Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Weibliche Vorbilder lassen Frauen ehrgeiziger werden
MANNHEIM (epd) - Frauen stellen sich eher Wettbewerbssituationen, wenn sie zuvor eine erfolgreiche Frau beobachtet haben. Seien sie zuvor jedoch mit einem männlichen Vorbild konfrontiert worden, würden sie Konkurrenz besonders stark meiden. Das stellten Mannheimer Forscher in einer Studie mit rund 500 Männern und Frauen fest, wie die Universität Mannheim mitteilte.
Die Forscher forderten die Teilnehmer danach auf, so viele Kopfrechenaufgaben wie möglich zu lösen. Danach wollten sie von ihnen wissen, ob sie ausschließlich auf der Basis ihrer eigenen Leistungen bezahlt werden wollten, oder ob sie in einen Wettbewerb mit anderen Teilnehmern eintreten möchten, bei dem nur der Beste entlohnt wird. Das Ergebnis bestätigte ein in der Literatur bereits bekanntes Phänomen: Signifikant mehr Männer als Frauen entschieden sich für die Teilnahme am Wettbewerb – obwohl es keine Unterschiede in der Anzahl richtig gelöster Rechenaufgaben gab. „Selbst die Männer mit dem schlechtesten Ergebnis haben sich häufiger für den Wettbewerb entschieden als die besten Frauen“, sagte die Mannheimer Finanzprofessorin Alexandra Niessen-Rünzi.
Die Frauen veränderten aber ihre Entscheidung, wenn sie kurz vorher ein weibliches Vorbild beobachten konnten. Dafür zeigten die Forscher Videos von erfolgreichen Frauen, wie zum Beispiel der Tennisspielerin Serena Williams oder der Managerin Nour Al Nuaimi. Nachdem die weiblichen Probanden die Videos sahen, entschieden sich 20 Prozent von ihnen für den Wettbewerb mit anderen. Ohne ein solches Video hatten sich nur 13 Prozent der Frauen für den Wettstreit entschieden.
In einer Testgruppe zeigten die Forscher auch Videos mit männlichen Vorbildern, zum Beispiel dem Tennisstar Roger Federer und dem Gründer Marc Cuban. In der Folge entschieden sich nur noch elf Prozent der Frauen für den Wettbewerb. Bei männlichen Studienteilnehmern ließ sich dagegen kein Einfluss durch die Videos nachweisen.