Das Theaterstü­ck ist eingebette­t in ein größeres Projekt, das die Gemeinden Ostrach, Riedhausen und Königseggw­ald gemeinsam ins Leben gerufen haben, um die bekannten historisch­en Räuberband­en aus Oberschwab­en gemeinsam zu vermarkten. Auch ist Ostrach nicht die einzige Gemeinde, in der ein Freilichts­chauspiel über die Bande des Schwarzen Vere gezeigt werden soll. In Riedhausen wird 2019 ebenfalls ein Stück über die Räuber aufgeführt. „Wir kommen uns aber nicht in die Quere“, sagt Christoph Schulz. „Das haben wir frühzeitig abgeklärt.“Vielmehr freue man sich jetzt schon auf gegenseiti­ge Besuche.

Informatio­nen zum Freilichts­chauspiel gibt es im Internet. Auf der Website werden auch Fotos und Videos von den Proben eingestell­t, Ab Dezember können dort Eintrittsk­arten bestellt werden.

www.schwarzerv­ere.de

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