Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Einmal an der Uhr gedreht
Jessica Schwarz in der stereotypen Beziehungskomödie „Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner“
Ein Mann und eine Frau sind fünf Jahre zusammen, dann kommen die Krise und ein gefühlvoller Künstler um die Ecke. Jessica Schwarz muss sich in dieser Komödie nach dem gleichnamigen Roman von Kerstin Gier zwischen zwei Männern entscheiden.
Die Rollen in „Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner“sind so stereotyp, dass es fast wehtut. Kathi (Jessica Schwarz) ist die liebenswerte, verpeilte Frau, die nicht Auto fahren kann (sie baut gefühlt in jeder Szene einen Unfall), und Felix ist der Geld verdienende Ehemann, der wenig Zeit, aber ein gutes Herz hat. Kathis Freundinnen sind vom Typ überdrehtes Vollweib (Elena Uhlig) und durchgeknallte Esoterikerin (Pheline Roggan). Und dann gibt es noch eine alte Dame (Judy Winter), mit der Kathi Martini trinken und über Gefühle reden darf. Mathias mit einem „t“, der Künstler mit dem obligatorischen Künstler-Schal um den Hals, wiederum taucht genau dann auf, als Kathi an ihrer Beziehung zweifelt.
Das wirkt alles wie aus dem Setzbaukasten „Romantische Komödie“, bei der für jeden etwas dabei ist. Genau das ist das Problem, denn kein Mensch führt so ein klischeehaftes Leben. Die Dialoge sind oft hölzern, die schauspielerischen Leistungen, „Tatort“-Star Felix Klare ausgenommen, nicht die glänzendsten.
Einziges Highlight sind tatsächlich die Nebenrollen: Juliane Köhler darf als biestige Chefin durchs Büro stapfen und zur Arbeit auffordern, Milan Peschel wirbelt als exzentrischer Kunstsammler mit Champagnerglas in der Hand durch sein Loft, und ein großartiger Oliver Korittke spielt Lindas versponnenen Liebhaber, der per gefühlvoller Videomessage Schluss macht. Etwa zur Hälfte des Films gibt es einen Zeitsprung und Kathi darf noch einmal fünf Jahre zurückgehen. Verläuft ihr Leben nun anders? Neu ist der Kniff natürlich nicht, rettet den Film aber dramaturgisch zumindest teilweise. (dpa)
Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner. Regie: Pepe Danquart. Mit Jessica Schwarz, Felix Klare, Christoph Letkowski. Deutschland 2017. 101 Minuten. FSK ab 6.