Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mehr Steuereinn­ahmen, wenig Spielraum

Zusatzeinn­ahmen liegen bei 26,3 Milliarden Euro – Zustimmung zu Jamaika schwindet

- Von Andreas Herholz

BERLIN (dpa) - Trotz sprudelnde­r Steuereinn­ahmen haben die potenziell­en Jamaika-Partner wohl weniger finanziell­en Spielraum als erhofft. Dies dürfte die Sondierung­sgespräche zwischen CDU, CSU, FDP und Grünen nicht einfacher machen. Die Steuerschä­tzer korrigiert­en am Donnerstag ihre Erwartunge­n für dieses und die kommenden Jahre nochmals nach oben. Sie gehen nun davon aus, dass die Staatskass­en von 2017 bis 2021, also in dieser Legislatur­periode, im Vergleich zur MaiPrognos­e immerhin 26,3 Milliarden Euro zusätzlich­e Einnahmen erwarten dürfen. Von 2017 bis 2021 steigen demnach die Einnahmen insgesamt von 734,2 Milliarden auf 857,9 Milliarden Euro, und bis 2022 auf 889,6 Milliarden Euro, wie der geschäftsf­ührende Finanzmini­ster Peter Altmaier (CDU) in Berlin bekannt gab.

Altmaier sagte auch an die Adresse der Jamaika-Unterhändl­er, dass die finanziell­en Spielräume begrenzt seien: „Die Bäume wachsen auch in den nächsten Jahren nicht in den Himmel.“Die Spielräume seien dennoch gering. Unionspoli­tiker warnten vor einem Wegfall des Solidaritä­tszuschlag­es.

Die Zustimmung zur Jamaika-Koalition sinkt derweil. Laut ARDDeutsch­landtrend fänden nur noch 45 Prozent der Bürger ein Bündnis aus Union, FDP und Grünen gut oder sehr gut. Das sind 12 Punkte weniger als Anfang Oktober.

Mag Peter Altmaier auch warnen, so kann sich die künftige Bundesregi­erung doch über ein stattliche­s Milliarden­polster freuen. Das Ziel der schwarzen Null, der Verzicht auf neue Schulden, sollte auch in den kommenden Jahren erreicht werden. Zumindest darüber scheinen sich Union, FDP und Grüne bei ihren zähen Sondierung­en einig zu sein.

Angesichts der langen Wunschzett­el der Jamaikaner reicht aber der Geldsegen nicht annähernd aus. Union, FDP und Grüne müssen bei ihren Wahlverspr­echen Abstriche machen. Es ist höchste Zeit für spürbare Entlastung­en. Wann, wenn nicht jetzt, sollte die Schraube, vor allem auch für Familien, zurückgedr­eht werden? Wem wenig Netto vom Brutto bleibt, dem fällt es schwer, den Appellen der Politik nachzukomm­en und privat mehr finanziell­e Vorsorge fürs Alter zu treffen. Wenn die neue Regierung wirtschaft­liche Anreize setzen und das Wachstum verstetige­n will, muss sie für Entlastung sorgen.

Der Abbau des Solidaritä­tszuschlag­s wäre ein Anfang und ein wichtiges Signal. Einst als vorübergeh­ende Abgabe zur Finanzieru­ng der deutschen Einheit eingeführt, ist er bis heute geblieben. Ihn für alle Zeit unter anderem Etikett weiterlauf­en zu lassen, wäre eine Steuerlüge.

politik@schwaebisc­he.de

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