Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Olympia: Lieber Russland als Korea?
PYEONGCHANG (SID) - Die Zuschauer bleiben weg, Top-Funktionäre sprechen schon von Verlegung: Die militärische Bedrohung durch Nordkorea wird für die Olympischen Winterspiele im nur 80 Kilometer entfernten Pyeongchang (9. bis 25. Februar) zu einem immer größeren Problem.
„Wir sollten einen Plan B entwerfen für den Fall, dass dieser Konflikt eskaliert“, sagte René Fasel als erster Top-Funktionär. Fasel, IOC-Mitglied und Präsident des Eishockey-Weltverbands IIHF, glaubt, dass Sotschi in der Lage sei, „die Spiele kurzfristig zu übernehmen“.
Der Hamburger Sport-Ökonom und Ruder-Olympiasieger Wolfgang Maennig sieht es ähnlich. „Sotschi könnte es logistisch und ökonomisch leisten. Putin schafft das auch in fünf Monaten“, sagte Maennig über den Austragungsort der letzten Winterspiele. Eine Verlegung berge die Chance, vom Gigantismus der Spiele wegzukommen. „Man muss bereit sein, bescheidener zu denken“, sagte der Ruder-Olympiasieger von 1988.
Auch München hält Maennig für eine Alternative. „Es muss ja nicht der letzte Schrei bei den Sportstätten sein“, sagte der Wissenschaftler. Man müsse bereit sein, temporäre Anlagen zu bauen. „Warum kann ein olympisches Dorf nicht auch aus Containern bestehen?“, fragt der Hamburger Experte, zumal es dafür mittlerweile „hochinteressante Konzepte“gebe.
München hatte sich für die Winterspiele 2018 und 2022 beworben, war einmal gegen Pyeongchang und später wegen der mangelnden Unterstützung in der Bevölkerung durchgefallen. Von einer Umsiedlung der Spiele hält das Internationalen Olympischen Komitee bislang nichts. „Wir beobachten die Situation natürlich ganz genau“, sagte Gunilla Lindberg, Chefin der IOC-Koordinierungskommission. Für den Augenblick sehe sie „noch kein Sicherheitsrisiko für die Spiele“.