Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Stadt: Blutbuchen in der Seestraße sollen stehen bleiben
Ravensburger Verwaltung hofft darauf, dass Eigentümer Baupläne ändert – BfR fordern weiterhin Baumschutzsatzung
RAVENSBURG - Sie dienen als grüne Lunge und säubern die Luft von Schadstoffen. Dennoch sind viele Bäume in der Ravensburger Innenstadt von der Axt bedroht. Und das, obwohl die Stadt ein Riesenproblem mit Luftschadstoffen hat. Aktuell sind drei große Rotbuchen in der Seestraße gefährdet, weil dort der Eigentümer eine alte Villa abreißen und stattdessen Mehrfamilienhäuser errichten will. Die Stadtverwaltung hofft aber, dass die Bäume stehen bleiben.
Baukörper zurücksetzen
Dafür müsste der Eigentümer seine Pläne nur etwas abändern, erläutert Baubürgermeister Dirk Bastin. „Wenn die Baukörper um etwa anderthalb Meter von der Straße zurückversetzt würden, wäre das weit genug weg vom Wurzelwerk, und die Bäume könnten stehen bleiben“, sagt er auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. In dem Fall könne der Investor, eine Immobilienfirma, auch mit einer schnellen Baugenehmigung rechnen, so Bastin weiter. Anderenfalls werde die Stadtverwaltung dem Gemeinderat vorschlagen, für den Straßenzug einen Bebauungsplan aufzustellen, in dem entsprechende Grünbestände festgeschrieben werden. „Ich habe ihm einen Brief geschrieben und klargemacht, dass der Erhalt der Buchen für die Stadt von großer Bedeutung ist.“
Schließlich habe die Stadtverwaltung, die vis-à-vis das neue Rathaus gebaut hat, selbst auch 85 000 Euro ausgegeben, um eine dort stehende Linde zu retten. „Es wäre ja absurd, wenn dann gegenüber alle Bäume gefällt würden.“
BfR: Appelle reichen nicht
Der Appell allein ist laut Wilfried Krauss von den Bürgern für Ravensburg aber nicht ausreichend. Seine Fraktion fordert eine Baumschutzsatzung, die Grundstückseigentümern im Grunde verbietet, ohne Erlaubnis der Stadt einfach alte, wertvolle Bäume zu fällen. „Derzeit tobt in Ravensburg ein Kampf von Kommerz gegen Natur“, meint Krauss. Allzu oft würde die Natur dabei verlieren, da der Milderung des Wohnungsmangels durch neue Häuser alles untergeordnet werde.
Obwohl das Thema „Baumschutzsatzung“in den vergangenen 30 Jahren schon von mehreren Fraktionen immer wieder vorgebracht worden sei, habe man noch nie im Gemeinderat darüber diskutiert. „Unser Antrag vom Juli muss aber noch dieses Jahr behandelt werden, darauf bestehen wir“, sagt Krauss.
Bürokratiemonster befürchtet
Gegner von Baumschutzsatzungen führen ins Feld, dass für deren Durchsetzung ein hoher bürokratischer Aufwand notwendig sei, der viel Geld koste. In anderen Städten hat die Einführung einer Baumschutzverordnung auch schon dazu geführt, dass zahlreiche Eigentümer kurz vorher aus Angst vor diesem „Zwangsinstrument“noch jede Menge Bäume auf ihren Grundstücken gefällt haben.
In einem Video erläutert der BfR-Vorsitzende Wilfried Krauss, warum eine Baumschutzsatzung seiner Meinung nach so wichtig ist: www.schwaebische.de/rotbuchen