Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Die letzten Kriegsjahre als zehnjähriger Junge erlebt“
Warum will Weingarten samt der Region der NS-Opfer nicht gedenken? Sicherlich war es für viele vergangenheitsinteressierten Bürger eine Art der Aufarbeitung des Dritten Reiches, als sie den Artikel vom 7. November 2017 in der SZ über die Baienfurter Nazi-Opfer gelesen haben. Ich musste als Zeitzeuge des Nazi-Regimes die letzten beiden Kriegsjahre als zehnjähriger Junge erleben. Von diesen Erlebnissen habe ich bis zum Jahre 2012 keinem Mitbürger erzählen wollen. Als die NSUVerbrechen der Öffentlichkeit bekanntgemacht wurden, waren diese Vorkommnisse für mich der Anlass, dass unsere labile demokratische Gesellschaftsform in weiterer Zukunft in Gefahr geraten könnte. Als Zeitzeuge versuchte ich leider wiederholt vergebens, meine schrecklichen Erlebnisse der letzten beiden Kriegsjahre den mittlerweile zwei Generationen der Nachkriegszeit zu übermitteln.
Auch in Weingarten haben sich ehrenhafte Bürger in der Nazi-Zeit gegen das totalitäre System gewehrt und sind dabei nachweisbar mit den bekannten Folgen konfrontiert geworden. Ebenfalls, wie aus Baienfurt, wurden Menschen aus Weingarten sowie der Umgebung mit jüdischer Abstammung sowie geistig und körperlich behinderte Menschen in die Vernichtungslager gebracht und dort getötet! Ich habe großen Respekt vor diesen Bürgern aus Baienfurt, die den Mut hatten, diesen damals armen Menschen nach so vielen Jahren eine gewisse Ehre zu erweisen und dabei die Öffentlichkeit an die notwendige Aufarbeitung der schrecklichen Nazi-Zeit zu erinnern.
Franz Harder, Weingarten
Zum Bericht „Stadt will Eschersteg aus Denkmalliste streichen lassen“(SZ vom 25. Oktober) hat uns folgender Leserbrief erreicht: