Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mehr als eine Stadt – Weingarten ist Heimat
Beim Heimatabend des Welfenfestes kommt großes Gemeinschaftsgefühl auf
WEINGARTEN - Der Heimatabend am zweiten Tag des Welfenfestes ist zweifelsfrei für die meisten Weingartener nicht nur einer der Höhepunkte des Festes, sondern so viel mehr, was sich nicht in Worte fassen lässt. Klar wird das spätestens, als am Samstag jeder im voll besetzten Saal des Kultur- und Kongresszentrums Weingarten stehend und aus voller Brust das Heimatlied „Weingarten, mein“singt. Egal, ob zugezogene oder gebürtige Weingartener – ja, selbst stadtfremde Besucher werden bei diesem stimmgewaltigen Chor eine Gänsehaut bekommen haben. Und ein warmes Gefühl im Herzen, das erahnen lässt, wie groß die Heimatgefühle sind, die den Großteil der Anwesenden mindestens einmal im Jahr zum Welfenfest überkommen.
Es war wieder einmal ein Abend der Superlative. Iris Herzogenrath und Thomas Grimm führten wie in den vergangenen Jahren nicht nur gekonnt humorvoll durch das Programm. Sie hatten eben jenes auch im Vorfeld zusammengestellt. „Wir sind das ganze Jahr über unterwegs auf Veranstaltungen aller Art und suchen uns das Beste vom Besten aus“, sagte Herzogenrath. Und der Begeisterung des Publikums nach zu urteilen, war ihnen das auch in diesem Jahr wieder gelungen. Neben einigen altbekannten – und sehr beliebten – Programmpunkten gab es auch völlig neue Einlagen. So erfreute die interkulturelle Kindertanzgruppe der Altdorfer Trachtengilde mit ihren hübschen Trachten das Publikum. Erst seit März proben die 14 Kinder zusammen und überzeugten dennoch mit beachtlichem tänzerischen Können.
Neun Turner auf zwei Rädern Weiter ging es mit akrobatischen Meisterleistungen der KunstradShowgruppe des Radfahrvereins Concordia aus Mochenwangen. Mit bis zu neun Personen turnten sie zeitgleich auf zwei Fahrrädern herum, während sie auf der Bühne im Kreis fuhren. Nicht nur einmal stockte so manchem Zuschauer der Atem, wenn ein Fuß vom Lenker rutschte. Und auch beim Auftritt der Trampolinturner unter der Leitung von Tanja Vidakovic gab es einige Schreckmomente im Publikum. Denn bei der Höhe, in denen die Akrobaten waghalsige Salti und Drehungen machten, kann eine falsche Bewegung gefährlich werden. Mit ihren aufwändigen Bühnenkostümen und der gut einstudierten Choreografie überzeugten die Trampolinturner nicht nur aus sportlicher, sondern auch aus ästhetischer Sicht.
Auch auf der Airtrackbahn, einer Art großer, fester Luftmatratze, zeigte der Turnverein Weingarten eine Bühnenshow, die alle im Saal in ihren Bann zog. Die Turner machten mit ihrer Tanz- und Turneinlage zur Musik von „Tarzan“fast dem Musical Konkurrenz – und standen ihm auch in der Kostümierung in nichts nach. Mit Eleganz, Kraft und Schnelligkeit faszinierten sie in ihren DschungelOutfits die Zuschauer. Die Akrobaten zeigten Räder, Handstände und Überschläge in einer Geschwindigkeit, bei der einem schon vom Zuschauen fast schwindelig wurde. Anschließend folgte zum Rock-Klassiker „We will rock you“eine farbenprächtige Schwarzlicht-Show.
Auf diesen eindrucksvollen Effekt setzte auch die Plätzlerzunft Altdorf Weingarten. Beim Zunftratsballett standen nicht die Narren selbst im Mittelpunkt, sondern neonfarbene Figuren, die ein bisschen an Flamingos erinnerten. Die blau leuchtenden Körper mit den neongelben Köpfen und Füßen und pinkfarbenen Augen tanzten durch den völlig schwarzen Raum. Bei Partyhits von den Bee Gees oder den Weather Girls blieben nur wenige Zuschauer ruhig auf ihren Stühlen sitzen.
Aber das war nicht der einzige musikalische Höhepunkt. Mit dem städtischen Jugend-Blasorchester, dem Streichorchester der Schule am Martinsberg und dem Marimba-Ensemble der Musikschule Ravensburg kamen Liebhaber fast jeder Musikrichtung auf ihren Geschmack. Besonderen Applaus ernteten die Söhne Manfreds – fünf Bläser und ein Schlagzeuger. Zunächst wirkten die sechs Jungs ein bisschen verloren auf der weitläufigen Bühne, auf der zuvor so viele Großgruppen aufgetreten waren. Aber als sie zu spielen begannen, füllten sie den Saal bis zum letzten Platz mit ihrer Musik. Ein tosender Applaus und die lautstarke Forderung nach einer Zugabe waren der Lohn für ihren herausragenden Auftritt.
Selbstverständlich durften auch die traditionellen Trommlergruppen beim Heimatabend nicht fehlen. Den Anfang machten die Schülertrommler, die den Altentrommlern musikalisch zum 55. Geburtstag gratulierten. Nach dem Auftritt des Trommlercorps der Realschule Weingarten zeigten dann die Welfentrommler, dass sie der jüngeren Generation in nichts nachstehen. Mit neuen Hüten und altbekannter Professionalität bewiesen sie eindrücklich, wie wichtig Präzision und Rhythmusgefühl beim Trommeln ist.
Am Ende dieses aufregenden Abends mit so vielen Höhepunkten blieb ein Gefühl, das alle anderen Eindrücke bündelte: ein Gefühl der Verbundenheit, der Gemeinschaft und der Liebe zu Weingarten. Am Heimatabend kann es wohl kaum etwas Schöneres geben, als mit diesem Gefühl nach Hause zu gehen.
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