Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wo Lumpensammler ein großes Herz haben
Knapp 420 Kinder messen sich beim 2. Welfenlauf in Weingarten
WEINGARTEN - Welfenfestsonntag, perfektes Laufwetter und ein neuer Teilnehmerrekord. Was will man mehr als Organisator des 2. Welfenlaufs? Nichts. Außer vielleicht noch ein dickes Lob für die gut organisierte und sehr angenehme Laufveranstaltung, zu der Hunderte von Weingartener Schüler angetreten sind.
Hinter der Startlinie beugt sich eine Mama zu ihrem Sprössling, um konspirativ letzte läuferische Tipps los zu werden. Am Rand, jenseits der Absperrungen, rotten sich Großmütter und Elternpaare zusammen, justieren die Handykameras für den nächsten Startschuss. Am Meldestand werden behände Startnummern und Apfelschnitze ausgegeben. Dazwischen scharren schon überall kleine Nachwuchsläufer mit den Schuhen.
Und über allem schwebt die Stimme von Thomas Grimm, der den Welfenlauf kommentiert. „Trinkt genügend!“, gibt er immer wieder durch, dazwischen treibt er an „Hopp, Carola, gut so“, lobt „Klasse gemacht, gute Leistung“oder sucht „für Startnummer 846 die Oma“. Immerhin kennt Grimm das sportliche Geschlecht in Weingarten wie kein Zweiter. Denn wer Sport treibt, den treibt es früher oder später eines Laufschuhs oder einer Sporthose wegen sowieso in sein Sportgeschäft. Und wen er nicht kennt, der ist garantiert schon einmal bei Jochen Kuceras „Kindersportschule“im Kinderturnen gewesen. Kucera ist es auch, der – in Zusammenarbeit mit der Welfenfestkommission, wie er betont – den Welfenlauf organisiert hat. Bei ihm laufen die Fäden zusammen. Hoch oben auf einer Gerüstempore am Zielbanner hat er die perfekte Übersicht, seinen Flügelmann Thomas Grimm neben und seine Startlisten vor sich.
35 ehrenamtliche Helfer Wie es läuft? Nun, er freue sich, sagt er bescheiden. Zum 2. Welfenlauf sind insgesamt knapp 420 Kinder an den Start gegangen – Läuferrekord. Von den Bambinis – den Kindergartenkindern bis hinauf zu den Schülern der zehnten Klassen. Wie Kucera das gemanagt hat? Mithilfe von insgesamt 35 Ehrenamtlichen, die er akribisch nachzählt, auf einer Liste, auf der jeder mit seinem Einsatzbereich vermerkt ist. Hanna und Theresa sind zwei der freiwilligen Helfer aus dem Organisationsteam. Die beiden Mädchen tragen Helm und Sportbrille, eine Warnweste und begleiten zuverlässig jeden Lauf mit dem Fahrrad. Hanna voraus. Als Räumkommando für die Spitzenläufer lässt sie die letzten unentwegt Fotografierenden aus der Laufstrecke hüpfen. Theresa fährt hinterher. Als Lumpensammler, wie es bei großen Laufevents despektierlich heißen würde. Theresa jedoch hat – wie das ganze Team – ein großes Helferherz. Fabienne, sichtlich erschöpft von den 800 Metern, darf den Rest der Strecke auf dem Fahrradsattel fahren. Theresa schiebt und lässt die entkräftete Drittklässlerin schließlich unter großem Jubel am Ziel absteigen und durch die ZeitnehmSchleuse wanken.
Während die Jüngsten (bis zur zweiten Klasse) beim Welfenlauf die noch vergleichsweise kleine, gelbe 400-Meter-Runde ums Hallenbad drehen, stehen für die älteren Grundschüler schon zwei Runden, also 800 Meter, an. Für die Unterstufenschüler heißt es dann: Zwei Runden auf der roten Strecke, die einmal vom Festplatz rund um das Schulgelände führt und die insgesamt 1436 Meter misst. Die Acht- bis Zehntklässler laufen auch die rote Strecke, jedoch dreimal und kommen auf 2150 Meter. Was gut und gerne fünf Runden auf einer herkömmlichen Aschenbahn rund um ein Leichtathletikstadion gleichkommt – und durchaus Respekt verdient.
Lange bevor die Sieger bekannt gegeben werden können, gilt es für die Welfenlauf-Organisatoren noch die Kamera eines Papas zu finden, „Julie Acker dringend zum Start“zu bitten, für den kleinen Niklas nach Papa Norbert zu fahnden, Laura durch die zweite Runde zu ermutigen und hier ein Seitenstechen dort ein Motivationsloch zu kurieren. Dass es trotzdem angenehm und übersichtlich und irgendwie, ja: kuschelig bleibt – das könnte ein Garant dafür sein, dass sich zum 3. Welfenlauf noch mehr Kinder anmelden.
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