Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Unrühmliche Tradition
Die Wahlen des Rektors an der Pädagogischen Hochschule sorgten in der Vergangenheit immer wieder für Aufsehen
WEINGARTEN - Mit seiner Entscheidung, kurzfristig seine Kandidatur für eine weitere Amtszeit als Rektor der Pädagogischen Hochschule Weingarten (PH) zurückzuziehen, setzt Amtsinhaber Werner Knapp eine unrühmliche Tradition der PH fort. Denn schon vergangene Besetzungen von Führungsposten hatten für jede Menge Aufregung gesorgt – gerade weil der Senat häufig nicht mitspielte.
Nach neun Rektoren in 41 Jahren wurde im Februar 2003 Jakob Ossner zum Rektor gewählt. Seine fünfjährige Amtszeit soll von rationalen Entscheidungen und der Bereitschaft, die PH weiterzuentwickeln, geprägt gewesen sein. Doch das war wohl nur die eine Seite der Medaille. Hinter vorgehaltener Hand wurde immer wieder sein autoritärer Führungsstil scharf kritisiert. Und so stellten sich Teile des Senats im Februar 2008 auch quer, nachdem Ossner vom Hochschulrat einstimmig wiedergewählt worden war. Acht Mitglieder stimmten gegen Ossner, zwei enthielten sich und zehn Senatoren sprachen sich für den Amtsinhaber aus.
Wahl galt als gescheitert
Doch da man damals davon ausging, dass Ossner die Mehrheit aller Mitglieder – und nicht nur die der anwesenden Senatoren – gebraucht hätte, galt die Wahl zunächst als gescheitert. Das wiederum kam seinerzeit überraschend, schließlich war Ossner der einzige Kandidat gewesen und hatte grundsätzlich anscheinend solide Arbeit geleistet.
In der Folge schaltete sich das zuständige Ministerium ein und erklärte die Wahl für gültig. Doch das löste heftige Diskussionen aus, weswegen es im April eine erneute Senatsabstimmung gab – mit dem gleichen Ergebnis. Daraufhin verzichtete Ossner und machte den Weg für Margret Ruep frei. Sie wurde bereits im Juli 2008 vom Hochschulrat einstimmig gewählt – doch wieder sorgte der Senat für Aufsehen. Nur ganz knapp – mit zehn Ja- und acht Nein-Stimmen – bestätigte er die Wahl Rueps zur ersten Rektorin der PH Ende September 2008.
In ihrer verkürzten Amtszeit setzte Ruep vor allem auf Nachhaltigkeit, intensivierte die Beziehungen zu den Schulen und setzte verstärkt auf den Praxisbezug.
Doch bereits im Mai 2011 folgte Ruep dem Ruf ins baden-württembergische Kultusministerium, wo sie Ministerialdirektorin wurde. Damit war die Stelle des Rektors vakant. Kommissarisch übernahm Werner Knapp, der erst ein Jahr zuvor – auf Vorschlag von Ruep – zum Prorektor gewählt worden war. Bei den Wahlen Ende 2011 beziehungsweise Anfang 2012 präsentierte sich der Senat dann wieder als eine Einheit. Werner Knapp wurde einstimmig für sechs Jahre gewählt. Zuvor hatte sich der Hochschulrat ebenfalls einstimmig für Knapp ausgesprochen. Und der rechtfertigte das Vertrauen in den folgenden Jahren dann auch.