Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Motordoping: Radsportverband in Erklärungsnot
BERLIN (SID) - Christopher Froome wollte über die Vuelta reden, das Rote Trikot und seinen Traum vom Sieg in Madrid, doch dann wurden wieder Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Radsports laut – die auch ihn betrafen. „Ich denke darüber nicht nach“, sagte der Tour-de-France-Sieger angesichts eines neuen Berichts zum Thema Motordoping, der den Weltverband UCI in ein schlechtes Licht rückt. In der Recherche der ARD, der französischen TV-Sendung Stade2 sowie eines Journalisten des „Corriere della Sera“geht es nicht um Pillen oder Ampullen. Die Dokumentation wirft stattdessen Fragen über die Effektivität der UCI-Tests auf, mit denen der Technikbetrug bekämpft werden soll.
Im Internet kursieren Videos, die bei Froome ein solches Motordoping, also die Verwendung eines Hilfsmotors, nachweisen sollen. Vorsprung durch Technik. 40 000 Tests hat die UCI in den vergangenen zwei Jahren in verschiedenen Disziplinen und Altersklassen durchgeführt, allein 4000-mal kontrollierten Prüfer bei der Frankreich-Rundfahrt im Juli.
Ergebnisse? Negativ. Nur einmal wurde eine Athletin überführt. Ist das Problem des Motordopings also nicht existent? Oder ist das Prüfverfahren der UCI schlichtweg nicht wirksam genug? Genau so lautet der Vorwurf. Die UCI setzt für ihre Tests ein speziell umgerüstetes Tablet ein, das mittels Magnetresonanz-Untersuchung versteckte Motoren ausfindig machen kann. Das Verfahren funktioniert, doch es eignet sich offensichtlich nicht zum Aufspüren fortschrittlicher Umbauten. Der Weltverband verteidigte in einer Stellungnahme sein Verfahren. Tour-Sieger Froome wollte sich mit dem Gedanken an Technik-Betrug im Profi-Peloton nicht befassen. „Ich könnte nicht an den Start gehen in dem Gedanken, dass einer meiner Rivalen das Rennen mit einem versteckten Motor bestreitet“, sagte der 32 Jahre alte Sky-Kapitän, der am Dienstag das 40,5 km lange Zeitfahren nach Logrono vor Wilco Kelderman gewann und die Gesamtführung der Spanien-Rundfahrt bei noch fünf ausstehenden Etappen weiter ausbaute. In der Gesamtwertung führt Froome mit komfortablen 1:58 Minuten Vorsprung auf Nibali.