Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Nach einer Stunde fällt das goldene Kreuz
Schützenkönig bei den Wappenschützen 2017 ist Noah Köhler vom Bildungszentrum St. Konrad
RAVENSBURG – Nach einer knappen Stunde ist beim 17. Wappenschießen der Ravensburger Werkrealschüler am Rutensamstag das goldene Kreuz gefallen. Der elfjährige Noah Köhler aus Wernsreute legte auf das Herzstück des Wappens an und traf mitten ins Schwarze, pardon: Goldene. Sein Preis: Ein edles Mountainbike, in unübersehbarem neongrün. Seine Familie freute sich mit ihm.
Ein bisschen überrumpelt scheint der Fünftklässler doch zu sein, als nach seinem Parade-Schuss das goldene Kreuz mit einem leisen Plopp auf den blauen Belag des Sportplatzes hinter der Kuppelnauschule fällt. Ungläubig lächelnd schaut er sich um. Aber da aus allen Ecken Offizielle auf ihn zustürmen, die Musik einsetzt und selbst Oberbürgermeister Daniel Rapp von der Tribüne herunter applaudiert, muss es wohl geklappt haben, das mit dem Schützenkönig-Werden.
Dabei hat ihm Mama Sabine Köhler noch mit auf den Weg gegeben: „Schieß bloß vorbei!“. Jetzt aber, da sie mit ihrem kleinen Töchterchen auf dem Arm neben Noah zum offiziellen Foto auf den Platz gebeten wird, da freut auch sie sich sichtlich für ihren Sohn.
Aus allen Werkrealschulen, den beiden städtischen Gemeinschaftsschulen, der Waldorfschule, der St.Martinus-Schule sowie erstmals aus dem Sprachheilzentrum haben sich heuer 272 Schüler für das seit 2001 nunmehr auch obligatorische Wappenschießen angemeldet. In insgesamt 20 Riegen wechseln sich Mädchen und Jungs an der Armbrust ab – buchstäblich tatkräftig unterstützt von den beiden Brustknechten Jonas Hüttl und Lars Schmid, die als sogenannte „Spanner“die Armbrust jeweils zum Abschuss des Bolzens fertig machen.
Tatsächlich ist Noahs Riege sieben beim heurigen Wappenschießen eine wahre Schützenpracht. Gleich mehrere Kameraden des Fünftklässlers platzieren Steckschüsse oder holen ein Fallgitter aus dem Wappen. Das goldene Kreuz aber, das bleibt eine knappe Stunde lang unangetastet – wiewohl gleich der erste Schütze (Angelo Schnell, Tambourmajor der Trommler) eine rote Zinne abräumt und dafür vom Publikum und den Mitschützen Applaus einheimst. Besonders kreativ schießt Domenik Metzler von der Fahnenschwingergruppe: Ihm gelingt ein seltenes Kunststück, nämlich mit einem Bolzen gleich drei Zinnen aus dem Wappen zu schießen. Das Laptop, als Preis für den zweitbesten Schuss auf eine der goldenen Zinnen, holt Henri Kuss aus der achten Klasse der Waldorfschule zu sich nach Hause.
Als in all der plötzlichen Betriebsamkeit um Noah sich ein kleiner Kumpel nähert und sehr höflich nachfragt, ob seine Familie auch zur offiziellen Feier und dem traditionellen Umtrunk in der Kuppelnauwirtschaft kommen könne, da holt sich der frischgebackene Schützenkönig kurz das bestätigende Okay seiner Mama ab. „Selbstverständlich“, sagt Sabine Köhler. Worauf der kleine Gast den schwäbischen Kopf schräg legt und kundtut, was auch Familie Köhler ungemein erleichtert: „Koschtet Sie ja nix, oder?“Die Rutenfestkommission nimmt den Eltern nämlich die Feier-Kosten ab.
Viele Bilderstrecken, Videos und sämtliche Texte zum Rutenfest gibt’s unter www.schwaebische.de/rutenfest. Wer heute beim Festzug nicht dabei sein kann, verfolgt am besten unseren Live-Blog.