Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
400 Jahre Tier und Mensch in der Kunst
Neue Ausstellung vom 1. Juli bis 15. Oktober im Kunstmuseum Ravensburg
RAVENSBURG (sz) - Unsere Beziehung zum Tier ist ambivalent. Zum einen lieben wir Tiere, zum anderen produzieren wir sie in Massen und essen sie. Nie zuvor hatte das Thema eine solche ökologische, ökonomische wie philosophische Relevanz. Unter dem Titel „We love Animals“widmet das Kunstmuseum Ravensburg laut einer Pressemitteilung dem Tier die große Sommerausstellung. Angeregt von dem Werk „Eine Cobra Gruppe“(1964), aus der hauseigenen Sammlung Peter und Gudrun Selinka, nimmt die Schau aus kunst- und kulturwissenschaftlicher Perspektive die Mensch-Tier-Beziehung vom 16. Jahrhundert bis heute in den Blick und zeichnet erstmals mit über 100 Werken aus öffentlichen und privaten Sammlungen die Entwicklung einer empathischen Tier-Mensch-Beziehung bis in die Gegenwartskunst nach.
Den Auftakt der umfassenden Schau macht das „Rhinozeros“von Albrecht Dürer. Aus naturwissenschaftlichem Interesse an der Tierwelt entstanden in der Neuzeit zahllose Stiche von wilden und exotischen Tieren wie Bären, Elefanten und Löwen, die ihr kurzes Leben für die Nachwelt so naturgetreu wie möglich festhalten sollten.
Im 19. Jahrhundert wandelte sich mit der Domestizierung des Tieres auch dessen gesellschaftliche Stellung, das Nutztier wurde zum Haustier. Tiere wurden als Erziehungsgehilfen für pädagogische Zwecke eingesetzt. Demzufolge finden sie sich, wie die Katze „Nini“(1897) bei dem Maler Max Slevogt, als Spielpartner auf den Kinderporträts des Adels und des Bürgertums wieder.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts vergrößerte sich die Kluft zwischen Mensch und Tier durch die zunehmende Verstädterung. Während die Pferde zunehmend aus unserem Alltag verschwanden, wurden sie im Gegenzug in der Kunst als Träger von vitalen Naturkräften idealisiert. Expressionisten wie Franz Marc und Renée Sintenis schufen Tierbilder und Plastiken.
Mit der Performancekunst der 1970er-Jahre fanden erstmals tote und lebende Tiere Eingang in die Kunst. Ziel der Künstler war es, Tiere nicht nur zu instrumentalisieren, sondern als Lebewesen in Erscheinung treten zu lassen und für sie auch politisch Partei zu ergreifen. 1967 gründete Beuys eine „Partei für Tiere“, und Harald Naegeli rebellierte als Sprayer von Zürich gegen die Ausgrenzung des Animalischen.
Stellvertretend für die aktuelle Hinwendung zum Tier in der Kunst stehen Krõõt Juurak und Alex Bailey. Unter dem Label „Performances for Pets“hat das Künstlerpaar Aufführungen speziell für Haustiere entwickelt. Die Performances mit regionalen Hunden wurden gefilmt und werden im Rahmen von „We love Animals“an der Eröffnung am 30. Juni als ortspezifisches Projekt der Öffentlichkeit präsentiert.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. Das Kunstmuseum ist Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr und Donnerstag von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Montags ist außer feiertags geschlossen.
Mehr Informationen unter kunstmuseum@ ravensburg. de