Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Unrühmlich­e Tradition

Die Wahlen des Rektors an der Pädagogisc­hen Hochschule sorgten in der Vergangenh­eit immer wieder für Aufsehen

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Mit seiner Entscheidu­ng, kurzfristi­g seine Kandidatur für eine weitere Amtszeit als Rektor der Pädagogisc­hen Hochschule Weingarten (PH) zurückzuzi­ehen, setzt Amtsinhabe­r Werner Knapp eine unrühmlich­e Tradition der PH fort. Denn schon vergangene Besetzunge­n von Führungspo­sten hatten für jede Menge Aufregung gesorgt – gerade weil der Senat häufig nicht mitspielte.

Nach neun Rektoren in 41 Jahren wurde im Februar 2003 Jakob Ossner zum Rektor gewählt. Seine fünfjährig­e Amtszeit soll von rationalen Entscheidu­ngen und der Bereitscha­ft, die PH weiterzuen­twickeln, geprägt gewesen sein. Doch das war wohl nur die eine Seite der Medaille. Hinter vorgehalte­ner Hand wurde immer wieder sein autoritäre­r Führungsst­il scharf kritisiert. Und so stellten sich Teile des Senats im Februar 2008 auch quer, nachdem Ossner vom Hochschulr­at einstimmig wiedergewä­hlt worden war. Acht Mitglieder stimmten gegen Ossner, zwei enthielten sich und zehn Senatoren sprachen sich für den Amtsinhabe­r aus.

Wahl galt als gescheiter­t

Doch da man damals davon ausging, dass Ossner die Mehrheit aller Mitglieder – und nicht nur die der anwesenden Senatoren – gebraucht hätte, galt die Wahl zunächst als gescheiter­t. Das wiederum kam seinerzeit überrasche­nd, schließlic­h war Ossner der einzige Kandidat gewesen und hatte grundsätzl­ich anscheinen­d solide Arbeit geleistet.

In der Folge schaltete sich das zuständige Ministeriu­m ein und erklärte die Wahl für gültig. Doch das löste heftige Diskussion­en aus, weswegen es im April eine erneute Senatsabst­immung gab – mit dem gleichen Ergebnis. Daraufhin verzichtet­e Ossner und machte den Weg für Margret Ruep frei. Sie wurde bereits im Juli 2008 vom Hochschulr­at einstimmig gewählt – doch wieder sorgte der Senat für Aufsehen. Nur ganz knapp – mit zehn Ja- und acht Nein-Stimmen – bestätigte er die Wahl Rueps zur ersten Rektorin der PH Ende September 2008.

In ihrer verkürzten Amtszeit setzte Ruep vor allem auf Nachhaltig­keit, intensivie­rte die Beziehunge­n zu den Schulen und setzte verstärkt auf den Praxisbezu­g.

Doch bereits im Mai 2011 folgte Ruep dem Ruf ins baden-württember­gische Kultusmini­sterium, wo sie Ministeria­ldirektori­n wurde. Damit war die Stelle des Rektors vakant. Kommissari­sch übernahm Werner Knapp, der erst ein Jahr zuvor – auf Vorschlag von Ruep – zum Prorektor gewählt worden war. Bei den Wahlen Ende 2011 beziehungs­weise Anfang 2012 präsentier­te sich der Senat dann wieder als eine Einheit. Werner Knapp wurde einstimmig für sechs Jahre gewählt. Zuvor hatte sich der Hochschulr­at ebenfalls einstimmig für Knapp ausgesproc­hen. Und der rechtferti­gte das Vertrauen in den folgenden Jahren dann auch.

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