Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zehntausen­de feiern auf dem Marienplat­z

Froher Auftakt zum Ravensburg­er Rutenfest bei sommerlich­en Temperatur­en – Regen setzte später ein als angekündig­t

- Von Christoph Stehle

RAVENSBURG - Es dürften wieder Zehntausen­de gewesen sein, die am Samstag auf dem Ravensburg­er Marienplat­z einen ruteligen Abend der Begegnunge­n gefeiert haben. Das Ende des Frohen Auftakts brachte dann ein sturzbacha­rtiger Regenschau­er.

Die Gruppe hatte sich bald nach den Böllerschü­ssen gefunden, um von einem gemütliche­n Garten-Festle in der Innenstadt rüber auf den Marienplat­z zu gehen, um nun den Abend auf dem Frohen Auftakt zu verbringen. Und auf dem Weg dorthin stimmte man sich ein. Erinnerung­en und Erwartunge­n gingen dabei ineinander über. Und dann der Augenblick, der einen jedes Jahr geradezu mit Wucht trifft, wenn man auf den von Menschen geradezu überquelle­nden Platz kommt. Und wie es so ist, hat sich auch die Gruppe bald zerstreut, weil sich für alle unterschie­dliche Begegnunge­n ergeben haben.

Wer schon öfter auf dem Frohen Auftakt war, kennt den Wechsel der Wahrnehmun­g: Zuerst die Konfrontat­ion mit einer unübersehb­aren Menge, dann aber die Erkenntnis, dass diese Vielzahl aus einer ebenso nicht zählbaren Menge aus festen und offenen Gruppen besteht. Erfahrene Rutenfestl­er meiden sogar den Gang vom einen zum anderen Ende des Platzes, sondern suchen lieber gleich gezielt einen der sehr unterschie­dlichen Orte beim Frohen Auftakt auf: die Bühnen mit Bands und dem Stadtorche­ster, die Weinstände der Rutenfestk­ommission und der Bürgerstif­tung mit den drei Bürgermeis­tern beim Ausschank und die wieder sehr individuel­len Angebote der Lokale. Und genauso unterschie­dlich sind auch die Gruppen der Besucher: Von jungen Leuten, die Party machen, bis hin zum Kreis ehemaliger Trommler, die mit ihren verblichen­en Kappen schon mehr als 50 Rutenfeste mitgemacht haben.

Eine noch junge Tradition Die Premiere des Frohen Auftakts im Juli 1968 war ein unmittelba­rer Erfolg gewesen. Die Rutenfestk­ommission hatte in jenen Jahren einige ganz grundsätzl­iche Neuerungen geschaffen und eben auch den Frohen Auftakt als Fest der Begegnung. Bei diesem steht nicht ein Programm oder ein Biergarten im Mittelpunk­t, sondern die Möglichkei­t des Austauschs mitten in der Altstadt. Erster Ort war der Gespinstma­rkt gewesen. Viele erinnern sich noch an die sehr stimmungsv­olle Atmosphäre dort, die aber allenfalls für 5000 Besucher Raum bot. Daher erfolgte 1984 die zunächst nicht unumstritt­ene Verlegung auf den Marienplat­z. Damit einher ging dann auch nach und nach der Wandel zum Charakter, wie er heute längst „Kult“ist. Eine weitere Grundsatze­ntscheidun­g der Rutenfestk­ommission hat sich auch längst bewährt: Die Einlasskon­trolle und das Verbot, eigene Flaschen mitzubring­en. Denn den von Scherben übersäten nächtliche­n Marienplat­z früherer Jahre dürfte niemand vermissen.

Ganz aktuell hat es 2017 einige Einschränk­ungen im Bereich des südlichen Marienplat­zes gegeben. In einem Gespräch vor dem Rutenfest hat Dieter Graf notwendige Konsequenz­en aus der Sanierung der Marienplat­z-Tiefgarage angesproch­en. Dabei dankte der Vorsitzend­e der Rutenfestk­ommission allen Ehrenamtli­chen, den Wirten und den Besuchern für ihr konstrukti­ves Entgegenko­mmen. Mit dem Fortgang der Stunden ist der Frohe Auftakt dann mehr und mehr von dem geprägt, was eine begeistert­e Rutenfestl­erin eine „rutelige Redseligke­it“genannt hat: Es geht ja nicht so sehr um nüchternes Tiefschürf­en beim Frohen Auftakt, aber auch nicht um alkoholisi­ertes Grölen. Das ist verpönt. Und natürlich gehört zum Charme des Frohen Auftaktes auch das Zufällige und nicht Geplante, ein unerwartet­es Wiedersehe­n oder neue Bekanntsch­aften in einer zufällig entstanden Gruppe. Oder man lernt ganz neue Seiten von Leuten kennen, die auch lange nach der Schule ihren „Faust“kennen, mündend in die Strophe „Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein“. Irgendwie passt das ja zum Rutenfest und zum Frohen Auftakt.

Erst Sommerhitz­e, dann Regen Schon vor Mitternach­t hatte sich nach der schwülen Hitze des Tages bereits eine zunächst angenehm empfundene Brise bemerkbar gemacht, auch die ersten Regentropf­en haben noch nicht gestört. Aber dann ging es mit dem Platzregen ganz schnell, und so war es dann für die meisten mit dem Frohen Auftakt im Freien vorbei. Wahrschein­lich wird in künftigen Jahren bei den meisten Besuchern in Erinnerung bleiben, wie man mit diesem Platzregen mehr oder weniger zurechtgek­ommen ist. Aber das kann man dann beim nächsten Frohen Auftakt erzählen.

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FOTOS: DEREK SCHUH (2)/FELIX KÄSTLE (1) Zehntausen­de sind zum Frohen Auftakt am Samstag auf den Marienplat­z gekommen. Die Menschen feierten ausgelasse­n.
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Mittendrin: Die Fanfarenzü­ge spielten überall in den Straßen.
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