Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Spiel mit vollen und platten Bällen
Erfüllen wir unseren Bildungsauftrag gleich zu Anfang. „Denn, um es endlich auf einmal herauszusagen, der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“Schillers Sentenz aus seinen „Briefen über die ästhetische Erziehung des Menschen“ist zwar inzwischen einigermaßen abgeschmackt (nur „Stufen“von Hermann Hesse dürfte ähnlich penetrant zitiert werden), und Kindervergnügungen hat der gute Schiller beim Verfassen wahrscheinlich gar nicht im Sinn gehabt. Es passt aber nun mal so gut zu „Ravensburg spielt“und der letzten Möglichkeit, uns an diesem Wochenende noch mal ganz auf uns selbst einzulassen, bevor die Sommerferien endgültig zu Ende sind und es auch wettermäßig in großen Schritten Richtung Herbst geht.
Der Bundestagswahlkampf hat den Status des Spielerischen inzwischen ohnehin längst verloren und ist wie üblich in die Phase der kleineren und größeren Aufgeregtheiten eingetreten. Die Redaktion hat versucht, dem mit einer nicht ganz ernst gemeinten Aktion zur Auflockerung zu begegnen. Offenbar hat das funktioniert, denn die Teilnehmer der vier „Wahllokale“in Ravensburg und Weingarten hatten reichlich Spaß, und auch die Kandidaten konnten über die teils recht kuriosen Ergebnisse schmunzeln: Stefan Weinert beispielsweise, unabhängiger Kandidat, dem kein einziger Wähler eine Stimme geben mochte, nahm das Spielchen mit Humor.
Für Aufregung hat auch das Spiel des FV Ravensburg gegen Reutlingen vor einer Woche gesorgt, für positive zumal. Dass FV-Kapitän Steffen Wohlfahrt absichtlich einen Handelfmeter verschoss, war unter anderem auch dem „Spiegel“eine Meldung wert und wurde im Schussental fast so intensiv diskutiert wie zuletzt die Bierfrage im Bärengarten. Für all diejenigen, die gerade erst aus dem Urlaub zurückgekehrt sind: Der Reutlinger Alexander Götz hatte im laufenden Spiel den Ball gefangen, weil dem die Luft ausgegangen war. Der Schiedsrichter musste folgerichtig auf Strafstoß entscheiden, den der Ravensburger in eine grandiose Fair-Play-Geste verwandelte und kunstvoll versemmelte. Ein schönes Zeugnis, das sich da der Spieler Wohlfahrt als Fußballer und Mensch selbst ausgestellt hat.
Und sonst? Der Ravensburger Wein ist gelesen, die neue Miss Oberschwaben steht seit Freitagnacht auch fest. Spielen Sie am Wochenende nach Herzenslust. Und allen Schülern am Montag einen guten Start!