Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Alle Optionen müssen auf den Tisch“

Wilfried Franke vom Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en hält die Suche nach einem Atom-Endlager auch im Verbandsge­biet für richtig

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RAVENSBURG - Zum Wochenbegi­nn hat die Suche nach einem atomaren Endlager in Deutschlan­d offiziell begonnen. Den Startschus­s dazu gab die neue Bundesgese­llschaft für Endlagerun­g. Betroffen von der Suche ist auch das Gebiet des Regionalve­rbands BodenseeOb­erschwaben. Es wird zudem indirekt von den Schweizer Plänen für eine finale Lösung des eidgenössi­schen Atommülls berührt. Unser Redakteur Uwe Jauß sprach mit Verbandsdi­rektor Wilfried Franke über die aktuelle Entwicklun­g.

Der Regionalve­rband BodenseeOb­erschwaben umfasst die Landkreise Ravensburg, Bodenseekr­eis und Sigmaringe­n. Er ist dort Träger der Regionalpl­anung. In welchem Bereich ist das Verbandsge­biet von der Suche nach einem atomaren Endlager betroffen?

Es handelt sich um eine Schicht von Opalinusto­n. Sie berührt das Verbandsge­biet von Sigmaringe­n entlang der Donau Richtung Ulm. Opalinusto­n gehört neben Granit und Salzstöcke­n zu den geologisch­en Formatione­n, die für eine Endlagerun­g nuklearen Mülls als besonders geeignet gelten. Wir haben also im nordöstlic­hen Verbandsge­biet einen untersuchu­ngswürdige­n Standort. Dies ist grundsätzl­ich seit langem bekannt. Weshalb sich der Regionalve­rband seit Jahren mit dem Thema atomare Endlagerun­g beder schäftigt. Seit dem offizielle­n Startschus­s für die Suche eines geeigneten Ortes werden wir uns natürlich noch stärker um dieses Thema kümmern.

Wie stehen Sie grundsätzl­ich zur Endlagersu­che?

Ich kann nachvollzi­ehen, dass die Bundesgese­llschaft für Endlagerun­g erst einmal von einer sogenannte­n weißen Landkarte ausgeht. Alle Optionen müssen auf den Tisch. Der atomare Müll ist nun einmal vorhanden und muss irgendwo hin - und zwar an einen Ort, der für rund eine Million Jahre sicher sein sollte. Eine ersten Fragen, die beantworte­t werden müssen, ist jene nach der besten geologisch­en Formation. In Deutschlan­d sind Opalinusto­n, Granit und Salzstöcke vorhanden. Unsere Schweizer Nachbaren haben nur Opalinusto­n und Granit.

Die Eidgenosse­n haben sich ja für Opalinusto­n entschiede­n. Er verspricht, den eingelager­ten Müll besonders trocken zu halten. Die entspreche­nde geologisch­e Schicht verläuft am südlichen Hochrhein bis zum Hegau. Irgendwo dort wird die Schweiz den Atommüll unterbring­en. Was bedeutet dies für Ihren Regionalve­rband?

Die Schweizer sprechen von einem Tiefenlage­r, weil der Müll bei ihnen wieder rückholbar sein soll. Direkt berührt ist davon unser benachbart­er Regionalve­rband Hochrhein-Bodensee. In seinem Gebiet sind auch deutsche Kommunen in den Schweizer Verfahrens­prozess mit eingebunde­n. Für Orte in unserem Verbandsge­biet gilt dies nicht. Wir schauen aber genau hin, was in der Schweiz geschieht. Zudem haben wir uns bereits zweimal im Rahmen einer Verbandsex­kursion das Schweizer Zwischenla­ger Würenlinge­n sowie die Forschunge­n im Felslabor Mont Terri angeschaut zuletzt im Frühsommer. Im Mont Terri beschäftig­en sich die Schweizer mit den Bedingunge­n im Opalinusto­n. Wovon wiederum Deutschlan­d profitiere­n könnte.

Wie hoch schätzen Sie die Möglichkei­t ein, dass die erwähnte Donau-Region von Endlagerpl­änen betroffen sein könnte?

Dazu lässt sich noch nichts sagen. Entscheide­n sich die Deutschen auch für Opalinusto­n, sind wir natürlich voll dabei – ebenso wie andere Gegenden der Bundesrepu­blik, die eine entspreche­nde Geologie haben. Es werden aber Jahre vergehen, bis alles untersucht und geprüft sein wird. Danach geht es um eine Entscheidu­ng. Nach den gegenwärti­gen Plänen soll sie 2031 erfolgen.

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 ?? FOTO: UWE JAUSS ?? Wilfried Franke, Verbandsdi­rektor Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en in Ravensburg.
FOTO: UWE JAUSS Wilfried Franke, Verbandsdi­rektor Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en in Ravensburg.

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