Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Seminar-Apotheke schließt Ende Juli

Personalma­ngel ist laut Apotheker Matthias Riedle aus Altshausen der Hauptgrund

- Von Barbara Baur

ALTSHAUSEN - Nach zehn Jahren ist Schluss: Die Seminar-Apotheke schließt offiziell Ende Juli. Aber eigentlich ist sie jetzt schon zu. Kunden werden über einen Aushang gebeten, Bestellung­en in der Hodrus’schen Apotheke in der Hindenburg­straße abzuholen. Als Grund dafür nennt Matthias Riedle Personalma­ngel.

Der Apotheker betreibt in Altshausen sowohl die Hodrus’sche Apotheke als auch die Seminar-Apotheke. Diese hatte er vergangene­s Jahr übernommen und als Filiale betrieben, eine Apothekeri­n hatte die Filialleit­ung inne. „Eine Apotheke muss immer mit einem Apotheker besetzt sein“, sagt Riedle. „Aber jetzt ist die Kollegin im Mutterschu­tz, und ich konnte keinen Ersatz finden, der ihre Aufgaben in Vollzeit übernehmen kann.“Die Leitung einer Filiale sei aber nur in Vollzeitar­beit zu stemmen. „Zu den Öffnungsze­iten kommt ja noch der Notdienst hinzu“, sagt Riedle. Außerdem habe er die Beobachtun­g gemacht, dass viele Apotheker aus der grenznahen Region in die Schweiz pendeln. Spürbar sei auch, dass der Arzt Helmut Lang, der sich mit Goetz Lohrmann die Praxis in der Senderstra­ße teilte, im Frühjahr aufgehört habe. „Wenn die Patienten jetzt beispielsw­eise in Aulendorf oder Bad Saulgau einen neuen Arzt gefunden haben, kaufen sie auch dort ihre Arzneimitt­el ein“, sagt er.

Bürokratis­che Hürden für Syrer

Den Personalma­ngel in der SeminarApo­theke hätte eigentlich Khaled Mishi lösen können, ein syrischer Flüchtling, der in seiner Heimat Pharmazie studiert hat und derzeit in der Hodrus’schen Apotheke arbeitet. Das geht aber nicht, weil er nur eine vorläufige Berufserla­ubnis hat. Das bedeutet, dass er zwar alle Aufgaben eines Apothekers übernehmen kann, aber nur, solange ein zugelassen­er Apotheker seine Arbeit beaufsicht­igt. „Wir kämpfen schon seit Monaten mit dem Regierungs­präsidium Stuttgart um seine Zulassung“, sagt Riedle. Den Antrag auf Approbatio­n hätten sie im Oktober gestellt, doch weil es bei der Behörde personelle Engpässe gebe, sei der Antrag noch nicht bearbeitet worden.

Hodrus’sche Apotheke ausgebaut

Das Regierungs­präsidium Stuttgart müsse kontrollie­ren, ob der Antrag vollständi­g ist, und ihn dann an die Landesapot­hekenkamme­r weiterleit­en, erläutert Riedle. Wenn ein Apotheker in einem Land außerhalb der Europäisch­en Union studiert habe, werde dort geprüft, ob das Studium mit dem in Deutschlan­d vergleichb­ar ist. Wenn nicht, sei eine Fachprüfun­g erforderli­ch. „Wir gehen davon aus, dass dies notwendig ist“, sagt Riedle. Dennoch könne Khaled Mishi die Prüfung nicht einfach aus freien Stücken ablegen. Dabei läuft für den Syrer die Zeit: Denn seine vorläufige Berufserla­ubnis ist zeitlich befristet. Weil er vergeblich nach einer Lösung für die Seminar-Apotheke suchte, entschloss er sich, seine Hauptapoth­eke in der Hindenburg­straße auszubauen. Der Ausgabeber­eich wurde komplett renoviert und vergrößert. Außerdem ist ein Beratungsr­aum hinzugekom­men. Das Personal der Seminar-Apotheke wird nun in der Hodrus’schen Apotheke eingesetzt, wo durchgehen­d vier bis fünf Mitarbeite­r mit ihm im Dienst sind. Grundsätzl­ich kann sich Matthias Riedle vorstellen, die Seminar-Apotheke eines Tages neu zu eröffnen. „Aber zunächst einmal werde ich abwarten, wie sich die Situation entwickelt“, sagt er.

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FOTO: BARBARA BAUR Die Seminar-Apotheke schließt. Matthias Riedle konnte keinen zweiten Apotheker finden.

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