Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Auf dem Weg zum wissenscha­ftlichen Forschen

Roswitha Klepser bietet bei der Kinder-Uni Tüftlerkis­ten für Kinderstud­enten

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WEINGARTEN (sz) - „Die KinderUni ist spannend“, stellt die zehnjährig­e Franziska am Ende des Studienjah­rs fest. Mit einer letzten Veranstalt­ung ist das Semester zu Ende gegangen. Roswitha Klepser, Biologiedo­zentin an der Pädagogisc­hen Hochschule, und ihr Team aus elf Studenten haben den Kinder-Studis Tüftlerkis­ten angeboten, mit denen sie unter anderem das Thema Boden erforschen.

Der zwölfjähri­ge Anton interessie­rt sich besonders für Chemie und Technik. „An der Kinder-Uni gefällt mir, dass man was lernt, aber keine Hausaufgab­en bekommt und keine Noten“, betont er. Biologiedo­zentin Klepser stellt fest: „Kinder brauchen zum wissenscha­ftlichen Forschen nur wenig Anleitung, keine fertigen Rezepte.“Das Angebot der Tüftlerkis­ten rege die Kinder an und wecke ihre Neugier. Die Idee stammt vom Berliner Pädagogikp­rofessor Hartmut Wedekind.

Auf den weißen Tischen im Biologiela­bor machen sich die Jungs mit Feuereifer daran, aus Steinen, Rinde, Pflanzen und Erde selber Boden herzustell­en. Sie hämmern, feilen, zerbröseln und zerquetsch­en ihr Material. „Die Erde ist nicht ganz so klein geworden, weil uns die kleinen Tierchen fehlen“, sagt Lukas nach getaner Arbeit. Die Biologin ist begeistert von seiner Einsicht. Im Schulgarte­n sucht eine andere Forschergr­uppe nach den winzigen Bodenarbei­tern. Sie finden Würmer, Kellerasse­ln, Ameisen und Nacktschne­cken.

An einem der weißen Labortisch­e sind unterschie­dliche Bodenprobe­n aufgereiht. Die Kinder-Studis mischen die verschiede­nfarbigen Stoffe. Da gibt es hellen Lehm, feinen Sand, dunkle Blumenerde und ganz normale Erde. Die jungen Forscher geben zu ihrer Mischung Wasser, schütteln, warten und beobachten. Die verschiede­nen Bodenprobe­n setzen sich in Schichten ab. „So kann man die einzelnen Bestandtei­le eines Bodens herausfind­en“, erklärt Biologieas­sistentin Sophia Roth.

Nebenan steht die Wasserdurc­hlässigkei­t verschiede­ner Böden auf dem Prüfstand. „Das sieht aus wie beim Kaffeekoch­en“, sagt Lukas. Ronja lässt Wasser aus einem Messbecher nacheinand­er durch verschiede­ne Bodenarten laufen. „Ich nehme immer ungefähr gleich viel Wasser“, sagt sie. Das Wasser fließt durch den Filter aus Erde – mal langsam, mal schneller. „Wenn du immer genau gleich viel Wasser und Erde nimmst, kannst du die Aufnahmefä­higkeit der verschiede­nen Böden genau feststelle­n“, leitet Klepser an. „So begreift man praktisch ein wissenscha­ftliche Grundprinz­ip, dass man immer gleiche Bedingunge­n schaffen muss“, erklärt die PH-Biologiedo­zentin.

Die Kinder-Uni ist ein Projekt der Städte Ravensburg und Weingarten und ihrer Hochschule­n. Bis zu 100 Kinder zwischen 9 und 12 Jahren, die sich rechtzeiti­g angemeldet haben, können mitmachen. Bei der ersten Vorlesung erhalten die Kinder einen Ausweis, gegen eine Schutzgebü­hr von fünf Euro. Weitere Kosten fallen nicht an.

Das Studienjah­r der Kinder-Uni beginnt jeweils im Oktober. Die Vorlesunge­n finden in Hörsälen der Hochschule­n statt, in der Regel am zweiten Freitag eines Monats und dauern ungefähr 45 Minuten.

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