Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ganz Ravensburg trägt Sporthosen
Die Innenstadt bewegt sich beim Landeskinderturnfest 2017
RAVENSBURG - Abends hat die Stadt ein bisschen was vom Frohen-RutenAuftakt, tagsüber erinnert der Marienplatz an „Ravensburg spielt“: Am vergangenen Wochenende hat der Schwäbische Turnerbund mit dem Landeskinderturnfest (LKTF) 2017 die Innenstadt zu einem einzigen Bewegungsparcours gestylt. Nicht nur Tausende Teilnehmer aus Turn- und Sportvereinen sind am Start gewesen - sondern auch ebenso viele Familien, die den Bilderbuch-Samstag zu einem Ausflug mit Bewegungsgarantie genutzt haben.
Natürlich haben Luis und Fiona sich ihrer Schuhe und Socken entledigt, bevor sie in den Spider-Turm klettern. Und natürlich sind die beiden Geschwister aus Berg beileibe nicht unsportlich, wie man an den schlanken Armen und den Beinmuskeln sehen kann, die aus den Shorts ragen. Aber sich durch das Gummischnur-Labyrinth zwei Geschosse nach oben und dann durch ein Bällebad seitlich wieder hinaus zu lavieren: das erfordert Geschick und Körperbeherrschung. Und Augenmaß. Und auch ein bisschen Traute, wie Luis beschreibt: „Wenn so ein Gummiband zurückschnellt oder du abrutschst, dann kann das für Jungs ganz schön schmerzhaft werden.“
Eigentlich erfordert jede der etwa 25 Mitmach-Stationen, die auf dem Marienplatz und im Hirschgraben aufgestellt worden sind, ein bisschen Mut oder mindestens Körperbeherrschung. Aber so will es ja auch der Gedanke hinter den Turnfesten, die der Landesturnerbund jährlich in unterschiedlichen Städten veranstaltet. „Wir zeigen, welche Begeisterung Kinder durch Bewegung erfahren können“, sagt Wolfgang Drexler, der Präsident des Schwäbischen Turnerbundes im Vorfeld des Ravensburger Events. Recht hat er: denn tatsächlich gibt es fast ausnahmslos glückliche Gesichter, die mit der Sommersonne um die Wette strahlen.
Auf 17 Bierkästen über der Stadt Glücklicherweise gibt es für jede Neigung und für jedes Alter ein Angebot: Wer nur seine Balance trainieren will, der hat dazu im Bewegungsparcours beim Stelzenlaufen im Hirschgraben Gelegenheit. Wer hoch hinaus mag, der kann sich – wie die heldenhafte zehnjährige Lena Kuen – über 17 Bierkästen hoch über den südlichen Marienplatz hangeln. Gesichert und unter professioneller Aufsicht wohlgemerkt. Wer eher die Hirn-Hand-Koordination trainieren will, der ist beim Becherstapeln genau richtig. Und dass beim FamilienMitmach-Wochenende gerne auch mal Eltern gegen Kinder antreten, das zeigt sich am besten am Kletterturm im Hirschgraben: Während der Herr Papa kurz vor der Glocke aufgibt, kämpft sich der Junior – in Sporthose und Badelatschen – bis hinauf zum letzten Griff.
Baden gehen im Schadbrunnen Ganz am anderen Ende des Bewegungsparcours, der sich über den kompletten Marienplatz zieht, dürfen sich die Kleinsten durch die mobile Kinderturnwelt arbeiten und balancieren wie Kim, die Katze oder sich drehen, wie Pillu, der Pinguin. Unmittelbar daneben ist der städtische Schadbrunnen am Samstag zum City-Wasserparadies geworden. Wohl den Eltern, die ihren Kindern morgens in weiser Voraussicht anstatt der Unterbuxe bereits die Badehose rausgelegt haben. Diese Entscheidung bewährt sich spätestens, wenn die Kleinen hinter dem Lederhaus an die Wasserrutsche drängen, die nach dem Vorbild einer Hüpfburg aufgebaut ist. Hier darf ganz offiziell und gewünscht durch ein aufgerissenes Haifischmaul auf eine blaue Plane gehüpft werden, die den Schwung der Bachstraße aufnimmt und wo sich wunderbar ein bisschen Sport und riesig viel Spaß im kühlen Nass vereinen lassen.