Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ohhh, Ohhh, o, o

Trans4Jazz-Festival Ravensburg eröffnet mit Max Mutzke und monoPunk

- Von Dorothee L. Schaefer www.schwaebisc­he.de/maxmutzke

RAVENSBURG - Das Konzerthau­s erzitterte bis in den oberen Rang von der Wucht der Verstärker und von der Begeisteru­ng des stehenden und groovenden Publikums. So viel Volumen kann man mit akustische­n Instrument­en nicht produziere­n – und zu dritt sowieso nicht. „Funk, Soul und Jazztupfer“waren angesagt, aber Jazz lag eigentlich nur in der Viertelstu­nde Verspätung, mit der das Konzert startete. Vorher hatte Gerhard Reuter von Jazztime Ravensburg das Trans4Jazz-Festival mit dem erfreulich­en Ausblick auf das Jahr 2019, wenn das Landesjazz­festival von Ravensburg/Weingarten ausgericht­et wird, und mit dem Dank an die Hauptspons­oren eröffnet.

Dann kommt Max Mutzke, der Songwriter und Sänger aus dem Südschwarz­wald, auf die Bühne – wie gewohnt in Anzughose, Hemd und Lederschie­bermütze – und darunter ein freundlich­es Gesicht. Und das Publikum johlt: Ravensburg ist einer der letzten Termine auf einer großen Tournee durch die Republik mit der holländisc­hen Band monoPunk, die im Januar 2017 begonnen hat.

Holländisc­he Band heizt ein

Die drei hinter Max Mutzke – Maik Schott am Keyboard, Danny Samar am Bass und Tobias Held am Schlagzeug – heizen an. Akustik und Lightshow setzen die Menschenme­nge in Bewegung. Verblüffen­d, wie viele die Texte kennen, in Deutsch oder Englisch mitsingen, sich animieren lassen zum Chorus auf „Ohhh, Ohhh, o, o“. Es dauert eine Weile, bis sich die Stimme Mutzkes gegen den Highvolt-Surround durchsetzt und ihre Persönlich­keitsmerkm­ale entfalten kann. Das gelingt ihm übrigens am besten mit nur wenig Begleitung.

Es läuft zur Zeit gut für Max Mutzke, der 2004 für Deutschlan­d als ESCKandida­t ins Rennen ging, mit zwei Liedern in die Charts kam, und seither nach zwei Alben mit Stefan Raab noch vier weitere aufgenomme­n hat. Er lässt sich nicht auf eine Richtung festlegen und tritt ebenso gern als Sänger mit einer großen Bigband oder einem Symphonieo­rchester auf wie mit einem Jazzensemb­le oder einem Streichqua­rtett. Ein Highlight in diesem Jahr war wohl der Auftritt im April mit der Radiophilh­armonie in der Hamburger Elbphilhar­monie, der deren diffizile Akustik auf eine harte Probe stellte, aber dennoch ein Publikumse­rfolg wurde. Mit monoPunk bewegt sich Mutzke auch wieder weg vom Jazz, für den er einige Jahre in der Zusammenar­beit mit Klaus Doldingers Passport oder der SWR-Bigband eine Vorliebe hatte, und hin zum Funk, zum beatstarke­n Pop, den er seltener mit einer weichen Soulstimme durchkreuz­t. Die ist wandelbar, manchmal wie ein Vogelschre­i in der Kopfstimme, dann wieder heiser guttural oder sanft und voll. Natürlich bringt er seine frühen Erfolgsong­s wie „Schwarz auf Weiß“, „Welt hinter Glas“, „Lass’ mich nicht gehn“oder „Can’t Wait Until Tonight“. Aber das meiste Songmateri­al stammt von der 2015 erschienen­en CD „Max“. Insgesamt also mehr als zwei Stunden mit Max Mutzke – ohne Pause, ohne Ermüdungse­rscheinung­en und mit einem enthusiast­ischen Publikum.

Eine Bildergale­rie finden Sie unter:

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FOTO: DANIEL DRESCHER Der Mann mit der wandelbare­n Stimme: Max Mutzke bei seinem Auftritt in Ravensburg.

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