Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Gefährliche Arbeiten
Asbestsanierung der Ravensburger Marienplatzgarage beginnt am 20. November
Die Asbestsanierung in der Marienplatzgarage beginnt am 20. November.
RAVENSBURG - In der Marienplatzgarage werden sich bald Szenen wie in einem Science-Fiction-Film abspielen. Männer in Ganzkörperanzügen mit Atemschutzmasken werden dort in luftdicht abgeschlossenen Räumen 75 000 Abstandshalter aus den Decken entfernen, die asbestverseucht sind. Am kommenden Montag, 13. November, beginnen die Vorarbeiten. Richtig los geht es dann am 20. November.
Umweltamt muss zustimmen
Vorausgesetzt, das Umweltamt des Landkreises hat nichts einzuwenden. Aber davon ist nicht auszugehen. „Wir haben letzten Freitag den Antrag eingereicht, sodass das Umweltamt zwei Wochen Zeit hat, ihn zu prüfen. Wenn wir in der Frist nichts hören, können wir loslegen“, sagt der Projektverantwortliche der Stadtwerke Ravensburg, André Bohlmann.
Eine Arbeitsgemeinschaft aus zwei Spezialfirmen wurde mit den Bauarbeiten betraut: Lichtner aus Ravensburg und Genab aus Herne. Zunächst werden sie nächste Woche sechs bis acht der insgesamt 14 sogenannten Schwarzräume einrichten: Die luftdicht mit Folien abgeschlossenen Räume innerhalb der Tiefgarage können nur durch Schleusen betreten werden. Innen sorgen Ventilatoren für einen achtfachen Luftaustausch in der Stunde und dafür, dass sich die Asbestfasern nicht auf den Boden ablagern können. Die Abluft wird gefiltert, sodass die frei werdenden Asbestfasern aufgefangen werden.
Das Prozedere verlangt höchste Sicherheitsmaßnahmen. „Asbestfasern an sich gehören zu den schlimmsten Umweltgiften. Von einer Faser, die man einatmet, kann man schon Lungenkrebs bekommen“, erklärt Projektleiter Bohlmann. Daher müssen die Arbeiter strenge Gesundheitstests bestehen und einen Schutzanzug tragen, der den ganzen Körper bedeckt – samt Atemschutzmaske mit Motor. Für das Tragen dieses Anzugs sind spezielle Kurse notwendig, und nach spätestens zwei Stunden ist Schluss. Dann muss das Personal gewechselt werden, weil die Arbeit unter diesen Bedingungen extrem unangenehm sei, so Bohlmann.
Die eigentlichen Entfernungsarbeiten innerhalb der Schwarzräume, bei denen die asbesthaltigen Abstandshalter herausgestemmt werden, beginnen am 20. November zunächst im Bereich der Spindeln. Danach arbeiten sich die Fachleute durch die Decks. Wie lange das insgesamt dauert, lässt sich laut Bohlmann erst sehen, „wenn wir die ersten paar Hundert ausgebaut haben“. Derzeit rechnen die Stadtwerke allerdings damit, dass es bei der schon angekündigten Verlängerung der Bauarbeiten um ein halbes Jahr bleiben wird.
Das würde bedeuten, dass erst im Mai 2019 zwei Decks der Tiefgarage wieder geöffnet werden können, die Sanierung der vier Parkdecks selbst soll etwa ein Jahr später abgeschlossen sein – wobei anschließend noch die Decke und damit der eigentliche Marienplatz an der Reihe sind, der auch umgestaltet werden soll – wie genau, steht noch nicht fest.
Wie mehrfach berichtet, ist 2014 nach einem Feuer durch Zufall herausgekommen, dass die Garage total marode war, weil sich das Streusalz von Autoreifen durch die Böden gefressen hatte, und generalsaniert werden musste. Und das, obwohl die Garage ein Jahr zuvor schon einmal ausgebessert worden war, ohne dass die Schäden bemerkt wurden.
Im Sommer dieses Jahres folgte die nächste böse Überraschung: In den Decken wurden asbesthaltige Abstandshalter gefunden, die nun aufwendig entfernt werden müssen. Dadurch verzögert sich die ursprüngliche Sanierungsfrist um sechs Monate, und die Kosten verteuern sich um 1,5 auf 14,5 Millionen Euro.
Die Neugestaltung des Deckenbelags, die ab 2020 ansteht und eine weitere jahrelange Baustelle bedeutet, ist in den Kosten noch nicht eingerechnet.
„Von einer Faser, die man einatmet, kann man schon Lungenkrebs bekommen.“
André Bohlmann von den Stadtwerken Ravensburg über Asbest