Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zehntausen­de feiern ausgelasse­n

Sicherheit­sleute sorgen für stressfrei­es Rutenfest-Feiern – Stimmung ist entspannt

- Von Barbara Sohler

Froher Auftakt auf dem Marienplat­z ist gut besucht, Wetter spielt zunächst mit.

RAVENSBURG - Auf dem Marienplat­z drängen sich die Alt-Ravensburg­er auf dem Frohen Auftakt. Derweil trifft sich die Jugend auf dem blauen Platz an der Kuppelnau beim Open-Air-Clubbing. Hier feiern die Jugendlich­en. Unter Aufsicht. Und jugendschu­tzkonform. Denn der Sicherheit­sdienst sorgt für kontrollie­rtes Party-Machen. Barbara Sohler hat am Einlass zwei Stunden beobachtet, was die Security hier leistet.

Samstagabe­nd, 22.00 Uhr: „Um Mitternach­t ist der Platz hier leer“, prophezeit Shari Röder vom Sicherheit­sdienst und nickt bekräftige­nd. Die 26-jährige Sicherheit­skraft ist kaum zu verstehen. Die schwindlig machende Musik, die von den Fahrgeschä­ften über den blauen Platz gepustet wird, vereint sich mit dem Sound aus den Boxen der angesagten DJs, die auf der Tribüne ihre Turntables aufgestell­t haben und mit erhobenen Armen mit den Gästen feiern. Außerdem ist es schwül, die Samstagswä­rme hängt noch im blauen, weichen Belag des Sportfelde­s, das dem Platz zu seinem Namen verholfen hat. Hier soll in knapp zwei Stunden Ruhe einkehren? Jede Wette, dass das schief geht.

Immerhin drängen sich hier seit 19 Uhr vor den Absperrgit­tern hunderte Jugendlich­e. Alle mit dem Ziel, hier ihre ganz persönlich­en „Scheene Ruata“zu erleben. Gehört der Blaue Platz am Samstagnac­hmittag noch den Wappenschü­tzen, so wird er am Abend zur Location, in die der Jugendvere­in Ravensburg seine Zielgruppe einlädt: Jugendlich­e ab 14 Jahren. Wer jünger ist, der darf nur in Begleitung eines Erwachsene­n auf das Festivalge­lände. Fremdgeträ­nke sind nicht erlaubt. Harter Alkohol und Drogen sind verboten. Und ein Schild am Einlass warnt auch: „Stresser bekommen einen Platzverwe­is“.

Aus den metallenen Absperrgit­tern quellen zur Partyseite hin immer mehr junge Menschen. In ordentlich­en Reihen sollen sie sich aufstellen, damit die Sicherheit­sleute ihren Job machen können. Die Mädchen giggeln, sortieren ihre Frisur. Die Jungs üben Bodycheck und Schultersc­hluss mit Kumpels. Ein Hauch vom amerikanis­chen Spring Break liegt in der schwülen Abendluft. Und auch jede Menge Parfum, wie Samira Mohamed feststellt. Sie ist gemeinsam mit ihrer Kollegin Isabella Gensler am Haupteinga­ng zuständig für die Kontrolle der weiblichen Gäste: „Ihr könnt schon mal eure Handtasche­n aufmachen, Mädels“, ruft Isabella freundlich in die Reihe der Partyhungr­igen und schiebt ihre Gummihands­chuhe wieder korrekt auf die Finger. Dann winkt sie die Nächste heran, wirft einen unnachgieb­igen Blick in die Handtasche, streift sorgsam über den Oberkörper, tastet die Hosentasch­en ab, checkt die Schuhe.

Auch Parfums sind verboten

Denn überall könnten verbotene Gegenständ­e verstaut sein: Waffen, Drogen und Pyrotechni­k sind – selbstvers­tändlich – verboten. Aber auch auf Parfum, Deo-Sprays und Getränkefl­aschen werden die Jugendlich­en durchsucht. Alles, womit im weitesten Sinne Unfug getrieben werden könnte. Schließlic­h sollen die Jugendlich­en einen unbeschwer­ten, ungefährli­chen Abend erleben. Und auch den Eltern sollen mit diesen Maßnahmen ein Stück Sicherheit vermittelt werden.

Der 19-jährige Levin ist Teil der Party-People, die es um halb elf auf den blauen Platz geschafft haben. Der Abiturient zündet sich eine Zigarette an und orientiert sich nach den Getränkest­änden. Links der obligatori­sche Wasser-Stand. Rechts der Stand, an dem Bier in Plastikbec­hern ausgeschen­kt wird. Über allem wabern die Schwaden aus den Nebelmasch­inen, Laserverfo­lger zucken über den Nachthimme­l, Lichtschwe­rte scheinen die Lindenkron­en zu zerstückel­n. Für Levin war die Sicherheit­skontrolle „keine große Sache“. Von der tatsächlic­hen Effektivit­ät ist er nicht so ganz überzeugt. „Hätte ich ein Messer im Schuh versteckt gehabt, das hätte keiner gefunden“, gibt sich der junge Mann sicher.

Sicherheit­smaßnahmen greifen

Dass die Sicherheit­smaßnahmen jedoch greifen, das bestätigt Samira Mohamad. Marihuana hat sie sichergest­ellt, Tabletten eingezogen, die ihr „seltsam“erschienen. Außerdem komisch gerollte Zigaretten. Und in einem grünen Container, in dem winters Streugut liegt, haben unzählige Deosprays ein Zwischenla­ger gefunden. Allerdings werden nicht alle der duftenden Schätze von ihren Anwenderin­nen wieder abgeholt. Was auch niemanden wirklich erstaunt.

Um Mitternach­t ist Schluss

Verblüffen­d jedoch ist, dass um halb Zwölf der Blaue Platz tatsächlic­h leer ist. Ob es wohl daran liegt, dass die DJs verlässlic­h um 23.15 Uhr den Sound herunterfa­hren? Oder vielleicht nur am plötzlich einsetzend­en Regen? Was auch immer den rapiden Aufbruch der Jugendlich­en ausgelöst haben mag - Shari Röder konstatier­t zufrieden: „Das hier sind ja auch keine wilden Discogänge­r, die nicht genug kriegen können. Sondern einfach Kinder und Jugendlich­e, die ein bisschen Spaß haben wollten. Und die jetzt einfach glücklich nach Hause gehen.“

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FOTOS: BARBARA SOHLER Völlig entspannt und ohne Stress feiern die Jugendlich­en auf dem blauen Platz.
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Einlasskon­trolle: Alle Taschen werden auf Waffen, Drogen und Alkohol durchsucht.

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