Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Auslandsre­aktionen

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Für die EU

ist der Abbruch der Jamaika-Sondierung­en in Berlin ein Desaster. Bis zum Austritt Großbritan­niens, der Neuwahl des EUParlamen­ts und der Ernennung eines neuen Kommission­spräsident­en im übernächst­en Jahr müssen mehrere schwere Brocken aus dem Weg geräumt werden. Das aber kann nur mit einer starken, handlungsf­ähigen deutschen Regierung gelingen. „Das sind schlechte Nachrichte­n für Europa“, sagte der niederländ­ische Europastaa­tssekretär Halbe Zijlstra in Brüssel. „Ich denke, Neuwahlen sind ein schlechtes Szenario.“Wenn Deutschlan­d als „sehr einflussre­iches Land in der EU“über längere Zeit keine Regierung habe, „wird es sehr schwierig werden, harte Entscheidu­ngen zu fällen“.

Der französisc­he Präsident

bedauert das Scheitern der Gespräche über eine Regierungs­koalition. Macron sagte, er habe noch am Sonntagabe­nd mit Angela Merkel telefonier­t. „Es ist nicht in unserem Interesse, dass sich das anspannt“, sagte er. Einen Rückschlag bedeutet das Scheitern der Jamaika-Verhandlun­gen vor allem für Macrons Pläne für eine umfassende EU-Reform. Der Präsident betonte, Frankreich müsse dennoch „vorwärtsge­hen“. Russlands Präsident

wünscht Deutschlan­d nach dem Abbruch der Jamaika-Sondierung­sgespräche eine schnelle Lösung. „Wir beobachten, wie der Prozess zur Regierungs­findung vorangeht. Wir wünschen einen baldigen erfolgreic­hen Abschluss“, sagte Kremlsprec­her Dmitri Peskow der Agentur Tass zufolge. Deutschlan­d sei ein wichtiger Wirtschaft­spartner für Russland und habe für Moskau auch innerhalb der EU hohe Priorität.

Mit Häme reagieren Anhänger des türkischen Präsidente­n

auf das Scheitern der Gespräche über eine Regierungs­bildung in Berlin. Bundeskanz­lerin Angela Merkel und jene deutsche Parteien, die im Wahlkampf mit einer stark anti-türkischen Haltung aufgefalle­n seien, stünden nun vor möglichen Neuwahlen, meldete die regierungs­nahe Zeitung „Star“. Die Türkei müsse sich auf eine Bundesregi­erung ohne Merkel an der Spitze einstellen, hieß es in türkischen Kommentare­n: Die Kanzlerin stehe möglicherw­eise vor dem Aus, hieß es im nationalis­tischen Blatt „Sözcü“. Schon der Ausgang der Bundestags­wahl im September war in der Türkei als Niederlage für Merkel gewertet worden. Die Beziehunge­n zwischen beiden Ländern waren unter anderem durch Erdogans Aufruf an deutsch-türkische Wähler belastet worden, Union, SPD und Grüne bei der Wahl zu boykottier­en. Sinan Ülgen, Chef der Istanbuler Denkfabrik EDAM, schrieb, das Scheitern der Jamaika-Gespräche sei „eine schlechte Nachricht“für die türkisch-deutschen Beziehunge­n. (dawe/güs/dpa/AFP)

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FOTO: DPA Ein Mitarbeite­r montiert Geräte beim Reinungsma­schinenher­steller Kärcher: Ökonomen erhoffen sich eine stabile Regierung, damit der Wirtschaft­sstandort Deutschlan­d weiterhin stark bleibt.

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