Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Neu fürs Heimkino
1 Regeln spielen keine Rolle
Warren Beatty spielt gerne nach seinen eigenen Regeln. Seit er vor 50 Jahren den von ihm produzierten Überraschungserfolg „Bonnie und Clyde“(die Hauptrolle übernahm er natürlich auch) in die Kinos brachte, genießt er gewissermaßen Narrenfreiheit. Und so erfüllte sich der 80-Jährige nochmal ein Wunschprojekt, denn die Geschichte des exzentrischen Millionärs Howard Hughes hatte ihn schon lange fasziniert. Selbstverständlich übernimmt er die Rolle des deutlich jüngeren Hughes, zunächst stehen aber andere Figuren im Mittelpunkt: Die junge Marla Mabrey (Lily Collins) kommt Ende der 1950er-Jahre samt Mutter Lucy (Annette Bening) aus der Provinz nach Los Angeles, um sich den Traum von einer Filmkarriere zu erfüllen. Hughes hat sie angeheuert, aber zu sehen bekommt sie zunächst nur seinen ambitionierten Fahrer Frank Forbes (Alden Ehrenreich). Zwischen den beiden jungen Leuten beginnt es zu knistern, aber sobald Beatty dann doch als Hughes auftritt, zieht er alle Blicke auf sich … Im Kino war der Film, der sich um keinerlei Erzählkonventionen zu scheren scheint, ein Flop. Im Heimkino hat der Tribut an das alte Hollywood aber gerade aufgrund seiner erfrischenden Schrägheit eine Chance verdient. Als Extras gibt es eine kürzere Doku und das Musikvideo zum Titelsong mit Lily Collins. (rot)
FSK: 6 Jahre
Preis: DVD 15 Euro; Blu-Ray: 14 Euro Bewertung:
2 Der Himmel wird warten
Junge Frauen, die sich unbemerkt radikalisieren und gar in den Dschihad ziehen wollen – das ist eine Entwicklung, auf die viele Menschen mit Fassungslosigkeit reagieren. Die französische Regisseurin Marie-Castille Mention-Schaar („Die Schüler der Madame Ann“) hat das Thema nicht mehr losgelassen. In „Der Himmel wird warten“widmet sie sich dem gefährlichen Trend auf so ernsthafte wie packende Weise. Im Mittelpunkt steht die Geschichte zweier Teenager. Mélanie (Naomi Amarger) lebt bei ihrer alleinerziehenden Mutter Sylvie (Clotilde Courau). Das Verhältnis der beiden ist von Vertrauen bestimmt, was sich aber ändert, als Mélanie im Internet einen Jungen kennenlernt – der sie schließlich dazu überredet, nach Syrien zu ziehen. Catherine (Sandrine Bonnaire) und Samir (Zinedine Soualem) erleben einen ähnlichen Schock, als eines Nachts ihr Haus gestürmt und die 17-jährige Tochter Sonia (Noémie Merlant) festgenommen wird. Der Vorwurf: Sie hatte einen Anschlag geplant. Die beiden Mütter setzen nun mit Hilfe einer Pädagogin alles daran, ihre Töchter zurückzugewinnen. Mention-Schaars Film schafft es, ein Stück weit zu vermitteln, wie auch Töchter aus sogenanntem gutem Hause auf die Verführungskräfte von Salafisten hereinfallen können. Als Extra gibt es ein Interview mit der Regisseurin. (rot)
FSK: 12 Jahre Preis: DVD: 18 Euro Bewertung: