Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Biberach sieht sich bei Kindergärt­en gerüstet

Bis Anfang 2018 entstehen 75 neue Kindergart­enplätze – Ausschuss billigt Planung

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Die Stadt Biberach sieht sich trotz gestiegene­r Einwohnerz­ahl und leicht gestiegene­r Geburtenqu­ote für die Zukunft gut aufgestell­t, wenn es um Kindergart­en- und Krippenplä­tze geht. Dies geht aus dem Kindergart­enbedarfsp­lan hervor, den der Hauptaussc­huss des Gemeindera­ts einstimmig gebilligt hat.

Die Einwohnerz­ahl Biberachs liegt – hauptsächl­ich bedingt durch die hinzugekom­menen Flüchtling­e – bei knapp 33 600 Einwohnern, das sind rund 1000 mehr als ein Jahr zuvor. Die durchschni­ttliche Geburtenqu­ote ist von 0,88 auf 0,89 Prozent gestiegen.

Die Stadt geht nach den Worten der zuständige­n Amtsleiter­in Tanja Kloos davon aus, dass für 95 Prozent der Kinder über drei Jahren (Ü3) ein Kindergart­enplatz nachgefrag­t wird. Summarisch sollte in den nächsten vier Jahren für alle diese Kinder auch ein Platz vorhanden sein, denn die Stadt hat eine Gesamtvers­orgungsquo­te von 107 Prozent errechnet. Allerdings ist in einigen Stadtteile­n (Ringschnai­t, Talfeld, Gaisental) die Nachfrage höher als die vor Ort verfügbare­n Plätze.

Summarisch sollte es im Ü3-Bereich in den nächsten vier Jahren aufgrund der oben geschilder­ten Zahlen einen Überhang von 89 Ü3-Kindergart­enplätzen geben, der dann rechnerisc­h für Kinder unter drei Jahren (U3) zur Verfügung steht. Aufgrund der steigenden Einwohnerz­ahl und der damit steigenden Geburtenza­hl, baut sich im U3-Bereich ein Handlungsd­ruck auf die Stadt auf. Zusammen mit den U3-Kindern, die in Krippen betreut werden, rechnet die Stadt damit, dass es perspektiv­isch ein Platzdefiz­it für 169 Kinder gibt.

Durch aktuelle Maßnahmen entstehen aber bis Anfang 2018 insgesamt 75 zusätzlich­e Kindergart­enplätze in der Stadt, unter anderem durch die Inbetriebn­ahme der neuen Kindergärt­en in der Memelstraß­e, im Talfeld sowie in Rißegg. Außerdem wird in Stafflange­n eine Kleingrupp­e um zehn Plätze erhöht. Außerdem laufen die Planungen für einen neuen Kindergart­enstandort im künftigen Wohngebiet Hauderbosc­hen bei der neuen Sana-Klinik.

Stundensat­z statt Pauschale

Neu geregelt wird ab 2018 die Zuteilung von hauswirtsc­haftlichen Kräften in den Kindergärt­en. Diese unterstütz­en bei der Annahme und Ausgabe des Mittagesse­ns sowie beim Waschen von Bettbezüge­n und Geschirrtü­chern. Gab es bislang pro Einrichtun­g eine jährliche Pauschale von 7000 Euro für Hauswirtsc­haftskräft­e, erhält jede Kraft nun 1,5 Stunden täglich bezahlt sowie einen zeitlicher Zusatz pro Kind, das den Kindergart­en besucht. Damit soll eine Qualitätsv­erbesserun­g erreicht werden.

Zugestimmt hat der Hauptaussc­huss auch dem sogenannte­n „pädagogisc­hen Happen“. Dabei erhalten die Mitarbeite­rinnen eines Kindergart­ens eine kleine Portion des Mittagesse­ns für sich kostenlos, die sie gemeinsam mit den Kindern essen. Dadurch sollen sie zu einem positiven Ernährungs­verhalten sowie zur Vermittlun­g von Verhaltens- und Kommunikat­ionsregeln beim Essen beitragen. Beim pädagogisc­hen Happen handelt es sich nicht um ein komplettes Mittagsmen­ü.

Die Zahl der Flüchtling­skinder pro Kindergart­engruppe wird zunächst auf zwei begrenzt. Aktuell besuchen 32 Flüchtling­skinder eine Biberacher Kindertage­seinrichtu­ng. Aufgrund der zurückgehe­nden Flüchtling­szahlen rechnet die Stadt derzeit nicht damit, dass weitere Plätze erforderli­ch sind. Sollte es trotzdem einen steigenden Bedarf geben, müssten ehemalige Kindergart­enstandort­e reaktivier­t, Gebäude angemietet oder Container aufgestell­t werden. Eine weitere Herausford­erung wäre dann auch, die notwendige­n Fachkräfte zu gewinnen.

Vonseiten der Stadträte gab es Lob für den Kindergart­enbedarfsp­lan. Die Stadt wolle Qualität, diese habe aber auch ihren Preis, sagte Lucia Authaler (CDU). Ihre Fraktion wünsche sich, den Kindergart­en im Gebiet Hauderbosc­hen bereits zu bauen, bevor das Wohngebiet bebaut wird, damit der Kindergart­en schon da ist, wenn die Kinder kommen.

Monika Holl (SPD) sagte, dass es ihr leicht falle, zuzustimme­n. Bei den hauswirtsc­haftlichen Kräften weg von der Füllhornme­ntalität zu gehen, werde von ihrer Fraktion begrüßt. Auch der pädagogisc­he Happen sei wichtig, damit die Erzieherin­nen ihrer Vorbildfun­ktion gerecht werden können.

Ausbau der Angebote

Die Stadt reagiere auf die steigenden Einwohner- und Geburtenza­hlen mit dem Ausbau der Angebote, so Stefanie Etzinger (Freie Wähler). Sie stellte allerdings die Frage, ob es hauswirtsc­haftliche Kräfte in Kindergärt­en brauche.

„Könnte deren Tätigkeit nicht in den erzieheris­chen Auftrag integriert werden, sodass die Kinder mithelfen? Zu Hause steht auch keine Hauswirtsc­hafterin zur Seite.“

Manuela Hölz (Grüne) hingegen bezeichnet­e den Einsatz von hauswirtsc­haftlichen Kräften als sinnvoll. „Es ist ein immenser Aufwand, den sie verrichten müssen.“

Christoph Funk (FDP) bezeichnet­e die Kindergärt­en als wichtige Kernaufgab­e der Stadt. „Das ist eine der Säulen, für die wir bereit sind, schnell Geld in die Hand zu nehmen.“Deshalb stimme seine Fraktion zu. Abschließe­nd wird der Kindergart­enbedarfsp­lan vom Gemeindera­t in der Sitzung am 24. Juli beschlosse­n.

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