Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Das magmarote Spielmobil
Mazda hat sein Zugpferd überarbeitet – Die zweite Generation des CX-5 punktet mit mehr Komfort beim Fahren
Wenn das kein Frauenauto ist: Ein SUV, der eine erhöhte Sitzposition verheißt, ein Kofferraum, der gleichzeitig die Säcke für den Wertstoffhof und die Runderneuerung der Garderobe schluckt, eine Rückfahrkamera, die auch die Schwächen der neuen Gleitsichtbrille ausgleicht – und eine Farbe, die das Herz erwärmt.
Der Testwagen ist rot. Und zwar nicht allerweltsrot, sondern metallisch glänzend rot, gleichzeitig gesättigt und brillant, schlicht schön. Und was noch viel toller ist: Man darf darüber sprechen, ohne sofort als einfältiges Weibchen zu gelten. Die japanischen Hersteller tun es schließlich auch. Rühmen die Anziehungskraft von „Magmarot Metallic“, eine Sonderlackierung, extra für den neuen Mazda CX-5, der wie sein Vorgänger zum Verkaufsschlager für die Japaner werden soll. Die Strategie scheint bereits aufzugehen. Obwohl der neue CX-5 erst seit wenigen Monate verkauft wird, waren schon etliche Exemplare auf der Teststrecke zwischen Ravensburg und Klagenfurt unterwegs. Aber vielleicht fielen sie nur wegen ihrer besonders schönen Farbe auf.
Doch einen Schritt zurück: Es ist ja nicht so, dass der Mazda CX-5 ein gänzlich Unbekannter auf deutschen Straßen wäre. Im Gegenteil: Seit er im Jahr 2012 seine Premiere gefeiert hat, entwickelte er sich in Deutschland sozusagen zum Zugpferd in der Mazda-Produktpalette, kein anderes Modell wurde häufiger als der kompakte SUV in den vergangenen fünf Jahren verkauft. Der Hersteller spricht von 1,5 Millionen Autos, die weltweit einen Käufer fanden. Aber offensichtlich wollten sich die Japaner, denen ja mitunter ein gewisser übereifriger Fleiß nachgesagt wird,
Der Mazda CX-5 besticht auch im Innenraum. Hochwertige Materialien wurden mit Liebe zum Detail verabredet.
nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen und entwickelten nach einem erste Facelift vor knapp zwei Jahren gleich die zweite Generation des CX-5, der nun eigentlich auf den Namen CX-5II hören müsste. Der deutsche Erfolgswagen Golf ist schließlich auch ordentlich durchnummeriert. Aber vermutlich hat Mazda nicht allzu großes Interesse in einem Atemzug mit Volkswagen genannt zu werden.
Apropos: Ja, der Testwagen war ein 150-PS-Diesel. Und natürlich denkt selbst der Zweiwochentester darüber nach, ob er sich diesen SUV, trotz aller anderen Vorzüge, kaufen würde. Denn ein Auto, mit dem man absehbar nicht mehr in bestimmte Städte fahren kann, hat ungefähr den Wert eines dreibeinigen Pferdes. Ganz abgesehen von der Frage, ob es ökologisch sinnvoll wäre, sich statt des sparsamen Diesel ein anderes Gefährt wegen etwaiger Innenstadtbesuche zuzulegen.
Rein äußerlich ist an dem neuen CX-5 wenig Skandalöses zu finden. Zugegeben, er reißt den Mund etwas zu weit auf. Der große Kühlergrill mit den schmalen Scheinwerfern daneben lässt an ein offenes Hai-Maul denken. Aber das gefällt Japanern offensichtlich, die ja auch in ihrer Küche für vieles Verwendung haben. Wahrscheinlich haben sich unglaublich viele Designer und Ingenieure monatelang Gedanken über Ästhetik, Aerodynamik und bestmögliches Raumangebot gemacht. Immerhin: Auf das Ergebnis können sie stolz sein. Sowohl von hinten als auch von der Seite wirkt der CX-5 eben nicht wie ein klobiger SUV, sondern sportlich-elegant, weder langweilig noch übertrieben stylish. Auf jeden Fall besser als Einiges, was hierzulande vom Band rollt.
Aber was leistet der CX-5 in der Praxis, als Alltagsgefährt für Sportund-Utility-Fans? Auch da hat er im Grunde die Erwartungen übertroffen. Zwei Fahrräder plus Gepäck für ein paar Tage ließen sich weitgehend problemlos bei komplett umgeklappter Rückbank im Kofferraum verstauen. Der Komfort vorne war dennoch bestens – dank exklusiverer Ausstattung im Testwagen mit Headup-Display, Rückfahrkamera, Ledersitzen und zahlreichen elektronischen Helferlein, die einem inzwischen ja so gerne beim Fahren behilflich sind. Nervig nur die Müdigkeitserkennung, die eigentlich, wie der Name es andeutet, wissen sollte, wann der Fahrer eine Pause braucht. Das hat aber nicht funktioniert. Entweder meckerte sie viel zu früh – oder gar nicht. Auch bei der Spracherkennung zur Steuerung des Navigationsgeräts ist noch deutlich Luft nach oben, wenn Mazda vermeiden will, dass der Fahrer in die selbige geht. Aber über alles andere – die Anmutung und Anordnung der Instrumente, die Materialien im Innenraum, die Ausstattung mit zeitgemäßer digitaler Technik – kann man wirklich nicht klagen.
Da bleibt eigentlich nur die Frage, wie der Mazda das verrichtet, wozu er eigentlich da ist: Menschen von A nach B zu bringen. Wenig überraschend glückt ihm auch dieses ganz gut, und dank technischer Fortschritte sogar noch besser als seinem Vorgänger. In der Kurve wirken jetzt Kräfte auf die Vorderräder (Anpressdruck!), die einen nahezu vergessen lassen, dass man in einem hochbeinigen SUV sitzt. Die Lenkung ist präzise, das Fahrwerk eher knackig. Und wenn der CX-5 einmal in Schwung ist, geht er auch sehr ordentlich vorwärts, ohne dass der Verbrauch deshalb enorm wäre. Dennoch sollten diejenigen, die es richtig spritzig mögen, sich den 175-PS-Diesel anschauen. Denn die Möglichkeit zur schnellen Beschleunigung ist inzwischen auch ein Wert – im Irrsinn auf deutschen Autobahnen zwischen Rasern und Schleichern.