Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Adler in Bergatreute könnte wieder öffnen
Brauerei ist mit Wunschkandidaten im Gespräch – Konzession für Biergarten erteilt
BERGATREUTE - Das „Gasthaus zum Adler“in Bergatreute könnte bald wieder öffnen, wann ist noch unklar. Die Brauerei Clemens Härle aus Leutkirch, die für die Eigentümerin einen Pächter für das traditionsreiche Lokal in der Ortsmitte sucht, ist zuversichtlich. Mit einem passenden Interessenten ist Härle-Kundenberater Otto Scheerer bereits im Gespräch, wie er der „Schwäbischen Zeitung“auf Nachfrage versichert. Dieser habe ihm bereits einen Entwurf für eine Speisekarte gezeigt.
Das Lokal steht seit April dieses Jahres leer. Damals hat Pächterin Monika Paul, die den Adler seit 2016 bewirtschaftet hatte, den Betrieb aufgegeben und ist nach Österreich ausgewandert. Das Pachtverhältnis lief offiziell noch bis 1. Juni 2017.
Als Grund gab Monika Paul an, die Gaststätte nicht mehr wirtschaftlich betreiben zu können, nachdem sie keine Konzession für den Biergarten erhalten hatte. Dem Baurechtsamt Bad Waldsee fiel bei der Bearbeitung des Konzessionsantrags auf, dass es für den Biergarten gar keine Baugenehmigung gab. Wie Paul in einem Gespräch mit dem Wochenblatt ausführte, bedeutete der Wegfall des Biergartens für sie einen Verlust von etwa 2500 Euro im Monat. Für die SZ waren Monika Paul nach ihrem Umzug nach Österreich und auch die Hauseigentümerin, die in Bayern wohnt, nicht erreichbar.
Die Baugenehmigung für den Biergarten ist mittlerweile erteilt, „das Thema ist vom Tisch“, so Scheerer. Dass allein die zeitweilige Schließung des Biergartens schuld an der Geschäftsaufgabe gewesen sei, wollte er allerdings nicht bestätigen. „Da ist was schiefgelaufen. Mit den Pauls hat es einfach nicht mehr funktioniert“, sagt Scheerer. Umso wichtiger sei es jetzt, einen geeigneten neuen Wirt zu finden. Der, der ihm vorschwebe, würde gut nach Bergatreute passen. Er habe sich auf eine Anzeige im Internet hin gemeldet. „Ich hoffe, dass das klappt.“
Seit Juli ist Otto Scheerer aktiv auf der Suche nach einem Nachfolger oder Nachfolgerin. „Heutzutage ist es schwer, jemanden zu finden, der bereit ist, eine Dorfwirtschaft wie den Adler zu übernehmen. Es muss halt auch der Richtige sein, wir wollen keinen Schnellschuss“, schildert Otto Scheerer. Er habe mit einigen Interessenten gesprochen und geschaut, ob sie geeignet seien.
Pächter soll nach Bergatreute passen
So sollten die Bewerber ihre gastronomischen Vorstellungen darlegen, sagen, was sie zum Essen und Trinken anbieten möchten, wie die Speisekarte aussehen soll. Viel Wert legt Scheerer darauf, dass der Betrieb konzeptionell und der Wirt oder die Wirtin menschlich nach Bergatreute passen. „Wir möchten den Bergatreutern wieder eine Gaststätte geben, einen Platz für die Kommunikation im Ort“. Der Bedarf sei eindeutig da. Der Adler sei „top eingerichtet“, er verfüge über ausreichend Parkplätze, drei abtrennbare Gasträume und vier Fremdenzimmer. Die abtrennbaren Räume seien sehr gut geeignet für Familienfeiern, Hochzeiten, Geburtstage und ja, auch Totenmahle. Zur Gaststätte gehöre auch eine große Wohnung für den Pächter.
Dass der Adler bald wieder aufmacht, hoffen viele Bergatreuter. „Der fehlt“, sagt Maria Manz, die Zunftmeisterin der Narrenzunft Bergatreute. Es sei eine schöne Wirtschaft mitten im Ort. Vor allem habe der Adler ein Nebenzimmer, in dem die Zunft ungestört ihre Sitzungen abhalten könne. Für Bürgermeister Helmfried Schäfer sind die Gästezimmer ein wichtiger Gesichtspunkt. Abgesehen vom Adler gibt es in Bergatreute keine Übernachtungsmöglichkeiten für beispielsweise Monteure. Paul Sägmüller, ein alteingesessener Bergatreuter, findet die Schließung des Adlers „sehr, sehr schade“. „Der Adler isch halt no a richtige Wirtschaft. A Wirtschaft mit Stammtisch.“Früher habe es in Bergatreute viel mehr Gastwirtschaften gegeben, aber eine nach der anderen sei geschlossen worden. Deshalb: „I wart stündlich drauf, dass de Adler wieder aufmacht.“