Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Sanierung mit Atemmaske und Schutzanzug
Pfarrkirche in Bodnegg bekommt neues Dach – Kirchturm muss renoviert werden
BODNEGG - Die Sanierung der Pfarrkirche St. Ulrich und Magnus in Bodnegg schreitet voran. Außen und innen steht bereits das Gerüst und die Arbeiten am Kirchenschiff beginnen. Die große Baumaßnahme wird etwa drei Jahre dauern, die Sanierungskosten sind auf mehr als 1,7 Millionen Euro kalkuliert, von denen die Kirchengemeinde zehn Prozent selber aufbringen muss. Schwierig wird die Sanierung des Dachstuhls, da sich im Gebälk giftige Schadstoffe befinden.
„Ich bin selber erschrocken, als ich das Innengerüst gesehen habe“, sagt Pfarrer Michael Stork zu dem dominanten Stützkorsett aus Stahl, das im gesamten Innenraum der Kirche aufgebaut ist und dafür sorgt, dass die Arbeiten auf dem Dachstuhl überhaupt begonnen werden können. Eine Schutzdecke ist unter dem Kirchendach eingezogen worden, zum einen, um dort gefahrlos arbeiten zu können, zum anderen, um das wertvolle Deckenfresko schützen zu können.
Der Staub ist hochgiftig Einfach wird die Arbeit dort oben trotzdem nicht. Das alte Gebälk muss gereinigt werden und der Staub ist hochgiftig. „Dort muss mit Atemmaske und Schutzanzügen gearbeitet werden“, erklärt Pfarrer Stork. Erst wenn die Reinigung abgeschlossen ist, können die Zimmerleute mit ihrer Arbeit beginnen. Das Kirchendach wird geöffnet und mit einem Kran soll dann von außen das Material angeliefert werden. Die schadhaften Balken werden ersetzt und das Dach komplett neu gedeckt. Auch der Kirchturm weist erhebliche Schäden auf und muss renoviert werden.
Es ist eine große Baumaßnahme, die sowohl Geduld und Verständnis bei den Gemeindemitgliedern erfordert, die ihren Gottesdienst ein geschätztes Jahr zwischen Gerüststangen feiern müssen, als auch einen finanziellen Kraftakt für sie bedeutet, müssen sie doch von den gesamten Baukosten 170 000 Euro an Spenden aufbringen. Die politische Gemeinde hat sich großzügig gezeigt und einen Zuschuss von 86 000 Euro zugesagt. Das Spendenbarometer, das in der Kirche aufgestellt ist, zeigt den aktuellen Stand von 36 000 Euro.
„Mit dem kommunalen Zuschuss müssen jetzt noch 50 000 Euro gesammelt werden“, erklärt Kirchenpfleger Werner Senser. Der ehemalige Chef des Bauamtes in Gullen hat sowohl den Baufortschritt als auch die finanzielle Situation im Blick. Der Großteil der Finanzierung wird aus Rücklagen der Kirchengemeinde, Die Pfarrkirche St. Magnus und Ulrich, die im 13. Jahrhundert zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird, hat in ihrer langen Geschichte schon viele Renovierungen erlebt. Eine, die sich noch sehr gut an aufwendige Sanierungen erinnern kann, ist Rosa Joos aus Bodnegg. Als kleines Mädchen von sechs Jahren war sie schon beim Abschluss der Kirchenrenovierung mit feierlicher Altarweihe im November 1929 dabei, als sich der Bischof die Ehre gab und das ganze Dorf zu diesem Festakt auf den eigenen Investitionsmitteln, einer Darlehensaufnahme und einer Zuweisung der Diözese von 976 000 Euro aufgebracht. Mit der gesamten Durchführung der Sanierung hat der Beinen war. Auch im Jahr 1949 wurde die Pfarrkirche aufwendig renoviert. „Damals waren sechs Altäre in der Kirche und sie wurden alle rausgenommen“, erinnert sich die rüstige 94-Jährige. Ihr Mann war aus dem Krieg zurückgekehrt und die beiden hatten 1948 geheiratet. 1949 war die junge Frau schwanger, und das Geld war knapp. Jede Mark musste umgedreht werden und Sparsamkeit war das Gebot. Es half aber nichts, die Kirchenrenovierung musste vollständig und ohne Zuschüsse Bodnegger Kirchengemeinderat das Planungsbüro für Architektur und Denkmalpflege Lukaschek und Zimmermann aus Bad Schussenried beauftragt. von den Gemeindemitgliedern finanziert werden. Die einfordernde Strenge der Geistlichkeit war zwingend. „Der Pfarrer ist damals mit dem Bürgermeister von Haus zu Haus gelaufen und hat in jedem Haus gefragt, wie viel man spendet“, erzählt Rosa Joos. Etwas mysteriös ist auch das damalige Verschwinden des Chorgestühls gewesen. „Es ist nie wieder aufgetaucht“, meint Rosa Joos. Möglicherweise sei es damals verkauft worden, um Geld in die Kasse zu bringen. (bem)