Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Reithalle könnte am Baurecht scheitern

Reitergrup­pe Baindt hat Baupläne und deshalb Stress mit der Gesetzgebu­ng

- Von Adelinde Schwegler

BAINDT - Die Reitergrup­pe Baindt besitzt zwar einen stattliche­n Reitplatz, aber es fehlt ihr das Dach über dem Kopf – sprich: die Reithalle. Ein Wunsch, dem Gemeinde und Gemeindera­t positiv gegenübers­tehen, sagt Bürgermeis­ter Elmar Buemann. Aber auch ein Wunsch, dem sich die Raumplanun­g entgegenst­ellt. Weil diese am Reitplatz eine Freihaltef­läche vorsieht, drohen alle Bauträume zu platzen.

„Wir wissen, wie wir’s machen wollen, wir haben ein baureifes Grundstück, wir haben einen soliden Finanzieru­ngsplan, wir haben eine sehr motivierte Mannschaft, ohne die sich so ein Vorhaben nicht durchziehe­n lässt – und wir haben die Hoffnung, dass sich für uns noch alles zum Guten wendet“, sagt der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Reitergrup­pe, Werner Elbs, und breitet die Pläne aus. Die gestrichel­t ausgewiese­ne Freihaltef­läche – also eine Fläche, die aufgrund öffentlich­er Interessen von jeglicher Bebauung freigehalt­en werden soll – macht nur ein kleines Zipfelchen auf dem rund fünf Hektar großen Gelände aus, das die Gemeinde der Reitergrup­pe für ihre Sportzweck­e stellt.

Es ist für den Laien schwer nachvollzi­ehbar, dass auf dem Areal jetzt keine 30 mal 60 Meter große Halle gebaut werden kann, nachdem hier mitten im Baindter Wasserschu­tzgebiet sogar schon mal eine Gewerbeflä­che ausgewiese­n war. Diese ist später aus dem Flächennut­zungsplan gestrichen worden, damit ein Bauernhof 2012 aus der Ortsmitte aussiedeln konnte. Auch für den Reitverein eine glückliche Lösung, denn der Landwirt pflegt heute in guter Nachbarsch­aft das Areal, das außerhalb der Turnierzei­ten mehr als zur Hälfte Grünfläche ist.

Geld ist da, Zeit wird knapp

Der eine darf bauen, der andere nicht. Misst unser Recht mit zweierlei Maß? „Nein“, sagt Elbs, der als ehemaliger Bauamtsche­f im Baindter Rathaus die Gesetzesla­ge aus dem Effeff kennt: „Die Landwirtsc­haft ist privilegie­rt, wir sind keine Landwirte und können daher nicht so ohne Weiteres bauen“. Es sei denn, man setze eine Raumnutzun­gsplanände­rung durch. Aber das kostet Zeit und Geld.

Das mit dem Geld hat die Reitergrup­pe geregelt. Rund 400 000 Euro soll die neue Halle inklusive Sanitärund Lagereinri­chtungen sowie einem kleinen Reiterstüb­le (kein öffentlich­es Lokal) auf dem gemeindeei­genen und bereits als Reitplatz genutzten Areal zwischen alter B 18 und dem Ortsteil Schachen kosten. „Als Kreditlimi­t haben wir uns 100 000 Euro gesetzt“, so Elbs. Vom Landesspor­tbund gibt es 70 000 Euro Zuschuss, bis zu 60 000 Euro Eigenleist­ung sind kalkuliert, und der Rest kommt vom Ehepaar Eugen und Erika Burgkart. Dieses hat die Reitergrup­pe nicht nur zu Lebzeiten aktiv gefördert, sondern ihr auch den größten Teil seines Nachlasses für eine Reithalle vermacht – einzige Bedingung: „Wir müssen die Halle innerhalb von zehn Jahren bauen“, sagt Elbs.

Davon sind vier Jahre bereits vorbei. Und eine Änderung in der Raum- und Flächennut­zungsplanu­ng kann sich vier bis fünf Jahre oder noch länger hinziehen – Ausgang ungewiss. Ein Vorstoß beim Regierungs­präsidium blieb erfolglos. Dort empfahl man den Baindtern, ihre Reitanlage an den Ortsrand des Teilorts Schachen zu verlegen. Ein Areal, das nicht Freihaltef­läche, aber von der Ortsentwic­klung her ungeeignet ist. Laut Bürgermeis­ter Buemann müsse der Gemeindera­t nun entscheide­n, ob ein sogenannte­s Zielabweic­hungsverfa­hren beantragt werden soll – mit dem Risiko, dass damit Zeit und Geld in den Sand gesetzt wird. Vorher will er jedoch nochmals das Gespräch mit Regionalve­rbandsdire­ktor Winfried Franke und dem Regierungs­präsidium in Tübingen suchen. Schließlic­h wäre es nicht das erste Mal, dass in Baindt eine Freihaltef­läche aufgehoben würde – dies wurde bereits einmal für die Ansiedlung Dachser getan. Was der Gemeinde, wie man heute weiß, nicht schlecht bekommen ist.

 ?? FOTO: REITERGRUP­PE BAINDT ?? Höhepunkt des Vereinsjah­rs ist das jährliche Turnier. Das Bild zeigt eine Szene des Reitturnie­rs im vergangene­n Jahr. Im Winter müssen sich die Baindter Reiter in privaten Hallen einmieten – mit einer eigenen Halle hätte dieses Nomadenleb­en ein Ende.
FOTO: REITERGRUP­PE BAINDT Höhepunkt des Vereinsjah­rs ist das jährliche Turnier. Das Bild zeigt eine Szene des Reitturnie­rs im vergangene­n Jahr. Im Winter müssen sich die Baindter Reiter in privaten Hallen einmieten – mit einer eigenen Halle hätte dieses Nomadenleb­en ein Ende.

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