Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Seminar-Apotheke schließt Ende Juli
Personalmangel ist laut Apotheker Matthias Riedle aus Altshausen der Hauptgrund
ALTSHAUSEN - Nach zehn Jahren ist Schluss: Die Seminar-Apotheke schließt offiziell Ende Juli. Aber eigentlich ist sie jetzt schon zu. Kunden werden über einen Aushang gebeten, Bestellungen in der Hodrus’schen Apotheke in der Hindenburgstraße abzuholen. Als Grund dafür nennt Matthias Riedle Personalmangel.
Der Apotheker betreibt in Altshausen sowohl die Hodrus’sche Apotheke als auch die Seminar-Apotheke. Diese hatte er vergangenes Jahr übernommen und als Filiale betrieben, eine Apothekerin hatte die Filialleitung inne. „Eine Apotheke muss immer mit einem Apotheker besetzt sein“, sagt Riedle. „Aber jetzt ist die Kollegin im Mutterschutz, und ich konnte keinen Ersatz finden, der ihre Aufgaben in Vollzeit übernehmen kann.“Die Leitung einer Filiale sei aber nur in Vollzeitarbeit zu stemmen. „Zu den Öffnungszeiten kommt ja noch der Notdienst hinzu“, sagt Riedle. Außerdem habe er die Beobachtung gemacht, dass viele Apotheker aus der grenznahen Region in die Schweiz pendeln. Spürbar sei auch, dass der Arzt Helmut Lang, der sich mit Goetz Lohrmann die Praxis in der Senderstraße teilte, im Frühjahr aufgehört habe. „Wenn die Patienten jetzt beispielsweise in Aulendorf oder Bad Saulgau einen neuen Arzt gefunden haben, kaufen sie auch dort ihre Arzneimittel ein“, sagt er.
Bürokratische Hürden für Syrer
Den Personalmangel in der SeminarApotheke hätte eigentlich Khaled Mishi lösen können, ein syrischer Flüchtling, der in seiner Heimat Pharmazie studiert hat und derzeit in der Hodrus’schen Apotheke arbeitet. Das geht aber nicht, weil er nur eine vorläufige Berufserlaubnis hat. Das bedeutet, dass er zwar alle Aufgaben eines Apothekers übernehmen kann, aber nur, solange ein zugelassener Apotheker seine Arbeit beaufsichtigt. „Wir kämpfen schon seit Monaten mit dem Regierungspräsidium Stuttgart um seine Zulassung“, sagt Riedle. Den Antrag auf Approbation hätten sie im Oktober gestellt, doch weil es bei der Behörde personelle Engpässe gebe, sei der Antrag noch nicht bearbeitet worden.
Hodrus’sche Apotheke ausgebaut
Das Regierungspräsidium Stuttgart müsse kontrollieren, ob der Antrag vollständig ist, und ihn dann an die Landesapothekenkammer weiterleiten, erläutert Riedle. Wenn ein Apotheker in einem Land außerhalb der Europäischen Union studiert habe, werde dort geprüft, ob das Studium mit dem in Deutschland vergleichbar ist. Wenn nicht, sei eine Fachprüfung erforderlich. „Wir gehen davon aus, dass dies notwendig ist“, sagt Riedle. Dennoch könne Khaled Mishi die Prüfung nicht einfach aus freien Stücken ablegen. Dabei läuft für den Syrer die Zeit: Denn seine vorläufige Berufserlaubnis ist zeitlich befristet. Weil er vergeblich nach einer Lösung für die Seminar-Apotheke suchte, entschloss er sich, seine Hauptapotheke in der Hindenburgstraße auszubauen. Der Ausgabebereich wurde komplett renoviert und vergrößert. Außerdem ist ein Beratungsraum hinzugekommen. Das Personal der Seminar-Apotheke wird nun in der Hodrus’schen Apotheke eingesetzt, wo durchgehend vier bis fünf Mitarbeiter mit ihm im Dienst sind. Grundsätzlich kann sich Matthias Riedle vorstellen, die Seminar-Apotheke eines Tages neu zu eröffnen. „Aber zunächst einmal werde ich abwarten, wie sich die Situation entwickelt“, sagt er.